Die Keltennadel
die E-Mail heruntergeladen und ausgedruckt. »Ich werde Pfarrer Lyons bitten, den Brief möglichst bald abzuholen. Kannst du so lange warten?« Charlie konnte. Lavelle fragte, wie es Pete gehe.
»Dem geht’s wunderbar. Er erzählt überall herum, dass er Pfarrer Lavelle das Leben gerettet hat, indem er einem Mann mit dem Spaten den Kopf abgehackt hat.«
»Sag ihm, ich bin ihm sehr dankbar, aber er muss dafür beten, dass der Mann wieder gesund wird. Und Charlie, ich weiß, ich wäre ohne dich und Pete jetzt tot. Ach ja, und danke, dass du dich um das Haus kümmerst, solange ich weg bin.« Ihm war klar, dass Charlie seine Abwesenheit ausgenutzt hatte, um im Haus zu schlafen, aber der Alte fühlte sich bestimmt besser, wenn er offiziell als Verwalter anerkannt wurde.
Zu Lavelles Erleichterung war Lyons daheim, als er anrief. Er bat ihn, so bald wie möglich zu seinem Haus zu fahren und den Brief ins Krankenhaus zu bringen. Der junge Priester versprach, binnen einer Stunde bei ihm zu sein.
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D a Samstag war, hielten sich kaum Leute in dem Teil des Rundfunkgebäudes auf, in dem Jane arbeitete. Sie hatte sich das Album noch einmal gründlich angehört, aber keine Hinweise darauf gefunden, wie sich die Dinge in Irland oder Palästina weiterentwickeln könnten. Nun tippte sie einige Notizen über die abschließenden Verszeilen, aus denen wie in dem Gedicht »Der Jüngste Tag« das Absinken der Zivilisation in Anarchie herausklang. Sie versuchte sie im Lichte dessen zu interpretieren, was sie bereits über die Sekte wusste.
EIN MÄCHT’GES BILDNIS/DICHTET’ ICH ZUM HOHNE/UND SING ES REIM UM REIM/ZUM HOHNE EINER ZEIT/HALB TOT AUF DER MAUERKRONE.
(Das Chi-Rho X. Das Album. Das Ende des gegenwärtigen Kreisels.)
EINE BLUTIGE, ANMASSENDE MACHT/STIEG AUF AUS DIESER RASSE…
(Die »wüste Bestie« und ihre irische Abstammung. Das Tier aus dem Siebten Siegel. Das Tier mit den Eisenzähnen.)
Ihr Handy läutete.
»Jane, ich bin’s, Liam. Inspector Dempsey ist gerade bei mir. Der Polizei ist ein kleiner Durchbruch gelungen. Sie haben Michael Roberts’ Mutter ausfindig gemacht – und er hat sie besucht.«
»Wo? Wann?«
»Sie wohnt in Blackrock, allein. Offenbar ist sie ein bisschen wunderlich und scheint zu glauben, dass ihr Sohn Priester ist. Aber sie behauptet felsenfest, er hätte sie in den letzten Wochen mehrmals besucht. Sie haben das Haus unter Beobachtung gestellt. Und noch etwas. Conor Lyons ist mit einer E- Mail, die mir Brad Guterson geschickt hat, auf dem Weg zu mir. Falls etwas drinsteht, das du wissen solltest, rufe ich dich wieder an.«
»Okay. Sag Dempsey, ich habe bis jetzt nichts gefunden. Ich versuche es aber noch weiter.«
»Wie lange bleibst du noch?
»Nicht mehr sehr lange, denke ich. Obwohl…« Sie sah zu einer Uhr an der Wand. Wo immer man sich im Gebäude aufhielt, war eine Uhr in Sichtweite. Es war drei Uhr. »Ich brauche ein Sandwich und eine Tasse Tee. Ich gehe in die Kantine, dann arbeite ich hier noch ein bisschen. Sagen wir, in ein, zwei Stunden. Bis dann.«
Der Anruf hatte ihren Gedankengang unterbrochen. Sie speicherte die Datei und verließ das Radio Centre, um das kurze Stück zur Kantine zu gehen.
Dempsey schilderte gerade, wie Taaffe im Seminar von Clonliffe eine Durchsicht der Unterlagen verlangt hatte und tatsächlich eine Heimatanschrift von Roberts zur Zeit seiner Aufnahme gefunden wurde. Sie hatten Glück gehabt, dass seine Mutter noch lebte und noch immer unter der gleichen Adresse wohnte. Das war möglicherweise der Durchbruch, den sie brauchten. Die Eröffnungsfeierlichkeiten der Konferenz in Jerusalem flimmerten während ihres Gesprächs ohne Ton über den Bildschirm. Lavelle wollte wissen, ob es Neuigkeiten zu Edwards oder dem Konzert in Bethlehem gebe.
»Wir wissen nur, dass die Warnung mit den Namen und allem, was wir an Beschreibungen hatten, weitergeleitet wurde. Nun ist es an den Palästinensern, wachsam zu sein. Die Open-Air-Arena wurde extra für dieses Ereignis und unter Berücksichtigung des Sicherheitsaspekts aufgebaut, man kann also von keinem Gebäude hineinsehen. Alle Konzertbesucher werden gefilzt, und wenn nur der Schatten eines Zweifels besteht, gibt es eine Leibesvisitation. Die Bühnencrews und die Musiker müssen sich über Netzhaut und Fingerabdrücke legitimieren, und für die Delegierten der verschiedenen Religionen, die das Konzert besuchen, gibt es einen gesonderten Sitzplatzbereich hinter kugelsicherem Glas, wo zudem UN-Truppen
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