Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
»Ist schon in Ordnung. Aber das ist erst die halbe Geschichte. Der Fahrer des Wagens war nämlich ich, Philippa. Nachdem ich so lange gesucht und studiert hatte, beschloss der Vulkan plötzlich, das Geheimnis darüber, was meinem Vater zugestoßen war, preiszugeben. Einfach so. Es ist, als hätte er mit mir gespielt. Jahrelang habe ich nach Hinweisen gesucht, und dann sagt es mir der Vulkan einfach. Mit seiner eigenen Art von Humor.« Axel lächelte bitter. »So sind Vulkane,Philippa. Sie sind launenhaft, und ich glaube, es gefällt ihnen, uns zu überraschen. Gerade, wenn man denkt, sie seien zur Ruhe gekommen, wachen sie mit einem Knall wieder auf.«
Er klatschte laut in die Hände und hatte Erfolg damit. Philippa schrak heftig zusammen.
»Genau wie der Vesuv. Achthundert Jahre lang hielten die Menschen von Pompeji ihn für einen x-beliebigen Berg, und dann, eines Tages, bumm!, geht er hoch, und Tausende kommen ums Leben.«
»Ja, sie sind wirklich unberechenbar.«
»Nachdem die Asche des Eyjafjallajökull den ganzen Flugverkehr von und nach Europa beeinträchtigt hatte, wurden von der Regierung natürlich Katastrophenpläne für den Ausbruch des Katla entworfen. Er bricht immer kurz nach dem Eyjafjallajökull aus. Aber mit so etwas hat niemand gerechnet.«
»Nein«, stimmte Philippa ihm zu. »Das hier scheint wesentlich gravierender zu sein.«
»Und du, kleine Schwester?«, sagte Axel. »Stört es dich, wenn ich dich ›kleine Schwester‹ nenne? Ich hatte nämlich nie eine kleine Schwester und habe mir immer eine gewünscht.«
Philippa schüttelte den Kopf. »Nein, es stört mich nicht«, sagte sie.
»Was war das für ein Gefühl, als du herausgefunden hast, dass du ein Dschinn bist, kleine Schwester?«
»Anfangs«, sagte sie achselzuckend, »war es nur wie ein Abenteuer für mich. Und obwohl John und ich eine Menge beängstigende Dinge erlebt haben, hat es auch viel Spaß gemacht. Aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass mir alles ein bisschen zu viel wird, weißt du? Es bedeutet eine ungeheure Verantwortung, so viel Macht zu besitzen. Du glaubst nicht, wie bedrückend das seinkann, Axel. Du gewährst jemandem drei Wünsche, und dann wünscht sich dieser Mensch etwas ganz Furchtbares und du musst es wahr werden lassen. Oder jemanden in ein Tier verwandeln.« Sie schauderte. »Das ist grauenhaft. Manchmal denke ich, wenn
ich
einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, kein Dschinn, sondern einfach nur ein ganz normaler Teenager zu sein, verstehst du?« Sie lächelte. »Ich weiß, das hört sich komisch an. Aber genau aus diesem Grund hat meine Mutter aufgehört, ein Dschinn zu sein. Und ich fange an, das zu verstehen. Ein Dschinn zu sein, ist ein bisschen so, als wäre man von diesem Feuerring umgeben, von dem der Professor vorhin gesprochen hat. Ich bin davon umgeben und finde keinen Ausweg.«
Axel drückte ihre Hand. »Das verstehe ich«, sagte er. »Es ist für alle schwer, zu begreifen, wer und was wir sind. Vor allem, wenn wir jung sind. Aber für jemanden wie dich und John muss es besonders schwierig sein.«
»Ich weiß nicht, ob es ihm genauso geht«, gab Philippa zu.
»Ich könnte es mir vorstellen. Immerhin seid ihr Zwillinge.«
Sie nickte. »Aber da ist noch etwas, das mir nicht aus dem Kopf geht. Mich verfolgt etwas, was diese Frau in Kandahar gesagt hat.«
»Alexandra, ja.« Axel lächelte. »Ich fürchte, ich kann mich an nichts von dem erinnern, was sie gesagt hat. Ich war wie geblendet von ihrer Schönheit.«
»Das habe ich gesehen.« Philippa nickte. »Ist schon in Ordnung. Du bist schließlich auch nur ein Mensch.«
»Eines Tages werden die Männer von dir geblendet sein, kleine Schwester.«
»Glaubst du?«
»Ich weiß es. Aber was hat sie gesagt, dass es dich so verfolgt?«
Philippa zuckte die Achseln. »Das Komische ist, dass ich mich inzwischen nur noch an die schrecklichen Dinge erinnern kann, die sie gesagt hat. Alles andere ist seltsamerweise wie weggeblasen. Und doch … «
»Was?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe das Gefühl, dass sie mir und John etwas Wichtiges gesagt hat. Aber ich weiß beim besten Willen nicht mehr, was es war. Seltsam, nicht?«
»Hast du mit John darüber geredet?«
»Ja«, sagte Philippa. »Er meint, er habe aufgehört, ihr zuzuhören, nachdem sie ihn als Idiot bezeichnet hat.«
»Verständlich. Und Groanin?«
»Er sagt, er sei viel zu traumatisiert gewesen von der Kamelspinne, um sich irgendetwas von dem zu merken, was sie
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