Die Ketzerbraut. Roman
aneinandergeraten war, schlug vor, Heinrich VIII . von England zwar nicht die Scheidung von Katharina von Aragon zu erlauben, ihm aber dafür zur Sicherung der Thronfolge eine zweite Ehe »zur linken Hand« zu gestatten.
Ein weiterer Wandel ergab sich im Justizwesen. Das mittelalterliche Recht, das vor allem auf privater Rache oder der Entschädigung der Betroffenen durch den Übeltäter oder dessen Sippe beruhte, wurde mehr und mehr durch das Gewaltmonopol des Landesherrn ersetzt, der dafür auch den größten Teil der Strafzahlungen für sich einforderte.
Anfang des sechzehnten Jahrhunderts war auch der Machtkampf zwischen den Wittelsbachern in Bayern und den Habsburgern, der beinahe zweihundert Jahre gedauert hatte, endgültig zugunsten Letzterer entschieden. Die wichtigsten Städte wie Regensburg, Passau, Freising und Salzburg waren den Wittelsbachern entzogen, ebenso die schwäbische Handelsmetropole Augsburg, die damals doppelt so viele Einwohner wie die bayrische Residenzstadt München hatte und eine Metropole europäischen Ranges darstellte.
Als 1503 die niederbayrischen Wittelsbacher im Mannesstamm ausstarben, hätte dieser Landesteil nach den bestehenden Erbfolgeverträgen zur Gänze an Oberbayern-München fallen müssen. Herzog Georg von Niederbayern-Landshut wollte seinen Besitz jedoch seiner Tochter Elisabeth und seinem Schwiegersohn Rupprecht von der Pfalz, der ebenfalls ein Wittelsbacher war, vererben. Es folgte der niederbayrische Erbfolgekrieg, der zuletzt durch einen Schiedsspruch Kaiser Maximilians I. beendet wurde. Oberbayern erhielt zwar den größten Teil des geforderten Gebiets, musste aber zulassen, dass Ottheinrich und Philipp, den Enkeln des niederbayrischen Herzogs, ein gewisser Teil des Landes, die Junge Pfalz zu Neuburg, als souveränes Erbe zugesprochen wurde. Dafür musste Herzog Albrecht von Bayern dem Kaiser die bayrischen Städte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg samt einträglichen Bergwerken übergeben sowie auf seine Rechte im Zillertal und in Salzburg verzichten.
Diese Demütigung wurde in München nicht vergessen, und so stand Bayern außer während des Dreißigjährigen Krieges meist auf der Seite der Feinde Österreichs.
Ritter Gigging und sein von Bayern und Tirol gleichermaßen unabhängiger Besitz ist einem realen Ereignis nachempfunden. Bei den Grenzziehungen zwischen Österreich und Bayern wurde tatsächlich einmal der Besitz eines im Gebirge lebenden Ritters übersehen. Einige Jahre später wurde sein Besitz von den Habsburgern unter dem Vorwand, er hätte Handelszüge überfallen, besetzt und Tirol angegliedert.
Wir haben uns die Freiheit genommen und in unserem Roman den Herzog von Bayern gewinnen lassen.
Iny und Elmar Lorentz
Die Personen
Anna, genannt die Meisterin:
Rosis Dienstherrin
Antscheller, Ferdinand:
Kaufherr aus Innsbruck
Antscheller, Friedrich:
Antschellers Sohn
Antscheller, Johanna:
Antschellers ältere Tochter
Antscheller, Josefa:
Antschellers jüngere Tochter
Cilli:
Magd und Köchin bei Leibert
Echle, Korbinian:
Fuhrmann und Bote aus Augsburg
Gigging, Franz von:
Ritter mit Besitz im Gebirge
Haselegner, Benedikt:
Kaufherr in München
Hein:
Bauer in Pewing
Hias:
Stadtknecht in München
Kreszenz:
Hebamme in München
Leibert, Bartholomäus:
Kaufherr in München
Leibert, Bartl:
Bartholomäus Leiberts Sohn
Leibert, Genoveva, genannt Veva:
Leiberts Tochter
Lina:
alte Magd bei Rickinger
Ludwig, genannt der Schwab:
Knecht bei Leibert
Nis:
Gassenjunge aus Augsburg
Pater Hilarius:
Priester in München
Pater Remigius:
Priester in München
Portikus, eigentlich Thürl, Ägidius:
Geistlicher in München
Prielmayr:
Herzoglicher Rat
Rickinger, Eustachius:
Kaufherr in München
Rickinger, Ernst:
Eustachius Rickingers Sohn
Rosi:
junge Magd in Diensten der Meisterin Anna
Schnurlbeckin:
Susanne Strieglers Verwandte
Sepp:
Knecht bei Leibert
Striegler, Susanne:
Bäckerwitwe aus Dachau
Historische Persönlichkeiten
Bart, Arsacius:
Ratsherr in München
Eisenreich, Georg (+1520):
Pfarrherr von Sankt Peter in München
Fugger, Jakob (1459–1525):
Handelsherr in Augsburg
Langenmantel, Christoph:
Domherr in Augsburg
Luther, Martin (1483–1546):
Augustinermönch aus Sachsen
Schobser, Johann:
Drucker und Büchermacher in München
Vio, Tommaso de, genannt Cajetanus (1469–1534):
Kardinal
Wilhelm IV. (1493–1550):
Herzog von Bayern
Glossar
Albe:
langes Hemd, das von einem Priester unter dem Messgewand getragen wird
Äußerer
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