Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
ich auf diesem grässlichen Wurm herumgesprungen bin«, sagte John.
»Allerdings«, sagte Nimrod. »Und in diesem speziellen Fall war die Schadenfreude völlig gerechtfertigt. Unter Rashleigh Khan hingegen müssen wir uns einen Mann vorstellen, der jubelnd auf den Leichen herumspringt, über die er auf seinem Weg an die Spitze gegangen ist. Der sich an ihrem Unglück ergötzt. Ein Mann, der in einem Fernsehinterview einmal gestanden hat, dass ihn nichts so betroffen macht wie der Erfolg eines guten Freundes.«
»Klingt nach einem absoluten Widerling«, meinte Philippa.
»Wollen Sie damit sagen, dass er der Grabräuber von Dschingis Khan ist?«, fragte der Professor.
»Ich will damit sagen, dass er, oder vielleicht auch diejenigen, die für ihn arbeiten, jetzt unser Hauptverdächtiger ist«, sagte Nimrod.
»Aber welche Vorteile kann es für ihn haben, mithilfe der Hotaniya-Kristalledes Xixia-Kaisers Xuanzong das globale Klima zu beeinflussen?«, fragte Philippa.
»Genau das ist die Vierundsechzigtausend-Dollar-Frage«, sagte Groanin.
»Sagen Sie das noch mal«, sagte Nimrod.
Groanin runzelte die Stirn. »Was?«
»Man sollte nicht glauben, dass Sie eine Extraeinladung brauchen, um einen Satz zu wiederholen«, sagte Nimrod ziemlich gereizt. »Unaufgefordert sagen Sie ständig alles zweimal. Wiederholen Sie den Satz.«
Ein wenig pikiert sagte Groanin: »Ich habe gesagt, das ist die Vierundsechzigtausend-Dollar-Frage.«
Nimrod nickte. »Und als wir auf dem Weg nach Australien über Indien geflogen sind, haben Sie noch etwas sehr Weises gesagt, nicht wahr?«
»Hab ich das?«
»Sie sagten, wer auch immer das hier verursacht, tut es höchstwahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie die Burschen, die Sie gekidnappt haben. Wegen
Geld
.«
»Ja, wegen Geld. Das habe ich gesagt. Geld ist immer noch der Hauptgrund für das, was Leute tun, sei es gut oder böse.«
»So ist es«, sagte Nimrod. »Es geht um Dollars. Tausende von Dollars. Millionen wahrscheinlich. Vielleicht sogar noch mehr.«
»Wie könnte Rashleigh Khan zu Geld kommen, indem er Vulkane zum Ausbruch bringt?«, fragte sich John.
»Das weiß ich nicht«, sagte Nimrod. »Aber genau das werden wir herausfinden.«
Er ging schnurstracks zum Teppich hinüber.
»Wohin fliegen wir?«, fragte Groanin.
Zu seiner Überraschung sang Nimrod ein italienisches Lied:
»Ma nun me lassà,
Nun darme stu turmiento!
Torna a Surriento,
Famme campà!«
»Wirklich sehr nett«, sagte Groanin. »Aber was hat das zu bedeuten? Wohin fliegen wir?«
»Es bedeutet, dass wir nach Sorrent zurückfliegen, Groanin«, sagte Nimrod. »Zurück zur Bucht von Neapel.«
»Sitting on the dock of the bay«
Auf der eleganten Terrasse des Grandhotels Excelsior Vittoria, hoch über den Hafenanlagen von Sorrent, beobachtete Nimrod durch ein Hochleistungsfernglas Rashleigh Khans riesige Jacht, die
Schadenfreude
, während ein weiß livrierter Kellner ihm, Groanin, dem Professor und den Zwillingen den Nachmittagstee servierte.
Die weiße Motorjacht, die immer noch in der Bucht von Neapel vor Anker lag, stellte mit ihrer Größe von zwei Fußballfeldern alle anderen Boote in den Schatten. Auf dem Vorderdeck stand ein schwarzer Helikopter, und von Zeit zu Zeit legte ein kleineres Versorgungsboot von der Jacht ab, um zum Festland hinüberzufahren. Nimrod fiel auf, dass die Jacht unter amerikanischer Flagge segelte, was darauf schließen ließ, dass Rashleigh Khan amerikanischer Staatsbürger war.
»Es kommt mir vor wie ein Déjà-vu, dass wir alle wieder hier sind«, sagte Groanin. »Wenn man an so etwas glaubt.«
»Zumindest an das Gefühl können Sie glauben, Groanin«, stellte Nimrod fest. »Was man infrage stellen kann, ist die Interpretation des Gefühls, für die man sich entscheidet.«
»Es ist so viel passiert, seit wir neulich hier waren«, sagte Philippa und starrte aufs Meer hinaus, »dass man am liebsten die Uhr zurückdrehen würde.«
»Ja, das ist wahr«, stimmte Nimrod ihr zu.
Unterdessen wünschte sich Philippa, dass Axel bei ihnen sein könnte, um diesen Ausblick zu genießen. Sie hatte niemandem erzählt, dass sie in ihn verliebt war, und jetzt schien nicht der richtige Moment zu sein, es zur Sprache zu bringen. Also bewunderte sie einfach die Aussicht und wünschte sich, er hätte sie ebenfalls genießen können. Es war wirklich ein herrliches Panorama! Als Vulkanologe hätte Axel das sicher zu schätzen gewusst. Die große Pyramide des Vesuvs berührte den
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