Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
»Da sitzen wir mitten im australischen Outback und essen Svið.«
»Du vielleicht«, sagte Philippa. »Ich nicht.«
»Und
Kæstur hákarl
«, sagte der Professor. »Den habe ich seit Jahren nicht mehr gegessen.«
»Kein Wunder«, sagte Groanin. »Bevor man so was noch mal isst, muss schon ziemlich viel in Vergessenheit geraten.«
»Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Widerwärtiges gerochen«, sagte John und zog angeekelt die Nase kraus. »Was ist das überhaupt für ein Zeug?«
»Auf Island ist
Kæstur hákarl
eine Delikatesse«, beteuerte der Professor und langte begeistert zu. »Mein Vater hat ihn früher zubereitet, aber ich glaube, Ihrer ist besser, Nimrod.«
Trotz seiner Maske konnten alle erkennen, dass er das Essen genoss.
»Mag sein«, sagte Groanin, »aber was ist es?«
»Es ist die isländische Antwort auf Fugu«, erklärte Nimrod.
»Du meinst den giftigen Fisch, den sie in Japan essen?«, fragte John. »Jedenfalls die, die es sich leisten können.«
»Ja«, bestätigte der Professor. »
Kæstur hákarl
ist schlicht und einfach fermentierter Grönlandhai. Behandelt und gekocht, um den hohen Giftanteil aus Methylquecksilber und Harnsäure aus dem Fleisch herauszubekommen.«
»Aber das ist … « John war entsetzt.
»Ja, John«, sagte Nimrod. »Genau das ist es.«
John schüttelte den Kopf. »Mir wird schlecht, wenn ich das Zeug bloß rieche.«
Axel grinste. »Du weißt gar nicht, was du verpasst, kleiner Bruder«, sagte er und aß das fermentierte Haifleisch mit einem Genuss, der durch die angewiderten Gesichter von Groanin und den beiden Amerikanern womöglich noch gesteigert wurde.
»Ich halte mich lieber an den Kaviar, wenn es euch nichts ausmacht«, sagte Groanin.
»Wie Sie den essen können, begreife ich auch nicht«, sagte John, brach ein Stück Brot ab und stopfte es sich unglücklich in den Mund.
»Kaviar schmeckt gar nicht schlecht«, meinte Groanin, »wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat.« Er schüttelte den Kopf und grinste. »Ich habe schon ausgezeichnetes Essen gegessen, seit ich bei Ihnen bin, Nimrod, Sir. Und ein paar großartige Restaurants besucht. Aber es war auch grauenhaftes Zeug darunter: ein Curry, das so scharf war, dass ich Angst hatte, mir platzt der Schädel. Bier, das aus menschlicher Spucke hergestellt wird. Und Ratten in dieser üblen Kaschemme in China. Ich bin heilfroh, dass ich so etwas Ekelhaftes wie diesen toten Hai nicht essen muss. Nicht auf dieser Reise.«
Allerdings hatte der starke Geruch des
Kæstur hákarl
Groanins Meinung nach einen nützlichen Nebeneffekt: Er hielt die Insekten fern, die sie sonst geplagt hätten. Dafür weckte er das Interesse von Jimmy und Charlie, den beiden Aborigines, die sich im umliegenden Busch versteckt hielten.
»Was meinst du, Kumpel?«, flüsterte Jimmy.
»Tja«, sagte Charlie. »Wir wissen, dass sie vom Himmel gekommen sind. Das grenzt die Sache ziemlich ein, schätze ich. Genauso wie die vielen Sachen, die sie einfach aus der Luft herbeigezaubert haben, die Zelte, die Lampen und den Rest ihrer Ausrüstung. Was die Sache noch mehr eingrenzt. Aus Aussieland sind sie jedenfalls nicht. Zumindest nicht aus dem Aussieland, das ich kenne. Und dann ist da noch der Kerl mit der schwarzen Maske und dem roten Mantel. Wenn du mich fragst, läuft niemand freiwillig so durch die Gegend, es sei denn, er ist überhaupt kein Kerl, sondern etwas anderes.«
»Wohl wahr, Kumpel.«
»Aber ich schätze, der springende Punkt ist das, was sie essen. Ich glaube nicht, dass ein Weißer sich diesen Fraß jemals antun würde. Nicht bei dem Gestank.«
»Wohl wahr, Kumpel«, sagte Jimmy. »Es stinkt wie ein toter Fensterputzer im Hafenbecken von Sydney.«
Charlie grinste. »Genau so ist es, Kumpel. Haargenau. Hätte ich selbst nicht besser sagen können.«
»Aber wie Bunyips sehen sie auch nicht aus.« (Ein Bunyip ist ein böser australischer Geist, der in der Nähe von Gewässern haust.)
»Das stimmt. Allerdings hab ich noch nie einen Bunyip gesehen.« Charlie dachte einen Augenblick nach. »Weißt du was? Ich glaube, es sind Himmelsgötter.«
»Da könntest du recht haben. Meinst du, sie sind freundlich gesinnt?«
»Also, ich sehe die Sache so, Jimmy. Wenn es Himmelsgötter sind, wissen sie sowieso schon, dass wir hier auf unserer Wanderschaft sind. Wahrscheinlich warten sie nur darauf, dass wir rauskommen und uns vorstellen.« Wieder überlegte Charlie einen Augenblick. »Aber wir machen es so: Statt sie auf Englisch
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