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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Kleidung oder Ähnliches enthielten. An der Stirnwand der Halle, wo man einen Thronsitz vermutet hätte, plätscherte kristallklares Wasser in einen steingefassten Brunnen.
    »Ihr müsst hungrig sein«, sagte Laurion, als sie auf einer niedrigen Bank an einem steinernen Tisch Platz genommen hatten, und brachte ihnen zu essen und zu trinken. Dann ließ er sie allein in der Obhut des Grauen zurück.
    Erst jetzt bemerkten die Kinder, dass sie wirklich einen Wolfshunger hatten. Sie langten kräftig zu. Das dunkle Brot, das ihnen Laurion zusammen mit Butter und Käse gebracht hatte schmeckte süß, wie nach Honig. Dazu tranken sie frisches Quellwasser, und es schmeckte ihnen besser als alles, was sie jemals gegessen und getrunken hatten.
    »Butter und Käse?«, fragte Siggi plötzlich. »Woher die wohl kommen?«
    »Es gibt anscheinend Kühe hier«, mutmaßte Gunhild, als von dem Alten keine Auskunft kam.
    »Wahrscheinlich die Kinder der Urkuh«, grinste Siggi. »Das müssen komische Viecher sein.«
    »Es war eine Ziege«, belehrte ihn Gunhild.
    Siggi beäugte misstrauisch das Essen.
    Der Graue ging unruhig im Zimmer auf und ab. Siggi blickte kurz zu ihm auf, und er konnte sehen, wie es unter der ledrigen Haut seines toten Auges zuckte. Der Alte musste entsetzlich aufgeregt sein; er konnte nicht still stehen. Man spürte förmlich, wie es in ihm arbeitete.
    Der brütet etwas aus, dachte Siggi bei sich, als sich die Tür öffnete und Laurion eintrat.
    »Ich habe mit der Königin gesprochen. Wir werden einen Trupp unserer besten Männer zusammenstellen, die mit mir zusammen versuchen werden, euren Freund zu befreien.«
    »Müssen wir …«, stammelte Siggi, »ich meine, dürfen wir …?«
    »Natürlich kommt ihr mit. Nur ihr könnt euren Freund überzeugen, uns zu folgen, wenn wir ihn finden.«
    »Genau«, pflichtete Gunhild ihm bei.
    »Dann kommt mit. Wir gehen in die Rüstkammer. Dort treffen wir die anderen«, sagte Laurion knapp.
    Er führte sie durch das verwirrende Labyrinth der engen Gassen der Stadt, und Siggi und Gunhild konnten sich nicht satt sehen an dem, was die Lichtalben hier geschaffen hatten. Überall gab es Bildwerke und feine Ziselierungen, die mit großer Kunstfertigkeit hergestellt waren und für das Schönheitsempfinden der Lios-alfar sprachen.
    Sie bemerkten die Unruhe in der Stadt. Immer wieder begegneten sie Leuten, die umherhasteten.
    »Was ist los?«, fragte Siggi schließlich.
    »Wir rüsten zur Schlacht«, erklärte Laurion. »Die Höhlen hallen von den Kriegshörnern der Dunklen Brut wieder.«
    »Aber wir …«
    »Wir werden uns aus einer anderen Richtung heranschleichen und so die Auseinandersetzung meiden«, schnitt Laurion ihm das Wort ab. »Unsere Aufgabe ist wichtig, und da kann uns eine Schlacht eher helfen als schaden. Eine Schlacht lenkt viele Leute ab, und so können wir uns eurem Freund vielleicht unbemerkt nähern.«
    Schließlich erreichten sie die Rüstkammer. Es war eine Höhle, die in den Fels gemeißelt worden war, unterteilt in verschiedene Nischen und Gewölbe, in denen sich Waffen, Rüstungen, Lederpanzern und Ähnliches stapelten.
    »Wählt euch aus, was ihr braucht«, sagte ihnen Laurion. »Auch in Eurer Größe müsste etwas da sein.«
    Siggi und Gunhild machten sich auf die Suche. Als Erstes fand Siggi ein einfaches Wams aus dickem Leder mit Metallbeschlägen, das ihm passte. Dazu wählte er eine der weichen Lederhosen. Nur ein passender Helm war nicht aufzutreiben.
    Nun fehlte ihm noch eine Waffe. Er entdeckte ein schönes Schwert, das er schon greifen wollte, als sein Blick von etwas anderem gefesselt wurde. Es war ein Gegenstand mit einem langen schwarzen Griff und einer Lederschlaufe am Ende. Am anderen Ende hatte er einen kurzen, massiven Knauf in Form eines Würfels, der sich auf zwei Seiten trichterförmig fortsetzte und in zwei Spitzen endete. Bis auf die Schlagflächen war jeder Quadratmillimeter davon mit feinen Ziselierungen bedeckt. Im ersten Moment zweifelte Siggi, ob er ihn würde heben können, aber das Ding war leichter, als er gedacht hatte.
    »Ein Kriegshammer«, erklärte Laurion. »Eine gute Wahl. Schwerter und Äxte sind nur etwas für Leute, die lange dem Umgang mit Waffe geübt hatten, aber du hast dich für den Hammer entschieden, mit dem man auch etwas ausrichten kann, wenn man ungeübt in der Kunst der Waffen ist.«
    »Was ist das hier für ein Zeichen?«, fragte Siggi, als er etwas in den Schaft eingraviert fand. Es sah aus wie ein leicht

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