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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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rasch durch die Luft, und dann verriet ihm ein böswilliges Kitzeln, daß die gummiartigen Dunkel-Dürren ihrer Pflicht genügt hatten.

    Wachgerüttelt durch die Tatsache, daß er dem feuchten, kalten Griff der gesichtslosen Flatterer ausgeliefert war, entsann sich Carter des Losungswortes der Ghoule und plapperte es so laut, wie es ihm Wind und Chaos des Fluges erlaubten. Trotz der den Dunkel-Dürren nachgesagten Geistlosigkeit zeitigte dies eine augenblickliche Wirkung; denn das Gekitzel hörte sofort auf, und die Kreaturen beeilten sich, ihren Gefangenen in eine bequemere Lage zu drehen. Dergestalt ermutigt, versuchte es Carter mit einigen Erklärungen; er erwähnte die Gefangennahme und Folterung von drei Ghoulen und wies auf die Notwendigkeit hin, einen Rettungstrupp für sie zusammenzustellen. Obwohl sie der Sprache nicht mächtig waren, schienen die Dunkel-Dürren zu verstehen, um was es ging, und sie machten ihren Flug schneller und zielgerichteter. Plötzlich wich die dichte Schwärze dem grauen Zwielicht der inneren Erde, und voraus öffnete sich eine jener flachen, sterilen Ebenen, auf denen die Ghoule bevorzugt hocken und nagen.

    Vereinzelte Grabsteine und knöcherne Überbleibsel sprachen von den Bewohnern dieses Ortes; und als Carter ein lautes Fiepen höchster Dringlichkeit ausstieß, entließen ein Dutzend Gruben ihre ledrigen, hundeähnlichen Insassen. Die Dunkel-Dürren flogen jetzt tiefer und stellten ihren Passagier auf die Füße, danach zogen sie sich etwas zurück und bildeten einen zusammengedrängten Halbkreis, während die Ghoule den Neuankömmling begrüßten.

    Carter plapperte der grotesken Gesellschaft rasch und ausführlich seine Botschaft zu, und vier davon brachen sogleich durch verschiedene Grubengänge auf, um die Nachricht zu verbreiten und alle für eine Rettungsaktion verfügbaren Truppen zu sammeln. Nach einer ausgedehnten Wartezeit tauchte ein Ghoul von einiger Wichtigkeit auf und machte den Dunkel-Dürren bedeutungsvolle Zeichen, worauf zwei der letzteren in die Nacht davonflogen. Danach erfuhr die dichtgedrängte Schar der Dunkel-Dürren auf der Ebene einen ständigen Zustrom, bis schließlich der schleimige Boden völlig schwarz von ihnen war. Inzwischen krochen aus den Gruben neue Ghoule, einer nach dem anderen, alle aufgeregt plappernd und sich zu einer kruden Schlachtordnung unweit der Dunkel-Dürren formierend. Zur rechten Zeit erschien jener stolze und einflußreiche Ghoul, der einstige Künstler Richard Pickman aus Boston, und ihm erstattete Carter sehr eingehend über das Vorgefallene Bericht. Der ehemalige Pickman, entzückt seinen Freund wiederzutreffen, schien ungemein beeindruckt und konferierte, ein wenig abseits der wachsenden Menge, mit anderen Anführern. Endlich, nach sorgfältiger Durchmusterung der Reihen, fiepten alle versammelten Anrührer unisono und begannen der Horde aus Ghoulen und Dunkel-Dürren Befehle zuzuplappem. Eine große Abteilung der gehörnten Flieger verschwand sofort, während sich die übrigen paarweise gruppierten und mit ausgestreckten Vorderbeinen hinknieten, um die Ankunft der Ghoule zu erwarten. Erreichte ein Ghoul das ihm zugewiesene Paar der Dunkel-Dürren, wurde er hochgehoben und in die Schwärze davongetragen; und zuletzt war die ganze Schar bis auf Carter, Pickman, einige andere Anführer und wenige Paare der Dunkel-Dünen verschwunden.

    Pickman legte dar, daß die Dunkel-Dürren den Ghoulen als Vorhut und Schlachtrösser dienten, und daß die Armee gen Süden zog, um sich der Mondbestien anzunehmen. Dann schritten Carterund die Ghoulanführer auf die wartenden Träger zu und wurden von den klammen, schlüpfrigen Pfoten in Empfang genommen. Noch ein Augenblick, dann wirbelten alle durch Wind und Dunkelheit; endlos hinauf, hinauf, hinauf zum Tor der geflügelten Löwen und den gespenstischen Ruinen des vorzeitlichen Sarkomand.

    Als Carter nach einer langen Zeitspanne das sieche Licht von Sarkomands nokturnem Himmel wiedererblickte, wimmelte die weite Zentralplaza von kriegerischen Ghoulen und DunkelDürren. Bald mußte der Tag anbrechen; doch die Armee war so stark, daß auf eine Überrumpelung des Gegners verzichtet werden konnte. Das grünliche Flackern bei den Kais glomm noch immer schwach, obwohl das Fehlen eines ghoulischen Gefiepes anzeigte, daß die Folterung der Gefangenen für den Augenblick vorüber war. Ihren Schlachtrössem und der Horde reiterloser Dunkel-Dürrer leise Anordnungen zuplappemd, schwärmten die

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