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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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lächeln. »Wird es dir nicht doch ein wenig kalt, Bruderherz? Dein Wams ist dünn, und bei deinen Hosen hat man arg mit der Wolle gespart«, spöttelte sie.
    Bartl sah sich zu ihr um und lachte so, dass sie die ebenmäßigen weißen Zähne sehen konnte. Er war ein schmucker Bursche, das musste sie zugeben. Etliche jüngere Mädchen aus ihrer Bekanntschaft schwärmten für ihn und hatten ihr bereits verraten, wie sehr sie sich freuen würden, ihre Schwägerin zu werden. Bei dem Gedanken erinnerte sie sich wieder an Friedrich Antscheller, und sie fragte sich, ob er ebenfalls Schwestern oder Brüder hatte. Es ärgerte sie, dass der Vater ihr kaum etwas über die Familie ihres Zukünftigen erzählt hatte. Für ihn war nur wichtig gewesen, dass Friedrich der Sohn eines langjährigen Geschäftsfreunds und Handelspartners war.
    Unterdessen begann Bartl sich an der Spitze des Zuges zu langweilen. Er lenkte seinen Wallach etwas zur Seite und wartete, bis die Maultiere, die Vevas Sänfte trugen, zu ihm aufgeschlossen hatten. Ihm entging, dass die Knechte, die die Tiere gemütlich bergan führten, sich ebenso über sein Ungestüm amüsierten wie die sechs bewaffneten Männer, welche den Reisezug beschützen sollten.
    Lachend blickte Bartl auf Veva hinab. »Gefällt dir die Reise?«
    »Sie ist mir ehrlich gesagt viel zu lang, und es macht mich traurig, so weit weg von zu Hause leben zu müssen«, antwortete sie beklommen.
    »Bis Innsbruck sind es schon ein paar Tagesreisen«, gab Bartl zu. »Aber ich werde dich besuchen, so oft ich kann, und dein Zukünftiger wird sicher nichts dagegen haben, wenn du ein- oder zweimal im Jahr nach München kommst. Er scheint mir ein verständiger Mann zu sein.«
    … und ein langweiliger Tropf, setzte Bartl in Gedanken hinzu. Das war in einer Ehe mit seiner Schwester jedoch kein Fehler. Nicht, dass er Veva langweilig genannt hätte. Aber sie hatte ihre eigenen Ansichten, was das Betragen eines Mannes betraf, und da passte Friedrich Antscheller besser zu ihr als zum Beispiel sein Freund Ernst Rickinger, der gleich ihm lieber den eigenen Vater arbeiten ließ und selbst das Leben genoss.
    Auch Bartl hätte es vorgezogen, die Schwester in der Nähe zu wissen. Doch der Vater hatte bestimmt, dass sie nach Innsbruck verheiratet wurde, und seinem Wort mussten sie sich fügen.
    »Es ist ein schöner Ritt«, sagte er, um das erschlaffende Gespräch wieder zu beleben.
    »Wir sind jetzt schon vier Tage von zu Hause weg und werden noch ein paar Tage unterwegs sein, bis wir Innsbruck erreichen. Wenn du mich fragst, finde ich das Reisen äußerst unbequem. Die Sänfte ist so eng, dass ich mich nicht recken oder ausstrecken kann. Außerdem wird mir von diesem ständigen Schwanken schlecht.« Veva hatte bisher noch nie eine Pferdesänfte benutzt, denn weiter als bis Andechs war sie nicht gekommen. Die Wallfahrt zum dortigen Kloster dauerte nur einen Tag und ließ sich leicht zu Fuß bewältigen, während ihr die Reise nach Innsbruck immer unheimlicher wurde.
    Veva bedachte die Berge, die sich um sie herum auftürmten, mit einem scheelen Blick. Auf sie wirkte das Gebirge wie ein himmelhoher, unüberwindlicher Wall aus Felsen und Eis. Aber es musste Stellen geben, an denen man diese natürlichen Mauern passieren konnte. Ihr grauste es jedoch bei dem Gedanken, sich den steil aufragenden Gipfeln nähern zu müssen.
    »Wir würden Innsbruck weitaus schneller erreichen, wenn du nicht mit der Sänfte reisen, sondern reiten würdest!«, erklärte Bartl ihr.
    Diesen Einwurf empfand Veva als ungerecht. Ihr Bruder wusste doch selbst, dass sie nicht reiten konnte. Das taten nur Damen von Stand, und auch die setzten sich lediglich bei kleineren Ausritten und natürlich auf der Jagd in den Sattel. Aber eine Dame, die auf sich hielt, benutzte einen Reisewagen oder eben eine Sänfte ähnlich jener, in der sie selbst reiste.
    Bevor ihr eine passende Antwort einfiel, hörte sie den Anführer ihrer bewaffneten Eskorte rufen. »Junger Herr! Da kommt ein Mann auf uns zu und winkt, wir sollen stehen bleiben.«
    Bartl warf seiner Schwester noch einen spöttischen Blick zu und lenkte sein Pferd wieder an die Spitze des Zuges, der gerade eine Stelle passierte, an der ein schmaler Pfad vom Hauptweg abzweigte. Aus der Richtung, in die sie reiten wollten, eilte ihnen ein Mann entgegen und fuchtelte mit den Armen. Der Fremde trug einen erdbraunen Kittel mit Schulterkragen und Gugel, lange Wollhosen, lederne Gamaschen und feste Schuhe. An

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