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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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weißglühenden Spitzen sie in Abständen drei straffgefesselte Gefangene peinigten, die sich vor den Anführern des Trupps auf dem Boden krümmten. Aus den Bewegungen ihrer Tentakel konnte Carter schließen, daß die stumpfschnauzigen Mondbestien das Spektakel mächtig genossen, und er erschrak zutiefst, als er mit einemmal das rasende Gefiepe wiedererkannte und wußte, daß es sich bei den gefolterten Ghoulen nur um die getreuen Drei handeln konnte, die ihn sicher aus dem Abgrund geführt hatten und anschließend vom Verwunschenen Wald aufgebrochen waren, um Sarkomand und das Tor zu ihren heimischen Tiefen zu finden.

    Die übelriechenden Mondbestien hockten in großer Zahl um jenes grünliche Feuer, und Carter sah ein, daß er im Augenblick nichts zur Rettung seiner früheren Verbündeten unternehmen durfte. Wie die Ghoule in Gefangenschaft geraten sein mochten, dafür fehlte ihm jede Erklärung; doch stellte er sich vor, daß die grauen, krötenhaften Blasphemien erfahren hatten, wie sich die Ghoule in Dylath-Leen nach dem Weg nach Sarkomand erkundigten und es für nicht wünschenswert erachtet hatten, daß sie sich dem hassenswerten Plateau von Leng und dem unbeschreibbaren Hohepriester so weit näherten. Einen Moment lang überlegte er, was zu tun sei, und entsann sich daran, wie dicht am Tor zum schwarzen Königreich der Ghoule er sich aufhielt. Bestimmt war es das klügste, nach Osten zum Platz der Zwillingslöwen zu kriechen und geradewegs in den Schlund abzusteigen, wo ihn gewiß keine ärgeren Schrecken erwarteten als jene hier oben, und wo er schon bald auf Ghoule treffen könnte, die darauf brannten, ihre Brüder zu retten und vielleicht die Mondbestien von der schwarzen Galeere auszutilgen. Es fuhr ihm durch den Sinn, daß das Portal, ebenso wie auch andere Tore zum Abgrund, von einer Horde der Dunkel-Dürren bewacht sein könnte; aber jetzt fürchtete er diese gesichtslosen Kreaturen nicht. Er hatte nämlich in Erfahrung gebracht, daß sie durch heilige Verträge mit den Ghoulen verbündet sind, und der Ghoul, der Pickman war, hatte ihm beigebracht, ein Losungswort zu plappern, das sie verstanden.

    So robbte Carter ein zweites Mal heimlich durch die Ruinen und kroch langsam dem großen Zentralplatz und den geflügelten Löwen zu. Es wurde eine kitzlige Angelegenheit, doch die Mondbestien zeigten sich angenehm beschäftigt, und sie überhörten die leisen Geräusche, die er zweimal zwischen den verstreuten Steinen verursachte. Endlich erreichte er den freien Platz und bahnte sich seinen Weg durch die verkrüppelten Bäume und Ranken, die dort gediehen waren. Über ihm drohten im kranken Glanz der phosphoreszierenden Nachtwolken schrecklich die gigantischen Löwen, aber er näherte sich ihnen mannhaft weiter und schlich sofort zu ihrer Vorderseite, weil er wußte, daß er hier die mächtige Finsternis finden würde, die sie bewachen. Zehn Fuß voneinander getrennt duckten sich die hohngesichtigen Bestien aus Diorit, brütend aufZyklopenpiedestalen, deren Seiten zu furchterregenden Basreliefs ausgemeißelt waren. Zwischen ihnen lag ein Fliesenhof, dessen Zentrum einst Onyxbalustraden umfriedeten. In der Mitte dieses Areals öffnete sich eine schwarze Grube, und Carter entdeckte schnell, daß er tatsächlich an dem gähnenden Schlund stand, dessen verkrustete und modrige Steinstufen hinab zu den Krypten des Alptraums führen.

    Entsetzlich ist die Erinnerung an diesen dunklen Abstieg, in dem sich Stunden verzehrten, während sich Carter blind eine bodenlose Spirale steiler und schlüpfriger Stufen hinunterschraubte. So abgewetzt und eng waren die Stufen und so schmierig vom Schlick der inneren Erde, daß der Hinabsteigende nie genau wußte, wann er einen atemlosen Fall und Wirbel hinunter in die Ultimaten Grüfte zu gewärtigen hatte; und er fühlte sich ebenso unsicher darüber, wann und wo genau die Wachen der Dunkel-Dürren plötzlich ihre Klauen in ihn schlagen würden, sollten in dieser urzeitlichen Passage überhaupt welche stationiert sein. Die stickigen Dünste der unteren Schlünde hüllten ihn ein, und er spürte, daß die Luft dieser würgenden Tiefen nicht für den Menschen bestimmt war. Mit der Zeit stumpften seine Empfindungen ab, und Schlaftrunkenheit überkam ihn; er bewegte sich mehr von automatischen Impulsen getrieben als vom Willen gesteuert, und bemerkte auch dann keine Veränderung, als seine Bewegungen völlig aussetzten, weil ihn leise etwas von hinten packte.

    Zuerst flog er sehr

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