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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nachdem er wieder Luft bekam.
    Hilarius sah ihn mit einem wehmütigen Lächeln an. »Ich liebe Rosi, und ich will nicht, dass sie leidet!«
    »Du bist wahrlich nicht für den geistlichen Stand geschaffen. Doch da du die Magd haben willst, sollst du sie bekommen. Hole meinen Sekretarius!«
    Der letzte Satz galt dem Diener, der seinem Herrn eben noch auf den Rücken geklopft hatte. Dieser verließ den Raum und kehrte kurz darauf mit einem jungen Mann in einem knielangen braunen Wams zurück.
    »Euer Gnaden befehlen?« Ohne auf Antwort zu warten, wandte der Schreiber sich einem an der Wand stehenden Pult zu, nahm aus einem Fach, das unter der schräg stehenden Schreibplatte angebracht war, einen Bogen Papier, ein Tintenfass und eine Schreibfeder und legte sich alles zurecht.
    Wilhelm IV . wanderte durch den Raum und begann zu diktieren. Zunächst ließ er einen Erlass anfertigen, der die Freilassung der gefangenen Magd befahl. Auf das gleiche Blatt kam die Anweisung, dass das Rosi genannte Weib Hilarius zu heiraten und mit diesem zusammen in drei Tagen die Stadt München zu verlassen habe.
    Als er das Blatt unterschrieben und gesiegelt hatte, reichte er es an Hilarius weiter. »Da hast du es! Was du jetzt damit tust, ist deine Sache.«
    Für sich dachte er, dass der Pater, nachdem ihm die Tragweite seines Schritts bewusst geworden war, das Schreiben zerreißen und ins Feuer werfen würde.
    »Ich danke Euch, Euer Gnaden!« Hilarius küsste die Hand des Herzogs und zog sich rückwärtsgehend zurück.
    Wilhelm IV . blickte ihm einen Augenblick lang nach und deutete dann mit dem rechten Zeigefinger auf seinen Sekretär. »Schreibe!«, wies er ihn an und erteilte dann den Befehl, Rosis Herrin gefangen zu setzen und der Schwere ihrer Tat nach zu bestrafen. Immerhin hatte Frau Anna eine andere Frau so geschlagen, dass diese ihr Kind verloren hatte, und so etwas gedachte er in seinem Herzogtum Bayern nicht zu dulden.

19.
    A m Tor der Residenz lieh Hilarius sich von einem Knecht eine Laterne und eilte, so rasch er konnte, in Richtung Rathaus. Um die Zeit schlief die Stadt bereits. Außer dem Bellen eines Hundes und den misstönenden Schreien eines verliebten Katers war nur der Ruf eines der Nachtwächter zu vernehmen, die in den verschiedenen Vierteln der Stadt ihren Dienst versahen. Hilarius hätte bis zum nächsten Morgen warten können, doch es drängte ihn, Rosi aus dem Kerker zu befreien. Schließlich war sie schwer verletzt, lag möglicherweise sogar im Sterben. Daher hämmerte er gegen die Tür der Wachstube und sah sich einige Zeit später dem verschlafenen Stadtknecht Hias gegenüber.
    »Wo brennt es denn?«, brummte der Mann.
    Statt einer Antwort hielt Hilarius ihm das herzogliche Schreiben unter die Nase. Der Mann ergriff es und versuchte es im Schein der Laterne zu lesen. Er musste mehrmals ansetzen und schüttelte zuletzt verwirrt den Kopf.
    »Also, verheiraten kann ich dich nicht mit der Gefangenen. Da brauchst du schon einen Pfarrer. Oder kannst du das selbst machen?«
    »Du sollst die Gefangene freilassen«, stieß Hilarius ärgerlich hervor. Um die Zeit und in der Situation hatte er keinen Sinn für Scherze.
    Das begriff Hias nun ebenfalls und winkte ihm mitzukommen. »Aber du musst mir unterschreiben, dass du die Rosi geholt hast. Doch das tragen wir erst morgen ein, sonst wird uns das Kostgeld für heute nicht mehr ausgezahlt.«
    »Von mir aus!« Hilarius interessierte es wenig, ob die Stadtknechte, die Rosi zu bewachen hatten, nun ein paar Kreuzer mehr oder weniger erhielten. Er wollte die junge Frau nur so schnell wie möglich aus dieser düsteren Umgebung herausholen.
    Da Hias wieder in sein Bett zurückwollte, kürzte er die Sache ab. »Den Erlass des Herzogs wirst du hierlassen müssen. Um den soll sich morgen der Stadtrichter kümmern. Einsperren kann er die Rosi nicht mehr, aber er wird euch das Heiraten ans Herz legen und die Stunden zählen, die ihr noch in unserem München bleiben dürft!«
    So ganz konnte der gute Mann nicht begreifen, dass ein Priester, der ein so angenehmes Leben führte wie Hilarius, seine geistlichen Würden ablegen wollte, um eine einfache Dienstmagd zu heiraten. Vielleicht hat die Rosi ihn verhext, dachte er. Doch wenn das so war, würde er brav den Mund halten. Der Herzog hatte diese Heirat beschlossen, und es wäre nicht klug, gegen den Willen des vierten Wilhelm zu verstoßen.
    Hias nahm eine Laterne und den Schlüsselbund, stieg in den Keller hinab und sperrte die Zelle

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