Die Katzen von Ulthar
auf der Ebene einen ständigen Zustrom, bis schließlich der schleimige Boden völlig schwarz von ihnen war. Inzwischen krochen aus den Gruben neue Ghoule, einer nach dem anderen, alle aufgeregt plappernd und sich zu einer kruden Schlachtordnung unweit der Dunkel−Dürren formierend.
Zur rechten Zeit erschien jener stolze und einflußreiche Ghoul, der einstige Künstler Richard Pickman aus Boston, und ihm erstattete Carter sehr eingehend über das Vorgefallene Bericht. Der ehemalige Pickman, entzückt seinen Freund wiederzutreffen, schien ungemein beeindruckt und konferierte, ein wenig abseits der wachsenden Menge, mit anderen Anführern. Endlich, nach sorgfältiger Durchmusterung der Reihen, fiepten alle versammelten Anrührer unisono und begannen der Horde aus Ghoulen und Dunkel−Dürren Befehle zuzuplappem. Eine große Abteilung der gehörnten Flieger verschwand sofort, während sich die übrigen paarweise gruppierten und mit ausgestreckten Vorderbeinen hinknieten, um die Ankunft der Ghoule zu erwarten. Erreichte ein Ghoul das ihm zugewiesene Paar der Dunkel−Dürren, wurde er hochgehoben und in die Schwärze davongetragen; und zuletzt war die ganze Schar bis auf Carter, Pickman, einige andere Anführer und wenige Paare der Dunkel−Dünen verschwunden. Pickman legte dar, daß die Dunkel−Dürren den Ghoulen als Vorhut und Schlachtrösser dienten, und daß die Armee gen Süden zog, um sich der Mondbestien anzunehmen. Dann schritten Carterund die Ghoulanführer auf die wartenden Träger zu und wurden von den klammen, schlüpfrigen Pfoten in Empfang genommen. Noch ein Augenblick, dann wirbelten alle durch Wind und Dunkelheit; endlos hinauf, hinauf, hinauf zum Tor der geflügelten Löwen und den gespenstischen Ruinen des vorzeitlichen Sarkomand.
Als Carter nach einer langen Zeitspanne das sieche Licht von Sarkomands nokturnem Himmel wiedererblickte, wimmelte die weite Zentralplaza von kriegerischen Ghoulen und Dunkel−Dürren. Bald mußte der Tag anbrechen; doch die Armee war so stark, daß auf eine Überrumpelung des Gegners verzichtet werden konnte. Das grünliche Flackern bei den Kais glomm noch immer schwach, obwohl das Fehlen eines ghoulischen Gefiepes anzeigte, daß die Folterung der Gefangenen für den Augenblick vorüber war. Ihren Schlachtrössem und der Horde reiterloser Dunkel−Dürrer leise Anordnungen zuplappemd, schwärmten die Ghoule augenblicks in breiten, wirbelnden Reihen aus und überschwemmten die bleichen Ruinen in Richtung auf das schlimme Feuer. Carter stand jetzt an Pickmans Seite in der vordersten Linie der Ghoule und bemerkte bei ihrer Annäherung an das stinkende Lager den völlig unvorbereiteten Zustand der Mondbestien. Die drei Gefangenen lagen 71
gebunden und reglos neben dem Feuer, während ihre krötenartigen Überwinder in einem ungeordneten Haufen schläfrig hingesunken ruhten. Die fastmenschlichen Sklaven schliefen, und sogar die Wachen drückten sich vor einer Pflicht, die ihnen in diesen Gefilden rein nebensächlich erschienen sein mußte.Der endgültige Ansturm der Dunkel−Dürren und berittenen Ghoule erfolgte mit ungeheurer Wucht; alle grauen, krötenartigen Blasphemien und ihre fastmenschlichen Sklaven wurden von einer Schar Dunkel−Dürrer lautlos überwältigt. Die Mondbestien besaßen bekanntlich keine Stimme; und auch den Sklaven blieb kaum Zeit zum Schreien, ehe sie gummiartige Pfoten zum Schweigen brachten. Die großen, gallertähnlichen Abnormitäten wanden sich unter dem Zugriff der sardonischen Dunkel−Dürren fürchterlich, doch der Stärke dieser schwarzen Greifklauen widerstand nichts. Wehrte sich eine Mondbestie zu heftig, so packte sie ein Dunkel−Dürrer bei den zuckenden rosa Tentakeln und riß daran; dies schien so schmerzhaft, daß das Opfer seinen Widerstand aufgab. Carter hatte ein grausiges Gemetzel erwartet, mußte jedoch entdecken, daß die Ghoule weitaus abgefeimtere Pläne verfolgten. Sie plapperten den Dunkel−Dürren, die die Gefangenen bewachten, einfache Befehle zu und überließen alles übrige ihrem Instinkt; und bald wurden die unglückseligen Kreaturen stumm in den Großen Abgrund davongetragen, um dort gerecht unter Dhole, Gugs, Ghasts und andere Finstemisbewohner verteilt zu werden, deren Speisegewohnheiten für ihre auserwählten Opfer nicht schmerzlos sind. Inzwischen waren die drei gefesselten Ghoule befreit und von ihren siegreichen Artgenossen getröstet worden, während verschiedene Trupps die Umgebung nach eventuell
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