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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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die Laufplanke hinauf in jene eigentümliche Galeere trieben, und er wunderte sich, in welchen Ländern oder ob überhaupt in irgendwelchen Ländern es diesen fetten, pathetischen Kreaturen wohl bestimmt war, zu dienen.

    Und am Abend des dritten Ankertages jener Galeere, sprach ihn einer der unerfreulichen Kaufleute an, grinste anzüglich und erging sich in Andeutungen über das, was er in den Kaschemmen von Carters Suche gehört hatte. Er schien Kunde von Dingen zu besitzen, die zu geheim waren, um sie öffentlich preiszugeben; und obgleich seine Stimme unerträglich haßerfüllt klang, meinte Carter doch, daß die Kenntnisse eines so weitgereisten Mannes keinesfalls ignoriert werden dürften. Er lud ihn daher ein, oben hinter verschlossenen Türen sein Gast zu sein und holte den Rest vom Mondwein der Zoogs, um ihm die Zunge zu lösen. Der fremdartige Kaufmann trank sehr viel, grinste aber trotzdem unverwandt weiter. Dann zog er eine merkwürdige Flasche mit seinem eigenen Wein hervor, und Carter stellte fest, daß die Rasche aus einem einzigen ausgehöhlten Rubin bestand, grotesk mit Mustern verziert, die zu unglaublich waren, um sie begreifen zu können. Er bot seinem Gastgeber von dem Wein an, und obwohl Carter nur einen winzigen Schluck nahm, fühlte er den Schwindel des Alls und das Fieber ungeahnter Dschungel. Indessen hatte der Gast immer breiter gelächelt, und als Carter in die Leere entglitt, sah er zuletzt noch, wie sich das dunkle, widerliche Gesicht zu einem bösartigen Lachen verzerrte und noch etwas ganz und gar Unaussprechliches dort, wo sich der eine der beiden Stirnhöcker des orangenen Turbans durch die Zuckungen dieser epileptischen Heiterkeit verschoben hatte.

    In fürchterlichen Gerüchen erlangte Carter unter einer zeltartigen Plane auf Deck eines Schiffes sein Bewußtsein zurück; und an ihm vorüber flogen, mit unnatürlicher Geschwindigkeit, die wundervollen Küsten des Süd-Meers. Er lag nicht in Ketten, aber drei der dunklen, sardonischen Kaufleute standen grinsend in der Nähe, und der Anblick jener Höcker auf ihren Turbanen raubte ihm fast ebenso die Kraft wie der Gestank, der aus den finsteren Luken heraufdrang. Er sah die glorreichen Länder und Städte an sich vorübergleiten, über die ein Traumgefährte von der Erde, ein Leuchtturmwärter im alten Kingsport, in vergangenen Tagen oft gesprochen hatte, und er erkannte die Tempelterrassen von Zar, dem Aufenthaltsort vergessener Träume; die Spitztürme des schändlichen Thalarion, jener Dämonenstadt der Tausend Wunder, in der das Eidolon Lathi regiert; die Begräbnisgärten von Xura, dem Land Unerreichter Wonnen, und die kristallenen Zwillingsvorgebirge, die sich am Himmel zu einem funkelnden Bogen vereinigen und den Hafen von Sona-Nyl, dem gesegneten Land der Phantasie, bewachen.

    An all diesen prächtigen Ländern flog das stinkende Schiff verderblich vorbei, getrieben von den abnormen Ruderschlägen der unsichtbaren Ruderer in seinem Bauch. Und ehe der Tag zu Ende ging, wußte Carter, daß der Steuermann kein anderes Ziel haben konnte, als die Basaltsäulen des Westens, hinter denen das glänzende Cathuria liegt, wie die einfachen Leute behaupten; doch weise Träumer wissen sehr gut, daß es die Tore eines monströsen Kataraktes sind, in dem die Ozeane des Traumlandes der Erde ins bodenlose Nichts stürzten und durch die Räume zu anderen Welten und anderen Sternen und zu den schrecklichen Leeren außerhalb des geordneten Universums schießen, wo der Dämonen-Sultan Azathoth hungrig im Chaos nagt inmitten von Getrommel und Gepfeif und dem höllischen Tanz der Anderen Götter, blind, stumm, finster und irrsinnig, mit ihrer Seele und ihrem’Boten Nyarlathotep.

    Währenddem verrieten die drei sardonischen Kaufleute mit keinem Wort ihre Absichten, obwohl Carter sicher war, daß sie mit jenen im Bunde sein mußten, die ihn von seiner Suche abhalten wollten. Im Land der Träume ist es eine unausgesprochene Tatsache, daß die Anderen Götter viele Handlanger unter den Menschen haben; und alle diese Handlanger, seien sie nun völlig menschlich oder nicht mehr so ganz, sind eifrig darum bemüht, den Willen dieser blinden und irrsinnigen Wesen zu erfüllen, als Dank für die Gunst ihrer gräßlichen Seele und ihres Boten, des kriechenden Chaos Nyarlathotep. Hieraus folgerte Carter, daß die Kaufleute mit den Höckerturbanen, als sie von seiner dreisten Suche nach den Großen in ihrem Schloß auf dem Kadath erfuhren, beschlossen

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