Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
Vom Netzwerk:
Onyxhändler mit den fremdartigen Gesichtern das Blut der Großen in sich trugen.

    Eines sternklaren Abends, als der Pharos blendend über den Hafen schien, lief das langerwartete Schiff ein, und Seeleute und Händler mit fremdartigen Gesichtern erschienen einer nach dem anderen und Gruppe auf Gruppe in den alten Tavernen an der Seemauer. Es war sehr erregend, diesen lebendigen Gesichtern wieder zu begegnen, die den göttlichen Zügen am Ngranek so stark glichen, aber Carter hatte es nicht eilig, mit den stillen Seemännern zu sprechen. Er wußte nicht, wieviel Stolz, Verschwiegenheit und vage, himmlische Erinnerung diese Kinder der Großen erfüllen mochte, und glaubte sicher, daß es unklug wäre, ihnen von seiner Suche zu erzählen oder sich zu eingehend nach jener kalten Wüste im Norden ihres Zwielichtlandes zu erkundigen. Sie redeten wenig mit den anderen Gästen der alten Hafentaveme und zogen sich grüppchenweise in entlegene Ecken zurück, wo sie unter sich die bezaubernden Weisen unbekannter Stätten sangen oder einander lange Geschichten in einem Dialekt erzählten, der dem übrigen Traumland fremd ist. Und die Weisen und Geschichten klangen so ungewöhnlich und anrührend, daß man ihre Wunder von den Gesichtern der Lauschenden ablesen konnte, obwohl die Worte an normale Ohren nur als sonderbare Kadenzen und obskure Melodien drangen.

    Eine Woche lang lungerten die seltsamen Seeleute in den Tavernen herum und handelten in den Bazaren von Celephais, und ehe sie lossegelten, hatte Carter Passage auf dem dunklen Schiff genommen, und ihnen gesagt, er sei erfahren im Onyxbergbau und wünsche sich sehnlichst, in ihren Brüchen zu arbeiten. Das Schilf war wunderschön und meisterhaft gezimmert; es bestand aus Teakholz mit Ebenholzbeschlägen und goldenem Maßwerk, und die Kabine, in der der Reisende logierte, besaß Wandbekleidungen aus Samt und Seide. Eines Morgens wurden mit dem Wechsel der Gezeiten die Segel gehißt und der Anker gelichtet, und als Carter auf dem hohen Heck stand, sah er die im Sonnenaufgang gleißenden Wälle und Bronzestatuen und goldenen Minarette des zeitlosen Celephais in der Feme versinken und den schneeigen Gipfel des Aran kleiner und kleiner werden. Mittags gab es nur noch das sanfte Blau der Cerenäischen See und eine bemalte Galeere am Horizont, unterwegs zu den Gefilden von Serannian, wo sich die See dem Himmel vermählt.

    Und die Nacht kam mit prächtigen Sternen, und das dunkle Schiff hielt Kurs auf den Himmelswagen und den Kleinen Bär, die langsam um den Pol schwangen. Und die Matrosen sangen sonderbare Lieder von unbekannten Orten, und sie stahlen sich einer nach dem anderen zum Vorderkastell davon, während die aufmerksamen Wachen alte Gesänge murmelten und über der Reling lehnten, um die Leuchtfische in Gärten unter dem Meer spielen zu sehen. Carter legte sich um Mitternacht zur Ruhe, und als er sich im Glühen eines jungen Morgens erhob, schien ihm die Sonne südlicher zu stehen als gewöhnlich. Und während des ganzen zweiten Tages lernte er die Männer des Schiffes besser kennen, und brachte sie nach und nach dazu, von ihrem kalten, zwielichtigen Land, der exquisiten Onyxstadt und ihrer Angstvor den hohen, unbezwingbaren Gipfeln, hinter denen Leng liegen sollte, zu erzählen. Sie sagten ihm, wie traurig sie wären, daß im Lande Inquanok keine Katzen bleiben mochten, und daß ihrer Ansicht nach die heimliche Nähe von Leng Schuld daran trüge. Nur über die steinige Wüste im Norden wollten sie nicht reden. Diese Wüste hätte etwas Beunruhigendes an sich und man hielte es für ratsam, ihre Existenz zu verleugnen.

    An den folgenden Tagen sprachen sie über die Onyxbrüche, in denen Carter angeblich arbeiten wollte. Davon gäbe es viele, denn die ganze Stadt Inquanok sei aus Onyx erbaut, und außerdem tausche man in Rinar, Ogrothan und Celephais und im eigenen Land mit den Kaufleuten aus Thraa, Ilarnek und Kadatheron mächtige, polierte Onyxblöcke gegen die herrlichen Waren dieser sagenhaften Häfen. Und hoch im Norden, fast in der kalten Wüste, deren Existenz die Menschen aus Inquanok nicht zugeben mochten, läge ein unbenutzter Onyxbruch, größer als alle anderen, aus dem in vergessenen Zeiten so gewaltige Brocken und Blöcke herausgeschlagen worden waren, daß der Anblick der ausgemeißelten Löcher jeden mit Entsetzen erfülle. Wer diese unglaublichen Blöcke abgespalten hatte und wohin sie transportiert worden waren, könne kein Mensch sagen; doch erachte man

Weitere Kostenlose Bücher