Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
unwahrscheinlich.
    Diese Gedanken bewegten Randolph Carter, als ein neuer Eindruck seine Sinne bestürmte. Die ganze Zeit über hatte sich vor ihm die mächtige, leichnamhafte Weite des sagenhaften Sarkomand hingestreckt, mit schwarzen, geknickten Pfeilern und zerfallenden sphinxgekrönten Toren und Titanenblöcken und monströsen, geflügelten Löwen im siechen Glühen der luminösen Nachtwolken. Nun fiel ihm rechterhand in großer Entfernung ein Glühen auf, das keine Wolken zu erklären vermochten, und er begriff, daß er im Schweigen dieser toten Stadt nicht allein war. Das Glühen pulsierte stärker und schwächer und flackerte in einer grünlichen Färbung, die nicht zur Beruhigung des Beobachters beitrug. Und als er näherkroch, die ruinenbedeckte Straße hinab und durch enge Spalten zwischen niedergebrochenen Mauern, stellte er fest, daß dicht bei den Kais ein Lagerfeuer brannte, um das sich zahlreiche vage 68
    Gestalten drängten, und über allem lastete ein lethaler Geruch. Dahinter schwappte das ölige Hafenwasser gegen ein ankerndes, großes Schiff, und Carter stockte in blankem Entsetzen, als er merkte, daß dies Schiff wahrhaftig eine der gefürchteten schwarzen Galeeren vom Mond war.
    Dann, als er gerade von der abscheulichen Flamme wegkriechen wollte, beobachtete er unter den vagen, dunklen Formen eine Bewegung und vernahm einen absonderlichen und unverwechselbaren Laut. Es war das erschreckte Fiepen eines Ghouls, und im nächsten Moment schwoll es zu einem wahren Angstgeheul an. In der Sicherheit der Schatten monströser Ruinen ließ Carter seine Neugier über seine Furcht triumphieren und kroch vorwärts, anstatt sich zurückzuziehen. Einmal wand er sich bäuchlings wie ein Wurm über eine offene Straße, und ein andermal wieder mußte er aufstehen, um zwischen Bergen von Marmorsplittem jedes Geräusch zu vermeiden. Doch es gelang ihm immer unentdeckt zu bleiben, so daß er binnen kurzem hinter einem titanischen Pfeiler einen Platz gefunden hatte, von dem aus er den ganzen grünerleuchteten Schauplatz überblicken konnte. Um ein gräßliches, mit anstößigen Stämmen lunarer Pilze genährtes Feuer kauerte ein stinkender Kreis der krötenähnlichen Mondbestien und ihrer beinahe menschlichen Sklaven. Manche dieser Sklaven erhitzten in den leuchtenden Flammen merkwürdige Eisenspeere, mit deren weißglühenden Spitzen sie in Abständen drei straffgefesselte Gefangene peinigten, die sich vor den Anführern des Trupps auf dem Boden krümmten.
    Aus den Bewegungen ihrer Tentakel konnte Carter schließen, daß die stumpfschnauzigen Mondbestien das Spektakel mächtig genossen, und er erschrak zutiefst, als er mit einemmal das rasende Gefiepe wiedererkannte und wußte, daß es sich bei den gefolterten Ghoulen nur um die getreuen Drei handeln konnte, die ihn sicher aus dem Abgrund geführt hatten und anschließend vom Verwunschenen Wald aufgebrochen waren, um Sarkomand und das Tor zu ihren heimischen Tiefen zu finden.
    Die übelriechenden Mondbestien hockten in großer Zahl um jenes grünliche Feuer, und Carter sah ein, daß er im Augenblick nichts zur Rettung seiner früheren Verbündeten unternehmen durfte. Wie die Ghoule in Gefangenschaft geraten sein mochten, dafür fehlte ihm jede Erklärung; doch stellte er sich vor, daß die grauen, krötenhaften Blasphemien erfahren hatten, wie sich die Ghoule in Dylath−Leen nach dem Weg nach Sarkomand erkundigten und es für nicht wünschenswert erachtet hatten, daß sie sich dem hassenswerten Plateau von Leng und dem unbeschreibbaren Hohepriester so weit näherten. Einen Moment lang überlegte er, was zu tun sei, und entsann sich daran, wie dicht am Tor zum schwarzen Königreich der Ghoule er sich aufhielt. Bestimmt war es das klügste, nach Osten zum Platz der Zwillingslöwen zu kriechen und geradewegs in den Schlund abzusteigen, wo ihn gewiß keine ärgeren Schrecken erwarteten als jene hier oben, und wo er schon bald auf Ghoule treffen könnte, die darauf brannten, ihre Brüder zu retten und vielleicht die Mondbestien von der schwarzen Galeere auszutilgen. Es fuhr ihm durch den Sinn, daß das Portal, ebenso wie auch andere Tore zum Abgrund, von einer Horde der Dunkel−Dürren bewacht sein könnte; aber jetzt fürchtete er diese gesichtslosen Kreaturen nicht. Er hatte nämlich in Erfahrung gebracht, daß sie durch heilige Verträge mit den Ghoulen verbündet sind, und der Ghoul, der Pickman war, hatte ihm beigebracht, ein Losungswort zu plappern, das sie

Weitere Kostenlose Bücher