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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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grotesken und unversehrten Häupter und brummten verächtlich auf die sie umgebenden Ruinen herab. Und Carter wußte sehr wohl, was sie sein mußten, denn die Legende berichtet nur von einem solchen Paar. Sie waren die unwandelbaren Wächter des Großen Abgrundes, und diese dunklen Ruinen in Wahrheit das uranfängliche Sarkomand.

    Carters erste Handlung bestand darin, den Torbogen im Kliff mit herabgestürzten Blöcken und befremdlichen Trümmerstücken zu schließen und zu verbarrikadieren. An einem Verfolger aus Lengs hassenswertem Monasterium war ihm nichts gelegen, denn am vorausliegenden Weg würden ohnehin genug neue Gefahren lauem. Wie man von Sarkomand in die bewohnten Gegenden des Traumlandes gelangte, darüber besaß er keine Kenntnis; auch würde ihm ein Abstieg in die Grotten der Ghoule nur wenig einbringen, denn er wußte ja, daß sie nicht besser informiert waren als er.

    Die drei Ghoule, die ihm durch die Stadt der Gugs zur Außenwelt geholfen hatten, hatten selber nicht gewußt, wie sie ihren Rückweg über Sarkomand nehmen sollten und geplant, sich bei erfahrenen Händlern in. Dylath-Leen danach zu erkundigen. Er mochte nicht daran denken, das unterirdische Reich der Gugs erneut aufzusuchen und noch einmal das Risiko jenes höllischen Turmes von Koth mit seinen Zyklopenstufen zum Verwunschenen Wald auf sich zu nehmen; trotzdem spürte er, daß ihm dieser Weg nicht erspart bliebe, falls alles andere fehlschlug. Über Lengs Plateau, jenseits des einsamen Monasteriums, wagte er sich nicht ohne Unterstützung; denn die Sendboten des Hohepriesters mußten zahlreich sein, und am Ende der Reise stünden gewiß die Shantaks oder andere Dinge, mit denen es fertig zu werden galt. Fände er ein Boot, könnte er vorbei an dem zerklüfteten und gräßlichen Felsen im Meer nach Inquanok zurücksegeln, denn die vorzeitlichen Fresken im Labyrinth des Monasteriums hatten ihm gezeigt, daß dieser fürchterliche Ort nicht weit von Sarkomands Basaltkais liegt.

    Doch in dieser seit Äonen verödeten Stadt ein Boot zufinden, stand nicht zu erwarten und daß er sich je eines zimmern könnte, schien unwahrscheinlich.

    Diese Gedanken bewegten Randolph Carter, als ein neuer Eindruck seine Sinne bestürmte. Die ganze Zeit über hatte sich vor ihm die mächtige, leichnamhafte Weite des sagenhaften Sarkomand hingestreckt, mit schwarzen, geknickten Pfeilern und zerfallenden sphinxgekrönten Toren und Titanenblöcken und monströsen, geflügelten Löwen im siechen Glühen der luminösen Nachtwolken. Nun fiel ihm rechterhand in großer Entfernung ein Glühen auf, das keine Wolken zu erklären vermochten, und er begriff, daß er im Schweigen dieser toten Stadt nicht allein war. Das Glühen pulsierte stärker und schwächer und flackerte in einer grünlichen Färbung, die nicht zur Beruhigung des Beobachters beitrug. Und als er näherkroch, die ruinenbedeckte Straße hinab und durch enge Spalten zwischen niedergebrochenen Mauern, stellte er fest, daß dicht bei den Kais ein Lagerfeuer brannte, um das sich zahlreiche vage Gestalten drängten, und über allem lastete ein lethaler Geruch. Dahinter schwappte das ölige Hafenwasser gegen ein ankerndes, großes Schiff, und Carter stockte in blankem Entsetzen, als er merkte, daß dies Schiff wahrhaftig eine der gefürchteten schwarzen Galeeren vom Mond war.

    Dann, als er gerade von der abscheulichen Flamme wegkriechen wollte, beobachtete er unter den vagen, dunklen Formen eine Bewegung und vernahm einen absonderlichen und unverwechselbaren Laut. Es war das erschreckte Fiepen eines Ghouls, und im nächsten Moment schwoll es zu einem wahren Angstgeheul an. In der Sicherheit der Schatten monströser Ruinen ließ Carter seine Neugier über seine Furcht triumphieren und kroch vorwärts, anstatt sich zurückzuziehen. Einmal wand er sich bäuchlings wie ein Wurm über eine offene Straße, und ein andermal wieder mußte er aufstehen, um zwischen Bergen von Marmorsplittem jedes Geräusch zu vermeiden. Doch es gelang ihm immer unentdeckt zu bleiben, so daß er binnen kurzem hinter einem titanischen Pfeiler einen Platz gefunden hatte, von dem aus er den ganzen grünerleuchteten Schauplatz überblicken konnte.

    Um ein gräßliches, mit anstößigen Stämmen lunarer Pilze genährtes Feuer kauerte ein stinkender Kreis der krötenähnlichen Mondbestien und ihrer beinahe menschlichen Sklaven. Manche dieser Sklaven erhitzten in den leuchtenden Flammen merkwürdige Eisenspeere, mit deren

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