Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)
Fanjeaux) zur Perfacha geweiht und gründete zahlreiche Gemeinschaftshäuser für Katharerinnen, ebenso wie Spitäler und Waisenhäuser. 1207 nahm sie in Pàmias (französisch Pamiers) an einem öffentlichen Disput zwischen Katharern und Katholiken teil. Als sie sich einmischte, wurde sie von einem Mönch darauf hingewiesen, dass dies einer Frau nicht zustehe. Diese Aussage entsprach der Haltung der katholischen Kirche. Auch bei den Katharern waren Frauen als Theologinnen eher unüblich. Dennoch stellte es einen Affront dar, eine ältere Dame des Hochadels öffentlich derart zu desavouieren, und es mag durchaus einer der Gründe gewesen sein, warum die Fronten sich verhärteten. Danach taucht Esclarmonde nicht mehr in den Quellen auf. Beim vierten Laterankonzil (1215) wird sie bereits als verstorben bezeichnet. Geschichten, die sie in Montsegur oder an anderen Orten als Anführerin des Widerstands gegen die Kreuzfahrer schildern, gehören in den Bereich der Legende. Sie war nur eine von vielen adeligen Frauen, die im Languedoc die katharische Kirche unterstützten, aber da sie zum Hochadel gehörte, war sie die bedeutendste. Allerdings sagt dies nicht viel darüber aus, wie frauenfreundlich die Katharer wirklich waren. Zunächst begeisterten sich viele Frauen für diese Kirche, doch auch bei den Katharern konnten nur Männer Diakone oder Bischöfe werden. Eine Angehörige des Hochadels wie Esclarmonde hatte sicher viel Einfluss, da sie wegen ihres gesellschaftlichen Rangs und ihres Vermögens ein Gewinn für die katharische Kirche war. Ob dies auch für einfachen Perfachas galt, lässt sich schwer beurteilen. Die Katharer gaben Frauen zunächst mehr Mitspracherecht als die etablierte katholische Kirche, keineswegs aber Gleichberechtigung im modernen Sinne. Mit der Zeit soll der weibliche Einfluss in dieser Kirche auch nachgelassen haben.
Dominique de Guzmán, der 1234 heiliggesprochen wurde, ist eine sehr umstrittene Persönlichkeit. Der von ihm ins Leben gerufene Dominikanerorden kann für zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich gemacht werden. Um ihn selbst jedoch ranken sich viele Legenden, die ihn als bescheiden und selbstlos schildern. Nicht alle davon müssen erfunden sein. Sein erster Umgang mit der Häresie zeugt von Einfühlungsvermögen und Intelligenz. Während andere Katholiken nur klagten und zeterten, erkannte er sehr schnell, dass die Schwächen der katholischen Kirche der wahre Grund für die Beliebtheit der Katharer und Waldenser waren. Er versuchte auf durchaus sinnvolle Weise dagegen anzugehen, indem er ebenfalls in schlichter Aufmachung predigend durchs Land zog. Dadurch konnte er als Erster tatsächlich einige Frauen wieder in die katholische Kirche zurückholen und gründete für sie ein Nonnenkloster in Prouille. Diese Art des Widerstandes war dem Papst wohl zu mühsam und langwierig, daher kam es zum Kreuzzug. Von Arnaud Amaury, dem geistlichen Anführer dieses Kreuzzugs, liegen schriftliche Zeugnisse vor, in denen er das Massaker von Bezers befürwortet. Wie Dominique über diese Brutalität urteilte, ist unbekannt. Er taucht erst 1211 als Berater Simon de Montforts auf, wo er sich vorher aufhielt, weiß man nicht. Er mahnte wiederholt zur Milde im Umgang mit Häretikern, legte ihnen aber auch schwere Bußen auf. Obwohl er die Gewalt nicht offen befürwortete, sah er sie wohl als notwendiges Übel im Kampf gegen die Häresie an.
Der Name Katharer stammte von dem griechischen Begriff für rein. Dennoch soll es ein Schimpfwort gewesen sein, das die Katharer selbst nicht verwendeten. Ich habe es manchmal benutzt, um diese religiöse Bewegung mit dem Namen zu benennen, unter dem sie bekannt ist. Dasselbe gilt für die Bezeichnung der damaligen Sprache des Languedoc als Okzitanisch. Streng genommen ist der Begriff anachronistisch, da er zur damaligen Zeit noch nicht üblich war. Die Bewohner der Region wurden Provenzalen genannt, doch hätte dies bei modernen Lesern für unnötige Verwirrung gesorgt.
Zwar hatte ich den Wunsch, die Katharer, ihre Zeit und den Vernichtungskrieg gegen sie so akkurat wie möglich darzustellen, doch waren um der Geschichte willen eine Vereinfachung und der Verzicht auf etliche Details unerlässlich.
Zum Schluss noch ein Dankeschön an alle, die mich bei der Entstehung dieses Romans unterstützt haben, in erster Linie mein Lebensgefährte und geduldiger Testleser Mario Sodan als auch Silvia Rumbach und Claudia Stach von den Büchereulen.
Weitere Kostenlose Bücher