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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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verbliebenen Mondbestien durchkämmten und die übelriechende Galeere am Kai enterten, um sicherzugehen, daß niemand der allgemeinen Niederlage entronnen war. Die Gefangennahme durfte zweifelsfrei als gründlich geglückt gelten, denn die Sieger stießen auf keine weiteren Lebenszeichen. Carter, ängstlich darauf bedacht, sich eine Zutrittsmöglichkeit zum übrigen Traumland zu sichern, drängte sie, die ankernde Galeere nicht zu versenken; und diese Bitte wurde ihm bereitwillig gewährt, als Dank für seinen Bericht über die mißliche Lage des gefangengesetzten Trios. An Bord des Schiffes fanden sie einige höchst kuriose Objekte und Embleme, von denen Carter manche sogleich ins Meer schleuderte.
    Ghoule und Dunkel−Dürre teilten sich nun in getrennte Gruppen, und die ersteren befragten die geretteten Kameraden über ihre Erlebnisse. Es ergab sich, daß die drei Carters Anweisung gefolgt waren und vom Verwunschenen Wald über Nir, den Skaihinab nach Dylath−Leen aufbrachen, wozu sie sich in einem abgelegenen Farmhaus noch Menschenkleider stahlen und so gut es ging in der menschlichen Gangart dahintrotteten. In Dylath−Leens Tavernen hatten ihre grotesken Gebärden und Gesichter ziemliches Aufsehen erregt; aber sie hatten die Erkundigungen über den Weg nach Sarkomand solange nicht eingestellt, bis ihnen ein alter Kaufmann endlich Auskunft zu erteilen vermochte. Dann wußten sie, daß für ihre Zwecke nur ein Schiff nach Lelag−Leng in Frage kam, und richteten sich ein, geduldig auf ein solches Boot zu warten.
    Doch schändliche Spione hatten zweifellos alles weitergeleitet, denn bald lief eine schwarze Galeere in den Hafen, und die breitmundigen Kaufleute mit den Rubinen luden die Ghoule ein, in einer Taverne mit ihnen zu trinken. Aus einer sinistren, grotesk aus einem einzigen Rubin geschliffenen Flasche wurde Wein eingeschenkt, und danach fanden sich die Ghoule als Gefangene auf der 72
    schwarzen Galeere wieder, genauso wie sich Carter dort wiedergefunden hatte.
    Diesmal jedoch steuerten die unsichtbaren Ruderer nicht den Mond, sondern das antike Sarkomand an; offenbar dazu entschlossen, ihre Gefangenen dem unbeschreibbaren Hohepriester vorzuführen. Sie hatten bei jenem zerrissenen Felsen im Nord−Meer angelegt, den Inquanoks Seeleute meiden, und die Ghoule waren zum erstenmal der rötlichen Herren des Schiffes ansichtig geworden; bei aller Hartgesottenheit, erfüllten sie diese Ausgeburten an verderblicher Formlosigkeit und schrecklichem Gestank mit Übelkeit. Dort wurden sie auch Zeugen der namenlosen Vergnügungen der stationierten krötenhaften Besatzung − solche Vergnügungen, die das nächtliche Geheul gebären, das die Menschen fürchten. Daran hatte sich die Landung beim zerstörten Sarkomand und der Beginn der Folterungen angeschlossen, deren Fortgang durch die entschlossene Rettungsaktion verhindert wurde.
    Zunächst diskutierte man nun die künftigen Pläne, wobei die drei geretteten Ghoule einen Überfall auf den zerklüfteten Felsen und die Ausrottung der dortigen krötenähnlichen Besatzung vorschlugen. Dagegen erhoben jedoch die Dunkel−Dürren Einwände; denn die Aussicht eines Fluges über das Wasser behagte ihnen nicht. Die Mehrzahl der Ghoule begünstigte den Plan, wußte aber nicht, wie er sich ohne die Hilfe der geflügeltenDunkel−Dürren bewerkstelligen ließ. Als Carter merkte, daß sie sich auf die Navigation der Galeere nicht verstanden, unterbreitete er ihnen das Angebot, sie im Gebrauch der großen Ruderbänke zu unterweisen; dieses Anerbieten traf auf begeisterte Zustimmung. Der graue Tag war gekommen, und unter dem bleifarbenen nördlichen Himmel marschierte eine ausgesuchte Abteilung von Ghoulen in den Schiffsbauch und nahm auf den Ruderbänken Platz. Carter fand heraus, daß sie recht schnell Fortschritte machten, und noch vor der Nacht hatte er mehrere Versuchsfahrten riskiert. Trotzdem erschien es ihm erst drei Tage später geraten, die Eroberungsfahrt zu versuchen. Mit geübten Ruderern und im Vorderkastell verstauten Dunkel−Dürren setzte die Gesellschaft dann endlich Segel; und Pickman und die übrigen Anführer versammelten sich auf Deck und besprachen die Methode der Annäherung und des weiteren Vorgehens.
    In der allerersten Nacht ertönte das Geheul von dem Felsen. Bei seinem Klang erbebte die gesamte Besatzung, aber am heftigsten zitterten die drei geretteten Ghoule, die um die Bedeutung dieses Geheuls nur allzugut wußten. Den Versuch einer nächtlichen

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