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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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festerer Stimme. »Im Kornspeicher. Sie sind schon unterwegs.«
    »Das ist aber komisch«, reagierte er endlich. »Denn wenn Sie es der Polizei gesagt hätten, müsste sie längst hier sein.« Sie erkannte seinen Tonfall von der CD wieder. »Aber vielleicht sind Sie es ja nicht wert, dass man Sie rettet.« Er wählte ein Gerät aus, das ganz aus poliertem Metall bestand, hielt es in die Höhe und begann daran zu drehen oder zu schrauben.
    Lieber Gott, lass nicht zu, dass er mir weh tut! Sie sagte es beinahe laut. Dann dachte sie an ihre Schwester. »Was haben Sie mit Hazel gemacht? Wo ist sie?«
    Edwards beachtete sie nicht, sondern fuhr fort, sich an dem Gerät zu schaffen zu machen, das ein wenig wie eine in die Länge gezogene Birne aussah, aus deren dickerem Ende ein Dorn herausragte. Aus dem schmaleren Ende kam ein gerillter Stiel oder eine Schraube, etwa so stark und lang wie ein Finger, und darauf saß ein verzierter Griff, an dem er drehte. Seine Bewegungen erinnerten Jane an den Typ von Korkenzieher, bei dem man den Korken durch kontinuierliches Drehen aus dem Flaschenhals zieht. In diesem Fall war die Wirkung jedoch die, dass der bauchige Teil des Geräts größer wurde oder, genauer gesagt, sich öffnete, denn Jane sah nun, dass er aus drei Teilen bestand, die auseinander zu klaffen begannen.
    »O mein Gott«, stöhnte sie.
    »Ach ja, Hazel«, antwortete er schließlich. »Wie geschaffen zur Märtyrerin. Jetzt passen Sie auf.« Er kam ans Ende des Tisches und hielt das Gerät so, dass sie es sehen konnte.
    »Zahlreich und mannigfaltig waren die Erfindungen von Inquisitoren und Folterknechten durch die Jahrhunderte. Manche waren plump.« Er sah zu dem kohlenzangenähnlichen Instrument an der Wand. »Das dort manscht die Brüste zu Brei«, sagte er nüchtern. »Aber einige waren von erlesener Bauart, und besonders dieses hier, das ebenfalls am weiblichen Körper Verwendung findet, ist ein Meisterstück. Es ist unter verschiedenen Namen bekannt, mir persönlich gefällt am besten Madonnenlilie. Ein hübscher Einfall, finden Sie nicht?«
    Als sie nicht antwortete, verzog er die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. »Ach, kommen Sie. Haben Sie etwa keinen Sinn für so etwas? Oder kann es sein, dass Sie aus unserer Heiligen Schrift wissen, was es ist, und die biblische Namensgebung bevorzugen? Nun denn, so sei es. Bereiten Sie sich darauf vor, Jane Wade, dass Ihre Lüsternheit geläutert wird durch… die eisernen Zähne des Tiers!«
    Er begann wieder an dem Griff zu drehen, und sie sah, wie die drei stählernen Abschnitte des Geräts sich langsam wie eine Blume öffneten; die Ränder der Blütenblätter waren mit kleinen, messerscharfen Zähnen besetzt, und der Dorn am Ende bestand nun aus drei bösartigen Klauen, die bedrohlich in die Luft ragten.
    Jane schloss die Augen.
    Edwards setzte seinen Monolog fort. »Ich bin überzeugt, dass an diesem Punkt der Vorführung so manche Frau gestand, was sie getan oder auch nicht getan hatte. Aber dazu sind wir nicht hier. Vielmehr müssen wir die Wirksamkeit des Geräts unter Beweis stellen. Wie es tatsächlich funktioniert. Ob es etwa Hilfe braucht auf seinem Weg?« Und er machte stoßende und seitwärts gerichtete Bewegungen, während er es wieder zuschraubte.
    Jane versuchte, gegen die überwältigende Panik anzukämpfen. »Warum tun Sie mir das an? Die Prophezeiung muss… korrekt erfüllt werden… Eine Metze in einem Turm.«
    »Ich verstehe. Dann sind Sie also tatsächlich vertraut mit unserer Heiligen Schrift. Nun, wir sind in einem Turm, oder?« Er ließ den Blick über den Raum und nach oben schweifen.
    »Und ich denke, eine Frau, die einen Priester verführt, kann zu Recht als Metze bezeichnet werden, oder etwa nicht? Hure!« Er schrie ihr das Wort ins Gesicht.
    Inzwischen hatte er aufgehört, an dem Griff zu drehen, und das Instrument war wieder eingefahren. »Die Madonnenlilie«, stimmte er an und betrachtete sie fast ehrfurchtsvoll. »Wie unschuldig, wenn sie ruht, wie schrecklich, wenn sie blüht und beginnt, ihren Durst mit dem Blut der Begierde zu stillen – genau wie ihr es tut, mit eurer Kloake der Versuchung.«
    Schwer atmend kam er näher. Jane schloss die Augen und betete darum, ohnmächtig zu werden. Der Dorn berührte sie tastend. Sie spannte alle Muskeln an und versuchte vor ihm zurückzuweichen. Das Instrument fand sie erneut, und schaudernd spürte sie, wie er sie mit den Fingern berührte, um es einzuführen. Doch als sie sich schon in der

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