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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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und sie aufzusuchen seien nur wenige Leute gewillt, denn es wäre ein kaltes, dämmeriges Land, das dicht ans widrige Leng grenzen sollte, obwohl sich auf der Seite, wo Leng angeblich lag, hohe, unbezwingbare Berge türmten, so daß niemand sagen könne, ob das schlimme Plateau mit seinen entsetzlichen Steinsiedlungen und dem unnennbaren Kloster wirklich dort war, ober ob das Gerücht nur der Furcht entsprang, die ängstliche Leute nachts ergriff, wenn sich jene gräßlichen Grenzgipfel schwarz vor einem aufgehenden Mond abzeichneten.

    Gewiß, die Menschen erreichten Leng von den verschiedensten Ozeanen her. Über andere Grenzen Inquanoks war diesen Seeleuten nichts bekannt, und auch von der kalten Öde und dem unbekannten Kadath hatten sie nur in vagen, verworrenen Berichten gehört. Und von der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang, nach der Carter suchte, wußten sie überhaupt nichts.

    Deshalb fragte der Reisende nicht länger nach entlegenen Dingen, sondern wartete den Zeitpunkt ab, wo er mit jenen fremdartigen Männern aus dem kalten und zwielichtigen Inquanok selbst sprechen konnte, welche Nachkommen jener Götter sind, die ihre Züge am Ngranek einmeißelten.

    Spät am Tag erreichte die Galione die Flußschleifen, die die duftenden Dschungel von Kled durchziehen. Hier wäre Carter gern an Land gegangen, denn in diesen tropischen Dickichten schlafen, einsam und unzerstört, wundersame Elfenbeinpaläste, in denen einstens die sagenhaften Monarchen eines Landes lebten, dessen Name vergessen ist. Zauberformeln der Älteren bewahren diese Stätten vor Schaden und Zerfall, denn es steht geschrieben, daß sie eines Tages vielleicht wieder gebraucht werden; und Elefantenkarawanen haben sie von fern im Mondlicht schimmern sehen, doch niemand wagt sich ihnen weiter zu nahem, wegen der Wächter, denen sie ihre Unversehrtheit verdanken. Aber das Schiff flog weiter, und der anbrechende Abend dämpfte die Laute des Tages, und die ersten Sterne am Himmel blinkten den frühen Leuchtkäfern an den Ufern Antwort zu, als jener Dschungel weit hinter ihnen blieb und nur seinen Duft zur Erinnerung zurückließ, daß es ihn gegeben hatte. Und die ganze Nacht hindurch trieb die Galione an unsichtbaren und ungeahnten Mysterien vorbei. Einmal meldete der Ausguck Feuer auf den Hügeln im Osten, doch der schläfrige Kapitän sagte, man sähe sie besser nicht zu lange an, denn es sei höchst ungewiß, wer oder was sie entzündet habe.

    Morgens hatte sich der Fluß stark verbreitert, und die Häuser, die das Ufer säumten, zeigten Carter, daß sie kurz vor der mächtigen Handelsstadt Hianith an der Cerenäischen See waren. Hier sind die Mauern aus rauhem Granit und die Häuser von phantastischen, verputzten Balkengiebeln gekrönt. Die Leute von Hianith gleichen mehr den Menschen der wachen Welt als anderen des Traumlandes; man besucht die Stadt deshalb nur wegen des regen Tauschhandels, rühmt jedoch die solide Arbeit ihrer Kunsthandwerker. Die Kaianlagen von Hianith bestehen aus Eiche, und dort ankerte die Galione, während der Kapitän in den Tavernen feilschte. Auch Carter ging an Land und besah sich neugierig die ausgefahrenen Straßen, wo hölzerne Ochsenkarren rumpelten und in Bazaren hitzige Kaufleute ihre Waren ausriefen. Die Hafentavernen standen alle dicht bei den Kais, an Pflasterstraßen, die die Gischt hoher Fluten mit einer Salzkruste überzogen hatte, und durch ihre niedrigen, schwarzen Balkendecken und die Fensterflügel mit grünen Butzenscheiben wirkten sie sehr altertümlich.

    Greise Seeleute redeten in diesen Tavernen viel von fernen Häfen und erzählten manche Geschichte über die merkwürdigen Männer aus dem zwielichtigen Inquanok, konnten jedoch dem, was die Matrosen der Galione schon berichtet hatten, nichts Neues hinzufügen. Dann endlich, nach langem Entund Beladen, setzte das Schiff erneut Segel über das abendliche Meer, und die hohen Mauern und Giebel von Hianith versanken immer mehr, während ihnen das letzte, goldene Licht des Tages eine Pracht und Schönheit schenkte, die jene übertraf, die die Menschen ihnen verliehen hatten.

    Zwei Nächte und zwei Tage segelte die Galione über die Cerenäische See, sah kein Land und passierte nur ein anderes Schiff. Gegen Sonnenuntergang des zweiten Tages ragte dann voraus der schneeige Gipfel des Aran, auf seinen unteren Hängen wiegten sich Gingkobäume, und Carter wußte, daß sie das Land Ooth-Nargai und die wundervolle Stadt Celephais erreicht hatten. Rasch

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