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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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und orientierungslos.
    Als das Licht vollends ausging, tastete er sich langsam durch die Finsternis und flehte die Großen um jede Hilfe an, die sie ihm nur gewähren mochten.
    Manchmal fühlte er den Steinboden ansteigen oder abfallen, und wann immer es ihm gelang, eine Abzweigung oder die Einmündung eines Seitenganges zu erfühlen, wählte er stets den Weg mit dem geringeren Gefälle. Er argwöhnte trotzdem, daß er sich im wesentlichen abwärts bewegte; und der gruftartige Geruch und die Verkrustungen auf den schmierigen Wänden und am Boden kündigten ihm gleichviel an, daß er sich tief in Lengs heilloses Tafelland eingrub. Doch eine Ankündigung der Sache, die zuletzt erfolgte, kam nicht; nur die Sache selbst, mit all ihrem Schrecken und Grausen und atemraubenden Chaos. Eben noch tastete er sich behutsam über den glitschigen Boden eines fast flachen Platzes, und im nächsten Augenblick raste er schon schwindelig im Dunkel eine Höhlung hinab, die schier senkrecht gewesen sein mußte.
    Über die Dauer dieses gräßlichen Rutsches erlangte er nie Klarheit, er schien jedoch Stunden irrsinniger Übelkeit und ekstatischen Wahnsinns zu währen.
    Dann merkte er, daß er still ruhte und die phosphoreszierenden Wolken einer nördlichen Nacht ihren kränklichen Schein über ihn gössen. Ringsum verfielen bröckelige Mauern und geborstene Säulen, und das Pflaster, auf dem er lag, war mit vereinzelten Grashalmen durchsetzt und von zahlreichen Sträuchern und Wurzeln aufgebrochen. Hinter ihm ragte ein Basaltkliff unermeßlich hoch und lotrecht auf; seine Flanke wies außer abstoßenden, skulpturartigen Darstellungen noch einen bogenförmigen und gemeißelten Eingang in die innere Schwärze auf, aus der er gekommen war. Voraus erstreckten sich Doppelreihen aus Pfeilern und die Fragmente und Piedestale von Säulen, die von einer breiten und entschwundenen Straße zeugten; und die Urnen und Bassins entlang des Weges verrieten ihm, daß es eine prächtige Gartenstraße 67
    gewesen war. An ihrem weitentfernten Ende schwärmten die Säulen aus, um einen gewaltigen Rundplatz zu markieren, und in diesem offenen Zirkel trat unter den totenbleichen Nachtwolken gigantisch ein Paar monströser Wesen hervor. Riesige geflügelte Löwen aus Diorit waren es, mit Schwärze und Schatten zwischen sich. Volle zwanzig Fuß hoch reckten sie ihre grotesken und unversehrten Häupter und brummten verächtlich auf die sie umgebenden Ruinen herab. Und Carter wußte sehr wohl, was sie sein mußten, denn die Legende berichtet nur von einem solchen Paar. Sie waren die unwandelbaren Wächter des Großen Abgrundes, und diese dunklen Ruinen in Wahrheit das uranfängliche Sarkomand.
    Carters erste Handlung bestand darin, den Torbogen im Kliff mit herabgestürzten Blöcken und befremdlichen Trümmerstücken zu schließen und zu verbarrikadieren. An einem Verfolger aus Lengs hassenswertem Monasterium war ihm nichts gelegen, denn am vorausliegenden Weg würden ohnehin genug neue Gefahren lauem. Wie man von Sarkomand in die bewohnten Gegenden des Traumlandes gelangte, darüber besaß er keine Kenntnis; auch würde ihm ein Abstieg in die Grotten der Ghoule nur wenig einbringen, denn er wußte ja, daß sie nicht besser informiert waren als er. Die drei Ghoule, die ihm durch die Stadt der Gugs zur Außenwelt geholfen hatten, hatten selber nicht gewußt, wie sie ihren Rückweg über Sarkomand nehmen sollten und geplant, sich bei erfahrenen Händlern in. Dylath−Leen danach zu erkundigen. Er mochte nicht daran denken, das unterirdische Reich der Gugs erneut aufzusuchen und noch einmal das Risiko jenes höllischen Turmes von Koth mit seinen Zyklopenstufen zum Verwunschenen Wald auf sich zu nehmen; trotzdem spürte er, daß ihm dieser Weg nicht erspart bliebe, falls alles andere fehlschlug. Über Lengs Plateau, jenseits des einsamen Monasteriums, wagte er sich nicht ohne Unterstützung;
    denn die Sendboten des Hohepriesters mußten zahlreich sein, und am Ende der Reise stünden gewiß die Shantaks oder andere Dinge, mit denen es fertig zu werden galt. Fände er ein Boot, könnte er vorbei an dem zerklüfteten und gräßlichen Felsen im Meer nach Inquanok zurücksegeln, denn die vorzeitlichen Fresken im Labyrinth des Monasteriums hatten ihm gezeigt, daß dieser fürchterliche Ort nicht weit von Sarkomands Basaltkais liegt. Doch in dieser seit Äonen verödeten Stadt ein Boot zufinden, stand nicht zu erwarten und daß er sich je eines zimmern könnte, schien

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