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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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daß er für das Kommen der gräßlichen Seele und des Boten der Anderen Götter der Unendlichkeit, das kriechende Chaos Nyarlathotep, gefangen gehalten wurde. Endlich, nach einer unbemessenen Spanne von Stunden oder Tagen, schwang die große Steintür wieder auf, und Carter wurde die Treppe hinunter und hinaus auf die roterleuchteten Straßen dieser furchtbaren Stadt gestoßen. Nacht regierte auf dem Mond, und überall in der Stadt waren fackeltragende Sklaven postiert.

    Auf einem abscheulichen Platz formierte sich so etwas wie eine Prozession; zehn Krötenwesen und vierundzwanzig fastmenschliche Fackelträger, zu jeder Seite elf und jeweils einer an der Spitze und am Schluß. Sie nahmen Carter in die Mitte; fünf Krötenwesen vor, und fünf hinter ihm, und links und rechts ein fastmenschlicher Fackelträger. Manche der Krötenwesen brachten widerliche geschnitzte Flöten aus Elfenbein zum Vorschein und erzeugten ekelhafte Töne darauf. Zu diesem höllischen Gepfeif bewegte sich die Kolonne durch die geziegelten Straßen, hinaus in nachtschwarze Ebenen obszöner Pilze, und begann bald einen der flacheren und weniger steilen Berge zu ersteigen, die sich hinter der Stadt erhoben. Daß auf irgendeinem entsetzlichen Abhang oder gottlosen Plateau das kriechende Chaos wartete, daran durfte Carter nicht zweifeln; und er hoffte nur, daß die Ungewißheit bald vorüber sein würde. Das Winseln dieser blasphemischen Röten war schockierend, und er hätte Welten für ein halbwegs normales Geräusch gegeben; doch die Krötenwesen besaßen keine Stimmen, und die Sklaven sprachen nicht.

    Dann drang ein normales Geräusch durch die stemfleckige Dunkelheit. Es rollte die höheren Berge hinab, wurde von allen schrundigen Gipfeln ringsum aufgenommen und in einem anschwellenden, pandämonischen Chor zurückgeworfen. Es war der mitternächtliche Schrei der Katze, und nun wußte Carter, daß die alten Stadtbewohner zu Recht ihre leisen Mutmaßungen über jene kryptischen Bereiche anstellten, die nur den Katzen bekannt sind, und in die sich des Nachts die älteren Katzen heimlich begeben, indem sie von hohen Hausgiebeln springen. Es ist tatsächlich die Rückseite des Mondes, die sie aufsuchen, um dort auf den Bergen zu hüpfen und zu tollen und mit alten Schatten zu verkehren; und hier, inmitten dieser Kolonne fötaler Wesen, vernahm Carter ihren vertrauten, freundlichen Ruf, und er dachte an die steilen Dächer, die warmen Herdstellen und die kleinen, erleuchteten Fenster zu Hause.
    Carter verstand viel von der Katzensprache, und an diesem fernen und schrecklichen Ort stieß er den entsprechenden Schrei aus. Doch das hätte er gar nicht zu tun brauchen, denn gerade als sich seine Lippen öffneten, hörte er den Chor anwachsen und näherkommen und sah flinke Schatten gegen die Sterne, als kleine anmutige Gestalten von Berg zu Berg sprangen. Der Ruf des Clans war ergangen, und ehe die widerwärtige Prozession noch Zeit zur Furcht fand, brach auch schon eine erstickende Fellwolke und eine Phalanx mörderischer Klauen wie eine Sturzflut und ein Sturm über sie herein. Die Flöten verstummten, und Schreie hallten durch die Nacht. Sterbende Fastmenschliche kreischten, und Katzen fauchten und jaulten und brüllten, nur die Krötenwesen gaben keinen Laut von sich, als ihr stinkendes, grünes Blutwasser fatal auf den porösen Boden mit den obszönen Pilzen niedertropfte.

    Solange die Fackeln brannten, bot sich ein erstaunliches Bild, und nie zuvor hatte Carter so viele Katzen gesehen. Schwarze, graue und weiße; gelbe, getigerte und bunte; gewöhnliche Hauskatzen, Perserund Manx-, Tibet-, Angoraund Ägypterkatzen, alle waren sie da in der Raserei der Schlacht, und über ihnen schwebte ein Hauch jener profunden und unentweihten Heiligkeit, die ihre Gottheit in den Tempeln von Bubastis groß machte. Zu siebt fuhren sie einem Fastmenschlichen an die Kehle oder sprangen einem Krötenwesen ans blaßrote Tentakelmaul und zerrten es reißend zu Boden, wo eine Myriade ihrer Gefährten mit den wahnsinnigen Zähnen und Krallen einer göttlichen Schlachtenfurie darüber herfiel. Carter hatte einem niedergestreckten Sklaven die Fackel abgenommen, wurde jedoch bald von den wogenden Wellen seiner getreuen Verteidiger überwältigt. Dann lag er in völliger Finsternis und hörte den Kriegslärm und die Rufe der Sieger, und spürte die sanften Pfoten seiner Freunde, als sie im Kampfgetümmel kreuz und quer über ihn hineilten.

    Zuletzt verschlossen ihm

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