Die Kinder der Elefantenhüter
Sie ist so stark, dass sie nicht unterdrückt werden kann. Weder von dem Umstand, dass sich meine ganze Familie in Auflösung befindet. Noch davon, dass meine Liebste, nachdem ich meine Weisheit so großzügig ausgeschenkt habe, mich nur geküsst und eine dieser weiblichen Bemerkungen von sich gegeben hat, die den Männern den Schlaf rauben und sie sich bis zum Morgengrauen im Bett herumwälzen lassen. Woraufhin sie zu ihrem Steinbutt zurückgeschwebt ist.
Ich hebe die Hände zum Sternenhimmel. Und fange an zu tanzen.
Es ist ein langsamer Tanz. Nichts aus dem Auftragsbuch von Ifigenia Bruhns Tanzinstitut, der hier kommt von innen und erfordert meine volle Konzentration. Was wohl auch der Grund dafür ist, dass erst eine Weile vergeht, ehe ich Kaj Molester bemerke.
Er steht in der Tür seines Hauses. Ich halte inne. Wir sehen uns an.
»Ich bin gerade dabei, den Finøwalzer zu tanzen«, sage ich, »einen Tanz, in dem ich meine große Dankbarkeit ausdrücke, am Leben zu sein.«
Man kann Kaj Molester vieles nachsagen, wer tut das nicht, mich eingerechnet. Aber für seinen Umgang mit Stress wird er allseits bewundert. Auch jetzt ist er wieder gut. Sein Gesicht ist ausdruckslos.
»Dein Tanz da«, sagt er, »ist der privat, oder können alle mitmachen?«
Gnade ist eines der Wörter, die man mit Samthandschuhen anfassen soll und auch nur, wenn es kein geringeres tut. Trotzdem trifft es dieses Wort als einziges. Das Dasein ist nämlich so eingerichtet, dass sich sogar Typen wie Kaj Molester Hoffnung machen können, dass die natürliche bergab gehende Richtung ihres Lebens von einem Kreuzweg unterbrochen wird. Und am Ende des neuen Wegs, der sich einen Augenblick lang öffnet, liegen zarte, gewagte, aber auch verfeinerte Möglichkeiten.
»Mach einfach mit«, sage ich.
Er hebt die Arme, der Regen hat zugenommen. Ganz langsam, unter dem leuchtenden Nachthimmel, tanzen Peter Finø und Kaj Molester den Finøwalzer.
Dank an Lisbeth Clausen für das Herzteil des Puzzlespiels.
Und Dank den Mitarbeitern meines Verlags Rosinante und ganz besonders meinem Verleger Jakob Malling Lambert für einfühlsame, ideenreiche und nicht lockerlassende Hilfe beim Halten des Druckbleistifts und des Skalpells.
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