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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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auf. »Jetzt sieh zu, wie du sie hier herausbringst!«
    Hilarius kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern trat in die Zelle. Als sein Schatten über Rosi fiel, schreckte diese hoch.
    »Keine Angst, ich bin es! Kannst du aufstehen?«
    »Pater Hilarius, was wollt Ihr denn von mir?« Rosi dachte nicht daran, sich zu erheben. Da beugte der Mann sich zu ihr hinab und hob sie auf.
    »Du bist frei! Ich bringe dich zur Kreszenz. Sie muss dafür sorgen, dass du innerhalb von drei Tagen auf die Beine kommst. Denn bis an die Grenzen des Herzogtums Bayern kann ich dich beim besten Willen nicht tragen!«
    »Kreszenz? Das ist gut!« Rosi sehnte sich nicht nur nach den sanften Händen der alten Hebamme und deren Arzneien, sondern auch nach deren Zuwendung. Außerdem war es schön, dieses Gelass verlassen zu können und keine Angst mehr haben zu müssen, der Richter könnte wiederkommen, um sie unter der Folter zu verhören.
    Bis jetzt hatte Hilarius in seinem Leben nie körperlich arbeiten müssen, und so fiel es ihm schwer, die junge Frau die Treppe hochzutragen. Dabei lag noch der ganze Weg bis zum Pernersgässel vor ihm, und das bei Dunkelheit. Das war auch dem Amtsdiener klargeworden, und er holte mit einem missmutigen Knurren seinen Mantel aus der Wachstube.
    »Ich leuchte Euch, sonst fallt Ihr noch auf die Nase! Aber das sollte Euch schon einen Kreuzer wert sein.«
    »Du wirst dein Trinkgeld bekommen!« Hilarius war versucht, den Mann zu fragen, ob er sich nicht noch ein wenig mehr verdienen wolle, indem er Rosi zum Häuschen der Kreszenz trug. Doch das Gefühl, die geliebte Frau an seiner Brust zu wissen, überwog den Wunsch, der Last ledig zu sein.
    Als sie endlich vor der Tür der Hebamme angekommen waren, rann Hilarius der Schweiß in Strömen über Rücken und Stirn. Der Stadtknecht grinste, als er es bemerkte, und klopfte.
    »Ich komme!« Gewohnt, jederzeit zu einer Gebärenden geholt zu werden, riss die Hebamme wenig später die Tür auf. Trotz der Kürze der Zeit hatte sie sich angekleidet und hielt ihren Korb in der Hand. Beim Anblick der Gruppe, die vor ihr stand, runzelte sie die Stirn. »Was ist passiert?«
    »Der Herzog hat befohlen, Rosi freizulassen. Sie bekommt drei Tage Zeit, sich zu erholen. Dann muss sie die Stadt und das Herzogtum verlassen. Da ich keinen anderen Platz weiß, an den ich sie bringen kann, habe ich an dich gedacht«, erklärte Hilarius keuchend. Ihn drängte es, die Magd abzulegen, denn seine Arme wurden allmählich lahm.
    Kreszenz überlegte keine Minute, sondern bat sie hinein. Während Hilarius ins Haus trat, blieb Hias draußen stehen, stellte aber den Fuß in die Tür.
    »Ich kriege noch einen Kreuzer Trinkgeld«, meinte er grinsend.
    Unterdessen hatte Hilarius Rosi auf einen Stuhl gesetzt und nestelte seinen Geldbeutel vom Gürtel. »Hier, das ist für dich«, rief er Hias zu und reichte ihm zwei Münzen.
    Der Stadtknecht betrachtete sie im Schein seiner Laterne und stieß einen Pfiff aus. »Gleich zwei Kreuzer! So mag ich’s. Eine gute Nacht wünsche ich noch.«
    Kreszenz schloss die Tür und sah abwechselnd Rosi und Hilarius an. »Ich glaube, ihr zwei habt mir einiges zu erzählen. Wartet, ich mache Licht, und dann schau ich nach, wie es um dich steht, Rosi. Aber dabei möchte ich was hören.«
    »Ich weiß überhaupt nichts«, antwortete die Magd. »Ich habe ein wenig geschlafen, da ist der da gekommen und hat mich aus dem Kerker getragen.«
    »Du wirst doch nicht sagen wollen, dass Pater Hilarius zum Herzog gelaufen ist, um für dich zu bitten?«
    »Aber so war es! Und ich bin froh, dass ich es getan habe!« Hilarius atmete tief durch und lächelte auf eine Weise, die Kreszenz noch nie bei ihm gesehen hatte.
    »Das interessiert mich. Aber warum muss Rosi in drei Tagen fort?«
    »Das war die Bedingung des Herzogs!« Hilarius begann nun, den beiden Frauen zu erklären, wie er Rosis Freilassung erreicht hatte. Als er darauf zu sprechen kam, dass er dem geistlichen Stand entsagen und Rosi heiraten müsse, stieß diese einen ärgerlichen Laut aus. »Eher gehe ich ins Hurenhaus, als so einen wie dich zu heiraten!«
    Hilarius prallte erschrocken zurück, doch Kreszenz hob begütigend die Hand. »Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird, und es ist auch nicht alles so gemeint. Die Rosi ist krank und hat viel mitmachen müssen. Das solltest du nicht vergessen!« Um ihre Worte zu bekräftigen, entkleidete sie Rosi, so dass der Mann die Striemen auf dem grün und blau

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