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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Kräutergarten lief. An dem Felsen, wo Peyres einst mit seinem Karren verschwunden war, sah sie nun eine einsame hochgewachsene Gestalt mit einem Bündel auf dem Rücken, die ihrem Blickfeld entwich. Ihre Füße flogen über Gras, Baumwurzeln und Steine. Der Atem rasselte in ihrer Brust, und sie schrie laut Peyres’ Namen, bis er endlich stehen blieb. Bedächtig legte er das Bündel zu Boden und wartete, bis Adelind völlig außer Atem vor ihm stand.
    » Ich komme mit dir « , keuchte sie. » Das heißt… ich meine… wenn du mich überhaupt noch mitnehmen willst. «
    Er musterte sie ungläubig, fast prüfend, und einen Augenblick lang stieg die Gewissheit in ihr hoch, dass er sie nun stolz zurückweisen würde, da er ihre Launen leid war. Sie schloss die Augen, um wenigstens sein Gesicht nicht sehen zu müssen, wenn er jene vernichtenden Worte sprach.
    » Willst du nicht wenigstens ein paar Sachen packen? « , hörte sie ihn schließlich fragen. Sie begann zu lachen.
    » Was habe ich denn schon? Außer dem hier? «
    Sie öffnete ihre Faust, in der noch immer die Glasperlenkette mit den Ohrringen lag.
    » Ach ja, und das gelbe Gauklerinnengewand, in dem du mich damals aus dem Verlies in Carcassona geschmuggelt hast, liegt noch in meinem Gemach. Aber es ist schmutzig und zerrissen. «
    » Hole es trotzdem « , erwiderte Peyres. » Du wirst etwas für unsere Auftritte brauchen. Zu deinem dunklen, frommen Kleid passen nur katholische Hymnen, und die sind hier derzeit nicht gerade beliebt. «
    Sie nickte und sah nochmals zu ihm hoch, um sich zu vergewissern, dass er es ernst meinte. In den bernsteinfarbenen Augen blitzte der Schalk, doch dahinter erkannte sie das Leuchten jenes Glücks, das sie selbst auch von tiefstem Herzen empfand.
    » Gut, ich hole das Kleid, aber wohin gehen wir dann? «
    Er zuckte mit den Schultern.
    » Ins nächste Dorf oder besser noch an einen größeren Ort. Ich brauche Geld für eine neue Fiedel. «
    Sie hob die Hand und strich ihm ein paar störrische Locken aus dem Gesicht. An den Schläfen waren die ersten grauen Strähnen zu sehen, und plötzlich freute sie sich darauf, an seiner Seite miterleben zu dürfen, wie er sich mit den Jahren weiter verändern würde.
    » Wir könnten erst einmal die sociae nach Montsegur begleiten « , schlug sie schließlich vor. » Dort leben zwar fromme Leute, aber gegen etwas Musik hatten sie auch damals in Fanjau nichts einzuwenden. Es reist sich angenehmer, wenn man nicht allein ist. «
    Er seufzte, legte aber einen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich.
    » Ganz werde ich dich von diesen Heiligen wohl niemals trennen können, aber des Nachts suchen wir uns beide einen Ort, an dem wir allein sind. «
    Sie nickte, ergriff dann seine Hand, um ihn wieder in die domus zu führen. Die Welt mochte ein Werk des Teufels sein, aber sie wollte nicht ohne die Nähe eines geliebten Menschen in ihr zurückbleiben.

Epilog
    P eyres lenkte den Wagen einen Hügel hinab, während Adelind abwartete, ob irgendwo bewaffnete Reiter auftauchen würden, aber die Landschaft lag still vor ihr, als hätte die gnadenlos brennende Sonne jedes Leben darin ausgetrocknet. Auch im Jahre1218 suchte ein sehr heißer Sommer das Languedoc heim, doch tobte der Schlachtenlärm ungehindert weiter. Adelind gab den Leuten, die hinter Büschen und Bäumen kauerten, ein Zeichen, dass sie ihr erst einmal folgen konnten.
    Sie gingen mit vorsichtigem Abstand hinter dem Wagen her. Einige der Flüchtlinge hatte Adelind überzeugen können, bunte Gauklerkleidung anzulegen, doch die meisten beharrten aus Glaubensgründen auf ihrem schlichten Schwarz. Die zwei aufgenähten Kreuze, das Zeichen der Buße für jene, die abgeschworen hatten, um ihr Leben zu retten, hatten sie aber bereits abgerissen. Daher schwebten sie nun in besonderer Gefahr, denn rückfällige Häretiker wurden endgültig und ohne jede Gnade dem Scheiterhaufen übergeben. Es war vereinbart, dass sie sich sofort verstecken würden, wenn Adelinds Tochter eine bestimmte Melodie auf der Flöte anstimmte, doch in den drei Tagen, die sie aus dem Gebiet des Comte de Tolosa bis hierher gebraucht hatten, war alles gut verlaufen. Gerade hatten sie die ersten Schritte den Hügel hinab getan, als die in der Sommerhitze träg ruhende Landschaft plötzlich durch das Getrappel von Pferdehufen gestört wurde. Adelind hob kurz die Hand. Ein Teil der Leute konnte noch hinter Büschen verschwinden, und jene, die bereits in das Blickfeld der herannahenden

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