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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Augen, und die Kiefer verkrampften sich nicht.
    » Der Bruder von Biatris? « , fragte Esclarmonde nur. Adelind nickte. Sie hatte nicht zu hoffen gewagt, dass es so einfach sein würde. Esclarmonde stand auf und schritt langsam zu einer Truhe in der Zimmerecke, schob den Deckel hoch und ging in die Hocke, um eine Weile angestrengt herumzuwühlen.
    » Ich wusste, dass ich es hier irgendwo hatte « , rief sie schließlich mit mehr Energie, als sie in dem Gespräch bisher gezeigt hatte. Dann stand sie auf. Ein kleiner Lederbeutelhing zwischen Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand.
    » Deine Schwester bat mich, es dir zu geben, wenn du deine Entscheidung jemals ändern solltest « , sagte sie, als sie den Beutel in Adelinds Handfläche drückte.
    » Was ist das, Dòna? «
    » Sieh einfach nach! «
    Adelind gehorchte. Bunte Glasperlen leuchteten vor ihren Augen auf und glitten zur Kette gereiht nacheinander aus dem Beutel. Baumelnde Ohrgehänge folgten. Sie stieß einen leisen Schrei aus und ließ den Schmuck fallen. Fast vergessene Bilder flackerten in ihrem Gedächtnis auf, sie sah einen Bach dahinplätschern, spürte, wie Peyres sanft über ihren Handrücken strich, nachdem er ihr diesen Schmuck geschenkt hatte.
    » Verzeiht mir, Dòna, ich bin aufgebracht « , murmelte sie verlegen und hob den Schmuck wieder auf. » Woher habt Ihr das? «
    » Von deiner Schwester. Das sagte ich doch schon. «
    Adelind wurde schwindelig. Sie hatte den Schmuck damals in Dun zurückgelassen, weil es sich für eine angehende Perfacha nicht ziemte, ihn zu tragen, und weil sie nicht an zerstörte Träume erinnert werden wollte.
    » Hildegard kam zu mir, kurz bevor ihr beide nach Carcassona aufgebrochen seid « , erklärte Esclarmonde ihr nun. » Sie gestand mir ihre Lüge, denn ihr Gewissen plagte sie. Ich vermute, eine andere der sociae hatte ihr geraten, mit mir zu reden. Sie wollte wissen, ob Gott von ihr verlangte, dass sie dir alles gestand. Und ich… «
    Die Gräfin legte eine kurze Pause ein, bevor sie weitersprach: » Und ich habe es verneint. Natürlich war ihre Lüge eine Sünde, aber da sie noch keine Perfacha war, wog diese Sünde nicht schwer und würde vergeben werden, sobald sie das Consolament empfing. «
    Adelind zog wieder ihren Hocker heran, denn ihre Knie drohten nachzugeben.
    » Vergebt mir, aber ich verstehe das alles nicht « , stammelte sie fassungslos.
    » Aber es ist ganz einfach. Wir wollten dich beide nicht gehen lassen. Deine Schwester liebte dich abgöttisch und hatte Angst vor einem Leben, in dem du nicht mehr ständig an ihrer Seite wärest. Davon abgesehen wünschte Hildegard sich niemals etwas anderes, als in einer Gemeinschaft von Frauen zu leben. Deine Schwärmerei für diesen Spielmann war ihr völlig unverständlich, und sie wollte dich davor bewahren, eine folgenschwere Dummheit zu begehen. Ich, die wusste, was es heißt, einen Mann aus ganzer Seele zu lieben, lud daher wohl die größere Schuld auf mich. «
    Sie legte ihre Hände auf die Lehnen des Stuhles, während ein neuer Hustenanfall sie unterbrach. Adelind beugte sich vor. Sie wusste, dass sie nun Worte der Vergebung sagen sollte, vermochte es aber nicht. Vielleicht hatte sie niemals wirklich das Wesen einer Vollkommenen gehabt.
    » Ich wollte dich für unsere Kirche « , fuhr Esclarmonde schließlich fort, doch vermied sie es, Adelind dabei ins Gesicht zu sehen. » Eine gebildete Frau, die aber auch genug Verständnis für weltliche Dinge hat, um eine domus leiten zu können. Ich dachte, deine Gefühle für Peyres seien nur eine Schwärmerei, die wieder vergehen würde, so wie meine Leidenschaft für diesen Sänger am Hof meines Vaters, dessen Namen ich schon lange vergessen habe. Perfacha zu werden, das hielt ich für deine wahre Bestimmung und sah keinen Grund, dich wieder davon abzubringen. «
    Adelind streckte den Rücken.
    » Ich hätte damals gern die Wahrheit erfahren « , sagte sie in einem schärferen Ton, als sie jemals ihrer Gräfin gegenüber angeschlagen hatte.
    » Ich weiß nun, dass es ein Fehler war « , gestand Esclarmonde nur. » Als du nach deiner Flucht aus Carcassona hier mit Peyres ankamst, da spürte ich, dass etwas an dir sich verändert hatte. Dein Herz war nicht mehr ganz bei unserer Kirche. Doch du hast mir Olivette gebracht, die ich nun endlich lieben kann. Das macht es mir leichter, dich zu verlieren. «
    Adelind schüttelte den Kopf.
    » Ich weiß noch nicht, was ich tun will, Dòna « , stellte sie die Dinge

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