Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
Vom Netzwerk:
im alten Stil, wurde er von einem backenbärtigen Butler in gemäßer Livree empfangen und sogleich in die Bibliothek geleitet, wo Kuranes, Lord von Ooth-Nargai und dem Himmel um Serannian, schwermütig in einem Stuhl am Fenster saß, auf sein kleines Küstendörfchen schaute und sich wünschte, sein altes Kindermädchen würde hereinkommen und ihn ausschelten, weil er für dies verhaßte Rasenfest beim Vikar nicht fertig war, wo doch die Kutsche schon wartete und seine Mutter schier die Beherrschung verlor.

    Kuranes, in einen Schlafrock solchen Zuschnitts gekleidet, wie ihn die Londoner Schneider in seiner Jugend favorisierten, erhob sich rasch, um seinen Gast zu begrüßen; denn der Anblick eines Angelsachsen aus der wachen Welt war ihm sehr lieb, selbst wenn dieser aus Boston, Massachusetts, anstatt aus Cornwall kam. Und lange sprachen sie von alten Zeiten und hatten sich viel zu sagen, denn beide waren alte Träumer und wohlvertraut mit den Wundem unglaublicher Orte. Kuranes war wirklich jenseits der Sterne, draußen in der Ultimaten Leere gewesen, und er galt für den einzigen, der jemals bei Verstand von einer solchen Reise zurückgekehrt war.

    Schließlich brachte Carter das Thema auf seine Suche, und stellte seinem Gastgeber jene Fragen, die er schon so vielen anderen gestellt hatte. Kuranes wußte nicht, wo der Kadath oder die wunderbare Stadt im Sonnenuntergang lagen; aber er wußte, daß die Großen sehr gefährliche Kreaturen seien, wollte man sie aufsuchen, und daß die Anderen Götter merkwürdige Mittel besäßen, um sie vor aufdringlicher Neugier zu schützen. In fernen Regionen des Alls hatte er viel über die Anderen Götter erfahren, besonders in jener Region, wo keine Formen existieren, und farbige Gase die innersten Geheimnisse ergründen. Das violette Gas S’ngac hatte ihm entsetzliche Dinge über das kriechende Chaos Nyariathotep erzählt und ihn davor gewarnt, sich jemals der Zentralleere zu nahem, wo der Dämonen-Sultan Azathoth im Finstern hungrig nagt. Alles in allem, sei es nicht gut, sich mit den Älteren einzulassen; und wenn sie beharrlich jeden Zugang zu der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang verwehrten, wäre es besser, diese Stadt nicht zu suchen.

    Kuranes bezweifelte außerdem, ob seinem Gast irgendein Vorteil erwüchse, selbst wenn es ihm gelänge, diese Stadt zu erreichen. Er selbst habe lange Jahre vom schönen Celephais und dem Land Ooth-Nargai geträumt und sich danach gesehnt und nach der Freiheit und Farbigkeit und herrlichen Erfahrung eines Lebens ohne Fesseln, Konventionen und Stumpfsinn. Aber jetzt, da er in diese Stadt und in dieses Land gekommen wäre und König davon sei, erschienen ihm die Freiheit und Lebhaftigkeit nur allzu schnell stumpf und monoton, weil sie jeglicher Verbindung zu etwas Festbegründetem in seinen Gefühlen und Erinnerungen entbehrten. Er sei König von Ooth-Nargai, fände aber keinen Sinn darin und gräme sich immer um die altvertrauten Dinge Englands, die seine Jugend geformt hatten. Sein ganzes Königreich würde er für den Klang von Kirchenglocken über Comwalls Dünen geben, und all die tausend Minarette von Celephais für die steilen, heimischen Dächer des Städtchens bei seinem Geburtshaus. Deshalb sagte er seinem Gast, daß die unbekannte Stadt im Sonnenuntergang möglicherweise nicht ganz die Zufriedenheit barg, die er suchte, und daß sie vielleicht besser ein glorioser, halberinnerter Traum bliebe. Denn er hatte Carter in den alten, wachen Tagen oft besucht, und kannte die hübschen Hügel New Englands gut, die ihn geboren hatten.

    Am Ende, davon sei er überzeugt, würde sich der Sucher doch nur nach den von früher her erinnerten Szenen sehnen; nach dem Glühen von Beacon Hill im Abendschein, den hohen Glockentürmen und krummen Bergstraßen des malerischen Kingsport, den altersgrauen Walmdächern des betagten und verhexten Arkham, und nach den gesegneten Auen und Tälern, wo sich Steinmauern kreuz und quer wanden und weiße Farmhausgiebel aus grünen Lauben lugten. Diese Dinge erzählte er Randolph Carter, doch der Sucher hielt noch immer an seinem Vorhaben fest. Und zuletzt trennten sie sich, jeder mit seiner eigenen Überzeugung, und Carter ging durch das bronzene Tor wieder nach Celephais hinein und die Straße der Säulen hinunter zur alten Seemauer, wo er sich weiter mit den Seeleuten aus fernen Häfen unterhielt, und auf das dunkle Schilf aus dem kalten und zwielichtigen Inquanok wartete, dessen Seeleute und

Weitere Kostenlose Bücher