Die Keltennadel
Israel. Er gehört zum Organisationskomitee für die Konferenz. Aber wer hat Jane dann abgeholt?«
»Lyons hat mir eine Nummer gegeben. Ich ruf mal an.« Die Leitung war belegt. »Vielleicht liegt der Hörer nicht auf.« Lavelle ließ sich die Nummer zeigen. »Das ist eine Telefonnummer im Süden von Dublin. Kennedy wohnt im Norden. Hören Sie, wir wissen sowieso, dass es nicht der Bischof war. Es muss Roberts sein. Können Sie die Adresse ermitteln?«
»Wenn ich Zeit habe, ja. Aber ich habe keine. Ich rufe Kevin an, mal sehen, was er vorschlägt.«
Lavelle war wütend auf sich, weil er eingeschlafen war, und frustriert, weil er nicht aus dem Bett durfte. Er musste aufstehen und sich bewegen.
»Herr Pfarrer, sind Sie sicher, dass Sie –? Kevin, hier ist Jack. Schlechte Nachrichten.« Er erzählte ihm von Jane. »Dieser Bischof ist wahrscheinlich Edwards oder Roberts, oder wie man ihn nennen soll. Aber mit dieser Telefonnummer könnte er sich verraten haben. Wir brauchen jemanden bei Telecom, der den Anschluss für uns ausfindig macht… Ja, das ist auch eine gute Idee. Ich treffe dich dort. Noch was Neues bei dir? Im Ernst? Gut. Ja, bis dann.« Taaffe steckte sein Handy weg. »Er sagt, sie hat im Radio Centre gerade an etwas gearbeitet. Wir treffen uns in ein paar Minuten dort und reden mit dem Sicherheitsdienst, damit wir ihren Schreibtisch durchsuchen dürfen.
Außerdem setzen wir Telecom auf die Sache an.«
»Was hat er noch gesagt?«
»Wegen Becca de Lacy. Er hat die Security beim Konzert dazu gebracht, dass sie die Halle und den Bühnenbereich noch einmal genau durchkämmen. Dann kam er schließlich zu ihrer Backstagecrew durch und fragte, ob irgendwer wüsste, wo sich Edwards in Irland aufhält. Sie stellten sich alle dumm, deshalb bat er darum, dass man ihn entweder mit der guten Frau selbst verbindet oder dass jemand geht und sie fragt. Dieser Masterson hat sich glatt geweigert und gemeint, sie würde gerade ihre spirituellen Übungen vor dem Konzert machen, und er würde sie unter keinen Umständen stören. Wofür halten sich diese Leute eigentlich, verdammt noch mal?«
Er ging zur Tür. »Ich habe mich freiwillig für Miss Wades Schutz gemeldet, weil ich auf diese Weise meinen Frieden mit Ihnen beiden machen wollte. Sieht aus, als hätte ich es wieder vermasselt.«
»Ja«, sagte Lavelle, während er zu seinem Schrank schlurfte.
»Aber jetzt müssen wir Jane finden, und zwar schnell. Ich komme mit Ihnen.«
»Ausgeschlossen, Herr Pfarrer. Wir beherrschen –«
»Ihren Job?«, fragte Lavelle sarkastisch und begann sich anzuziehen. »Dann haben Sie jetzt die Gelegenheit, es endlich zu beweisen.«
In der Eingangshalle des Rundfunkgebäudes ging Lavelle ungeduldig auf und ab und wartete auf die beiden Detectives, die in einem Büro den Wachmann vernahmen. Seine Ablösung sah sich hinter dem Schalter das Konzert im Fernsehen an.
»Jetzt kommt Becca de Lacy«, sagte der Wachmann, als Lavelle ein weiteres Mal an ihm vorbeiging. »Sie spielt eine ganze Stunde, sie ist die Hauptattraktion.«
Lavelle sah zum Bildschirm. Beccas Erscheinen auf der Bühne in einem Hagel von Licht und Toneffekten wurde mit frenetischem Beifall begrüßt. Sie verbeugte sich und nahm an einer Batterie von Keyboards und Synthesizern Platz, während ihre Background-Musiker und die Computertechniker ein wesentlich höher gelegenes Podest besetzten. Aus der Ferne war sie eine winzige, in grelles Licht getauchte Figur, aber ihr Bild blickte riesenhaft von Videowänden zu beiden Seiten der Bühne herab.
Als Becca ihr erstes Lied anstimmte, begann Lavelle wieder auf und ab zu laufen. Wenn er nur irgendwie mit Michael Roberts reden könnte. Falls Roberts’ Vorhaben eine Rache an seinem früheren Studienkollegen beinhaltete, dann könnte sich Lavelle vielleicht im Austausch gegen Jane anbieten. Und er war auch an einer Antwort auf einige Fragen interessiert. Geschah das alles, weil man Roberts nicht zur Priesterweihe zugelassen hatte? War er für Jeff Clarks Absturz verantwortlich? An dieser Stelle gebot sich Lavelle Einhalt – bevor er sich gänzlich von der Wirklichkeit entfernte. Wieso brauchten Dempsey und Taaffe nur so lange?
Zur Ablenkung schaute er sich das Konzert wieder an. Becca veranstaltete eine aufwändige Show, mit schnell wechselnden Lichteffekten und einem sich ständig ändernden Hintergrund, der aus mosaikartigen Bildern von Gesichtern bestand. Es handelte sich dabei um berühmte Vertreter der verschiedenen
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