Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
zuckte die Achseln. »Andererseits habe ich kürzlich festgestellt, dass die Alternative noch viel schlimmer sein könnte.«
Tief in Gedanken
Früh am nächsten Morgen flogen Nimrod, Groanin, die Zwillinge, Axel, der Professor und ihre beiden einheimischen Führer Jimmy und Charlie auf dem blauen Teppich geradewegs nach Westen. Im Kontrast zur ockerroten Farbe des trockenen Bodens leuchtete der Himmel azurblau und der fliegende Teppich noch eine Spur heller. Doch das alles war nichts im Vergleich zu den leuchtenden Gesichtern der beiden Aborigines.
»Das packe ich in mein nächstes Bild, wenn wir nach Sydney zurückkommen«, sagte Jimmy zu Charlie.
»Stimmt. Fliegen ist allemal besser als Wandern, nicht?«
Einige Stunden später und ebenso viele Hundert Kilometer westlich von Alice Springs überprüfte Jimmy den Horizont und den Stand der Sonne und bat Nimrod, etwas tiefer und weiter nach Süden zu fliegen, weil sie sich nun der kleinen Stadt Docker River näherten.
»Hoffentlich verpassen wir den Sturm«, sagte er.
»Welchen Sturm?«, fragte John.
Jimmy zeigte nach Nordwesten. »Seht mal«, sagte er. »Dort drüben.«
Für die anderen sah der Horizont mehr oder weniger unverändert aus, doch Jimmy ließ sich nicht beirren. »Es ziehen viele dunkle Wolken in unsere Richtung«, sagte er.
Nach und nach sahen auch die anderen etwas. Es war, als hätte jemand mit einem sehr feinen Bleistift eine Linie zwischen Himmel und Erde gezogen.
»Das muss an den Vulkanen am Pazifischen Feuerring liegen«, sagte der Professor. »Wahrscheinlich befindet sich so viel Asche in der Luft, dass sie das Sonnenlicht filtert und die Luft abkühlt. Wenn das passiert, kann es leicht zu einem gewaltigen Gewittersturm kommen.«
Nimrod schüttelte den Kopf. »Fliegende Teppiche taugen nicht bei Gewitter«, sagte er. »Hoffentlich sind wir rechtzeitig weg, wenn diese Wolken hier eintreffen.«
»Amen«, sagte Charlie. »Mit den Kamelen ist auch nicht zu spaßen, wenn es regnet.«
»Wie das?«, fragte Philippa.
»Kamele sind in dieser Gegend eine echte Plage«, erklärte Charlie. »Die meisten Leute glauben, dass sie kein Wasser brauchen. Aber sie brauchen
natürlich
welches. Sie kommen nur länger damit über die Runden als andere Tiere. Wasser ist in dieser Gegend ziemlich knapp, und wenn keines da ist, drehen die Kamele durch. Aber
wenn
welches da ist, drehen sie noch viel mehr durch. Sie überrennen Zäune und Rinderfarmen und richten alle möglichen Schäden an, sodass sie die Leute hier einfach nur hassen. Es gibt kaum ein gefährlicheres Tier in Australien als ein durstiges Kamel.«
Jimmy schnupperte und sagte: »Wir kommen näher. Ich kann die Kamele schon riechen.«
»Ich kann gar nichts riechen«, sagte Groanin.
»Das werden Sie«, versprach Jimmy. »Ganz bestimmt.«
Eine halbe Stunde später deutete er auf eine große Gruppe lärmender Dromedare, die sich um ein kleines Billabong drängten.Die Tiere wirkten wesentlich ausgemergelter und klappriger als ihre domestizierten Vettern in Afghanistan. Begierig darauf, den schwindenden Wasservorrat zu erreichen, hatten sie die wenigen Akazien- und Blutholzbäume niedergetrampelt, die das Wasserloch umgaben.
»Das sind ja Tausende«, sagte John. »Viel zu viele für das bisschen Wasser. Sie haben das Loch mehr oder weniger leer getrunken.«
»Das ist der Grund, warum die Hengste dort kämpfen«, sagte Charlie. »Seht nur.«
Zwei Kamelhengste schienen einen Ringkampf auszutragen. Die beiden hatten die Hälse verschränkt und bissen sich gegenseitig in Ohren, Lippen, in Nase und Gesicht – alles, was sie mit ihren langen gelben Zähnen zu fassen bekamen.
John deutete auf ein anderes Paar männlicher Kamele, die mit Schaum vor dem Maul in einem verzweifelten Kampf auf dem Boden lagen, während ihnen das Blut aus den Wunden lief.
»Ganz schön fies«, meinte John.
»Das kannst du laut sagen.« Charlie grinste. »Ich lasse mich lieber von einem Krokodil beißen als von einem Kamel.«
Philippa hielt sich die Ohren zu. »Und laut sind sie auch.«
Nimrod flog den Teppich ein gutes Stück fort und landete dann. Doch sogleich kamen einige Kamele auf sie zugestürmt.
»Sie wollen euch von den letzten Wasserreserven verscheuchen«, erklärte Jimmy. »Wir sollten schleunigst verschwinden, bevor sie uns genauso niedertrampeln wie die Bäume hier.«
Nimrod blieb nichts anderes übrig, als wieder abzuheben, und verbrachte die nächsten Minuten damit, zu landen und gleich wieder
Weitere Kostenlose Bücher