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Die Kinder der Elefantenhüter

Titel: Die Kinder der Elefantenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hoeg
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wir kannten.
    Ich will mit den offensichtlichen Veränderungen anfangen, die man schon mit bloßem Auge erkennt.
    Alexander Finkeblod hat die Insel verlassen, er hat eine höhere Stellung im Ausland bekommen, und Ejnar Tampeskælver Fakir ist wieder Leiter der Städtischen Schule Finø, vorläufig durchläuft er eine Probezeit.
    Die ganze Schule begleitete Alexander zur Fähre. Und zwar nicht, weil dies die letzte Chance war, ihm den Gnadenstoß zu versetzen und ihn von seinen Qualen zu erlösen, sondern um ihm ordentlich auf Wiedersehen zu sagen. Denn auch Alexander war verändert. Nach all dem, was ich hier erzählt habe, war er nicht mehr derselbe. Die letzten drei Monate, die er noch auf der Schule war, sprach er mit den Schülern, als wären es ganz normale Menschen, und häufig ertappte man ihn dabei, wie er mitten im Unterrichtans Fenster trat und gedankenverloren über das Meer der Möglichkeiten blickte, als spähte er nach etwas, von dem er einst einen Zipfel gesehen hatte, das aber nun verschwunden war und das er nicht vergessen konnte.
    Außerdem hatte er Vera dabei, sie stand an seiner Seite schon mit einem Fuß auf der Landungsbrücke, als er Tilte und mich entdeckte, sich umdrehte und zu uns kam und uns die Hand gab. Er schien etwas sagen zu wollen, aber er brachte es nicht heraus, Vera rief ihn, er drehte sich wieder um, und wir winkten, und dann war er weg.
     
    Tilte wohnt nicht mehr auf dem Pfarrhof. Im August zog sie nach Grenå und fing auf dem Internat an, auf das auch Jakob geht, anfangs kamen sie im Wohnheim Grenå unter.
    Aber nicht sehr lange. Nur einen Monat ungefähr. Dann zogen sie in eine große Wohnung mit Blick auf den Strand.
    Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen wird verlautbart, dass die Wohnung durch Tiltes Zusammenarbeit mit Pallas Athene finanziert wird.
    Athene kam im Sommer nach Finø. Obwohl man auf der Insel an exquisiteste Fahrzeuge gewöhnt ist – Pferdekutschen und Golfwagen und Mercedes und Maseratis und Bermudas gepanzerten Mannschaftswagen –, machte die breite Bevölkerung doch große Augen, als der rote Jaguar vor dem Pfarrhaus vorfuhr und Pallas Athene ausstieg, komplett mit High Heels und roter Perücke – aber gottlob ohne Helm.
    Als sie und Tilte sich auf deren Zimmer zurückzogen, dachte ich zunächst, ich solle mit, Tilte und ich sind immer zusammen durch dick und dünn gegangen. Aber diesmalschüttelte sie den Kopf. Obwohl sogar Athene sich wunderte, schließlich war ich es, der sie gefunden hatte.
    »Um Peter herum«, sagte Tilte, als wenn sie über einen Abwesenden spräche, »erscheint einem die Wirklichkeit auf viele verschiedene Arten verändert. Aber es gibt keine Möglichkeit, vor dem Faktum davonzulaufen, dass er im Mai gerade erst fünfzehn geworden ist.«
    Dann schlossen sie die Tür hinter sich.
    Als sie wieder herauskamen, sah Pallas Athene aus, als hätte sie die Sonne aufgehen sehen und gleichzeitig den Todesstoß erhalten. Ihr Abschied klang nicht ganz zusammenhängend, dann setzte sie sich in den Jaguar und fuhr davon.
    Ich stand am Küchenfenster und sah ihr nach. Tilte trat hinter mich und umarmte mich, aber Peter Finø steht nicht zum Verkauf, jedenfalls nicht für falsche Liebkosungen, ich hielt mich aufrecht und unnahbar.
    »Das Herz in eine Schachtel zu legen«, sagte sie, »das geht nicht. Auch nicht, wenn sich darin ein Bild der Kinder befindet. Das habe ich ihr erklärt.«
    Tiltes Stimme war erfüllt von Reue, wie die christlichen Mystiker es nennen, und von Umkehr und dem Versuch, mich zu besänftigen. Ich ließ mich also zu einer Antwort herab, man soll einen reuigen Sünder nicht von sich stoßen.
    »Du willst sie umschulen. Sie soll irgendwas mit Beratung machen.«
    Tilte antwortete nicht. Es war auch nicht nötig. Natürlich hatte ich ins Schwarze getroffen.
    »Die Nummer haben wir schon mal verkauft«, sagte ich. »An Leonora.«
    »Das hier wird der nächste Schritt«, sagte Tilte.
    »Du willst, dass sie ihre Kunden dazu überredet, ihre Partner mitzubringen. Ins Abakosh . Wo sie und Andrik sie beraten sollen.«
    Tilte legte ihren Kopf an meinen.
    »Ich habe ihr zwei Einzeiler mitgegeben«, sagte sie. »Die beiden Hauptsätze der Liebe: 1. Nimm stets deinen Mann mit, wenn du ins Bordell gehst. 2. Lass das Herz dort, wo die Natur es hingesetzt hat.«
     
    Übrigens ist Tilte seit ihrem Umzug nur zweimal wieder hier gewesen, und das erste Mal war, als wir Kalle Kloak adelten. Tilte hatte vom Königshof einen Brief mit

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