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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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geschlagenen Leib sehen konnte.
    »Mein Gott! Frau Anna ist eine Bestie! Die gehört erschlagen wie ein toller Hund«, stieß Hilarius aus.
    »Irgendwann wird sie für ihre Bosheit bezahlen, und wenn’s in der Hölle ist. Da findet sich schon ein Teufel, der ihr besonders einheizt. Aber jetzt werde ich die Rosi unten untersuchen, und da solltest du wegschauen. Wir Frauen mögen es nicht, wenn da einer zu neugierig ist!«
    Während Hilarius den Frauen den Rücken zukehrte, vollführten Rosis Gedanken einen wilden Tanz. Sie hasste und verachtete den Priester, seit er sie gezwungen hatte, sich ihm hinzugeben. Alles in ihr schrie, ihm zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren und sie in Ruhe lassen. Andererseits aber hatte er den Herzog aufgesucht und um Gnade für sie gebeten. Er war sogar bereit, seinen geistlichen Stand aufzugeben und sie zu heiraten. Dies taten Bischöfe und Äbte gelegentlich, wenn es die Pflicht ihrer Familie gegenüber forderte, an der Stelle verstorbener Brüder das Erbe zu übernehmen und die Sippe weiterzuführen. Doch auf Hilarius warteten kein Vermögen und keine Braut aus einem angesehenen Haus, sondern ein Leben in Armut und die Ehe mit einer schlichten Dienstmagd. Rosi konnte nicht begreifen, was ihn dazu trieb. Dann erinnerte sie sich daran, wie zartfühlend er ihre Striemen versorgt hatte, nachdem sie von der Meisterin bis aufs Blut geschlagen worden war.
    Plötzlich wurde ihr die Kehle eng, und ihr liefen die Tränen über die Wangen. »Wollt Ihr wirklich alles aufgeben, was Euch bislang lieb und teuer war, und das nur meinetwegen?«, fragte sie leise.
    »Das will ich!«, antwortete Hilarius mit fester Stimme.
    Rosi konnte es kaum glauben, doch offensichtlich liebte er sie tatsächlich. Bei dem Gedanken tastete sie nach dem kleinen Beutelchen, das ihr um den Hals hing. Ein wenig Geld hatte sie gespart, und in Hilarius’ Börse befanden sich auch ein paar Münzen. Es war nicht viel, doch es konnte für einen neuen Anfang reichen. Sie erwog kurz, welche andere Wahl sie hätte. Allein auf sich gestellt würde sie betteln, stehlen und huren müssen, um zu überleben.
    »Also gut! Aber Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr erst dann zu mir kommt, wenn ich wieder gesund bin!«
    »Das verspreche ich gerne!« Hilarius ertappte sich dabei, wie er davon träumte, ihr beizuwohnen, doch er war bereit, einige Zeit wie Bruder und Schwester mit ihr zu leben, nur um sie in seiner Nähe zu haben.
    Kreszenz versetzte Rosi einen Nasenstüber. »Die nächsten zwei Wochen geht da noch nichts. Aber danach solltest du ihn nicht zu lange warten lassen, sonst läuft er dir noch davon!«
    »Das werde ich nicht!«, rief Hilarius empört.
    »Natürlich werdet Ihr das nicht tun. Ihr seid immerhin ein gelehrter Mann und gewiss in der Lage, Weib und Kinder zu ernähren. Rosi wäre ein Schaf, würde sie Euch nicht nehmen. Doch die Gefahr besteht nicht. Dafür trägt sie einen zu klugen Kopf auf den Schultern. Nicht wahr, das tust du doch?« Noch während Kreszenz es sagte, bedachte sie Rosi mit einem mahnenden Blick.
    Diese dachte jedoch weniger an mögliche gemeinsame Stunden im Bett und daran, endlich versorgt zu sein, sondern an einen Wunsch, den sie hegte, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war.
    »Würdet Ihr mir, wenn wir verheiratet sind, das Lesen beibringen?«, fragte sie schüchtern.
    »Und das Schreiben gleich mit dazu!« Hilarius lachte wie befreit auf. Damit würden Rosi und er sich noch näherkommen, als wenn sie nur das Bett miteinander teilten.
    Kreszenz dachte mehr an die nähere Zukunft des seltsamen Paares. »Wo wollt ihr hingehen, wenn ihr München verlasst? Zu viel darf Rosi sich nicht zumuten!«
    Hilarius überlegte kurz und wies dann Richtung Westen. »Ich habe mir gedacht, wir reisen nach Augsburg. Dort kann ich vielleicht eine Stelle als Schreiber finden.«
    Das schien auch Kreszenz ein guter Gedanke zu sein. Da sie sehr müde war, forderte sie Hilarius auf, sich in eine Decke zu hüllen und vor den Herd zu legen. »Rosi kann derweil bei mir im Bett schlafen. Das ist zurzeit für sie bekömmlicher als andersherum.«
    An diesem Vorschlag hatten weder Rosi noch Hilarius etwas auszusetzen.

20.
    N achdem Martin Luther den Häschern entkommen war und alle Nachforschungen keinen Anhaltspunkt lieferten, an welchem Ort er sich aufhielt, beschloss Kardinal Cajetanus, nach Rom zurückzukehren.
    Damit war Doktor Portikus überhaupt nicht einverstanden. »Euer Eminenz, Ihr könnt jetzt nicht tun,

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