Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)
unangenehme Ahnung ab, dass Peyres recht haben könnte. Aus dem nervösen, eifernden Jüngling, ihrem einstigen Retter, war in den letzten Jahren der angesehenste Berater Simon de Montforts geworden. Obwohl er weiterhin zur Milde im Umgang mit Ketzern mahnte, hatte er doch etliche von ihnen auf Scheiterhaufen geschickt. Sie wusste, dass sie sich von ihm keine Nachsicht mehr erhoffen durfte, sollten sie einander jemals wieder begegnen.
» Wenn das geschieht, dann bleibt uns weiterhin Montsegur « , sagte sie mit Nachdruck. » Die Festung ist uneinnehmbar. «
Weder Peyres noch Biatris widersprachen. Sie beendeten gemeinsam das Mahl, dann verabschiedete Biatris sich, um in ihre domus zurückzukehren. Adelind legte ihre Tochter auf einer schmalen Pritsche schlafen, um sich anschließend zu Peyres auf das wackelige Kastenbett zu legen. Sie ließ ihre Hände über seine immer noch glatte Haut fahren, unter der sich Muskeln spannten. Vielleicht würde Gott ihr dennoch ein weiteres Kind schenken, das hier im Schutz der unüberwindlichen Mauern als Mitglied der ecclesia Dei aufwachsen konnte.
Die wichtigsten historischen Daten
1198: Krönung von Papst Innozenz III ., der anders als sein Vorgänger zu einem energischen Vorgehen gegen alle Formen der Häresie entschlossen ist und zunächst viele Jahre lang erfolglos zum Kreuzzug aufruft.
1204: Raymond de Péreille lässt auf Wunsch der Katharer die Burg Montsegur wieder aufbauen, die ihnen im Ernstfall als Zufluchtsstätte dienen soll.
1206: Esclarmonde des Foix empfängt in Fanjau das Consolament, ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis, an dem der Hochadel des Languedoc teilnimmt.
Dominique de Guzmán gründet in Prouille das erste Nonnenkloster des Languedoc, wo neunzehn von ihm bekehrte Katharerinnen unterkommen. Er war der einzige bekannte katholische Prediger, der auf friedliche Weise Menschen wieder für die katholische Kirche zurückgewinnen konnte.
1207: In Pamiàs findet der letzte friedliche Disput zwischen Katholiken, Katharern und Waldensern statt. Esclarmonde des Foix nimmt teil, und als sie sich aktiv daran beteiligt, wird ihr von einem katholischen Mönch der Mund verboten. Die anwesenden Waldenser bekehren sich wieder zum Katholizismus, aber ansonsten führt der Disput zu keiner Einigung.
1208: Der päpstliche Gesandte Pierre de Castelnau wird am 19.Januar ermordet, nachdem er dem Comte de Tolosa die Botschaft von seiner Exkommunizierung überbracht hatte. Obwohl die Hintergründe niemals aufgeklärt werden, wird dem Comte de Tolosa die Schuld zugeschrieben.
Am 10.März beginnt der Papst daher erneut, zum Kreuzzug aufzurufen.
1209: Der Kreuzzug beginnt offiziell am 24.Juni, ca. 10 000Kreuzfahrer versammeln sich in Lyon.
Am 22.Juli wird Bezers niedergebrannt, und alle Einwohner werden getötet.
Am 15.Juli ergibt sich Carcassona nach zweiwöchiger Belagerung, der Vescomte de Trencavel wird gefangen genommen, und Simon de Montfort übernimmt die Herrschaft über seine Ländereien. Er kristallisiert sich als Anführer der Kreuzritter heraus.
Am 10.November stirbt der Vescomte de Trencavel in seinem Verlies, angeblich an einem Fieber.
1218: Simon de Montfort fällt bei der Belagerung von Tolosa. Da es seinem Sohn am nötigen Durchsetzungsvermögen mangelt, ist der erste Kreuzzug beendet. Das Katharertum blüht erst einmal wieder auf.
1244: Die Burg Montsegur, ein Zentrum der Katharer, fällt. 225Katharer, die nicht abschwören wollen, werden am 16.März auf einem großen Scheiterhaufen verbrannt.
1245: Die endgültige Vernichtung der Katharer beginnt. Die noch lebenden Oberhäupter der Kirche fliehen in die Lombardei.
1321: Der letzte bekannte katharische Perfach, Guilhèm Belibasta, wird verbrannt.
1329: Die letzten bekannten Gläubigen der katharischen Kirche werden in Carcassona verbrannt.
Nachwort
D ie Festung Montsegur (französisch Montségur) fiel am 16.März 1244. 255Katharer, die nicht von ihrem Glauben hatten abschwören wollen, wurden auf einem riesigen Scheiterhaufen verbrannt, doch war auch damit diese Häresie nicht endgültig besiegt. Der letzte bekannte Katharer starb 1329, ebenfalls in den Flammen der Inquisition, die durch den von Dominique de Guzmán gegründeten Dominikanerorden ins Leben gerufen worden war.
Die Ursprünge der Katharer liegen im Dunkeln. Vermutlich kamen sie aus dem Osten nach Westeuropa, denn parallel zu ihnen entwickelte sich in Bulgarien die Bewegung der Bogomilen, die ähnliche religiöse Positionen
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