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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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suchen hatte, und trat näher. Sie beobachtete, wie Rosi verzweifelt um ein paar schrumpelige Rüben feilschte. Sie war mager geworden und so blass, als hätte sie eben eine schwere Krankheit überwunden. Dennoch war sie noch immer eine schöne Frau, und Veva begriff, warum Ernst mit ihr getändelt hatte.
    Rosi kam nun doch zu einem Abschluss und barg die Rüben sichtlich erleichtert in einem Tragetuch.
    Als sie gehen wollte, fasste Veva sie am Arm. »Einen Augenblick, wenn es genehm ist.«
    Rosi drehte sich um, erkannte Veva und stieß einen erstickten Ruf aus. »Jungfer Veva, ich meine, Frau Rickingerin, Ihr?«
    »War dir nicht bekannt, dass Ernst und ich in Augsburg leben?«
    Rosi schüttelte den Kopf. »Bei meiner Seele, nein! Sonst …« Die junge Frau brach ab, denn sie hatte sagen wollen, sonst wären Hilarius und sie niemals nach Augsburg gekommen. Da sie die Gerüchte kannte, die sich um sie und Ernst drehten, musste dessen Frau sie verachten. Ein bitterer Zug glitt über ihr Gesicht.
    Doch gerade diese Regung war es, die Veva ihren Groll vergessen ließ. »Bei Gott, du bist doch viel zu dünn angezogen! Komm mit und wärme dich bei mir auf. Bei einem Schluck Würzwein kannst du mir erzählen, was es Neues aus München gibt. Wie geht es meinem Vater? Er befindet sich doch hoffentlich bei guter Gesundheit.«
    »Als wir München verlassen haben, tat er es noch. Aber das ist nun schon einige Wochen her.«
    Veva spürte eine gewisse Abwehr in Rosis Stimme, die ihre Neugier weckte. Sie fasste die Magd unter und zog sie mit sich. Zwar machte Rosi eine Bewegung, als wolle sie sich losreißen, doch der Gedanke an ein wärmendes Feuer und einen Becher Würzwein war zu verlockend. Unterwegs hoffte sie jedoch, nicht auch noch Ernst zu begegnen. Zwar war er wahrscheinlich der Vater des Kindes, das sie verloren hatte, und früher hätte sie ihn vielleicht um eine kleine Summe Geldes gebeten. Doch nun hätte ihr diese Bitte das Gefühl gegeben, Hilarius zu hintergehen, und das wollte sie nicht.

2.
    D as warme Herdfeuer und zwei Becher Würzwein, den Veva mit einem glühenden Schürhaken wärmte, weckten Rosis Lebensgeister. Während sie in kleinen Schlucken trank, berichtete sie, was bis zu ihrer Abreise in München geschehen war. Viel Neues vermochte sie nicht zu erzählen, denn Jakob Fugger hatte Augen und Ohren überall in der Herzogstadt, und so erfuhr Veva Dinge, von denen Rosi nie gehört hatte.
    Nach einer Weile blickte Veva die Magd forschend an. »Du sagst, du bist verheiratet. Wie kommst du dann nach Augsburg? Du und dein Mann hättet doch auch in München leben können.«
    Rosi schüttelte traurig den Kopf. »Das durften wir nicht, denn Herzog Wilhelm hat uns des Landes verwiesen.«
    »Das klingt nach einer längeren Geschichte. Vielleicht willst du sie mir einmal erzählen? Aber sag, wer ist denn eigentlich dein Mann?«
    Es dauerte einige Augenblicke, bis Rosi Antwort gab. »Ihr werdet es wahrscheinlich nicht glauben, aber es handelt sich um den Mann, der früher in München als Pater Hilarius bekannt war. Er hat seinem geistlichen Stand entsagt.«
    »Pater Hilarius?«
    »Er ist mir ein guter Mann«, sagte Rosi leise, wagte aber nicht zu bekennen, dass ihre Ehe bislang noch nicht vollzogen worden war.
    Veva schüttelte den Kopf. »Wie ist es denn dazu gekommen? Pater Hilarius sah mir nicht so aus, als würde er einmal Sankt Peter verlassen, um ein Weib zu heiraten.«
    »Eine einfache Magd wie mich, meint Ihr wohl. Doch er war bereit, sich mit Herzog Wilhelm anzulegen, um mich zu retten.«
    »Dich zu retten? Bei Gott, was ist denn geschehen?« Veva fasste Rosis Hände und hielt sie fest. Diese begann zu weinen, und dann brach alles aus ihr heraus. Sie berichtete von den Gemeinheiten ihrer Herrin ebenso wie davon, wie sie ihr Kind verloren hatte und anschließend eingesperrt worden war.
    »Daran war gewiss Pater Remigius schuld, sagt mein Mann. Man wollte mich nämlich zwingen zu sagen, dass …« Rosi sah Veva ängstlich an. »… dass Euer Gatte der Vater des Kindes sei. Der Richter hat mir sogar die Folter angedroht, wenn ich dies nicht bekenne.«
    »Bei Gott, dass nenne ich christlich handeln! Zum Glück bist du diesem Schicksal entkommen.« Veva schwieg einen Moment und sah ihren Gast eindringlich an. »Und? War mein Mann der Vater?«
    Rosi machte sich so klein, wie sie nur konnte. »Wir haben es nur ein einziges Mal getan, damals, als Ihr auf dem Weg nach Innsbruck gewesen seid. Doch genauso kann das

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