Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Schaden nehmen würden, hatten sie die Worte ihres Onkels im Ohr, der sie davor gewarnt hatte, zwischen Tausenden von Tieren verloren zu gehen. Aber noch bewussterwaren ihnen die unmittelbare Gefahr, in der die Welt sich befand, und die furchterregenden Konsequenzen, die dem globalen Klima drohten, wenn es ihnen nicht gelang, das zu finden, wonach sie suchten.
Die Tiere spürten, dass in ihrer lauten und stinkenden Mitte etwas Ungewöhnliches vor sich ging; sie rülpsten, schrien und bewegten sich unruhig, wanderten von hier nach da, als rechneten sie damit, von einem Rudel wilder Dingos angegriffen zu werden. Andere bissen, stießen, traten oder spuckten nach ihren Nachbarn, während sie darum rangen, weiter in der Nähe des Wasserlochs zu bleiben. Es ging zu wie in einer New Yorker U-Bahn -Station zum Feierabend.
Philippa schickte sich an, in eine hochgewachsene Kamelstute einzufahren, und hielt für einen Moment über dem Höcker inne, um sich gegen den Schock zu wappnen, gleich in der Gestalt eines Kamels dazustehen statt in der eines Menschen. Das war das Problem bei Verwandlungen in ein Tier: Für jeden, der es gewohnt war, Hände und Beine zu haben, ganz zu schweigen davon, sauber und frei von Parasiten zu sein, waren die ersten Sekunden immer ein gewaltiger Affront.
John war unschlüssig, welches Kamel er sich aussuchen sollte, ehe er sich für ein Tier entschied, das entfernte Ähnlichkeit mit dem Bild von Kauwida aufwies, welches er in Mr Bilharzias Haus in Kandahar gesehen hatte: einem Kamel, das heller wirkte als viele andere und daher möglicherweise größere Chancen hatte, ein Nachkomme Kauwidas zu sein, mit dem geheimen Wissen um die Lage von Dschingis Khans Grab.
Als sie spürten, wie John und Philippa von ihnen Besitz ergriffen, knurrten die beiden Kamele gereizt und trotteten einige Meter in entgegengesetzten Richtungen davon.
Einen Moment lang übernahm John die Kontrolle über das Bewusstsein des Kamels und war plötzlich besessen von dem Gedanken an Wasser, Blutpflaumen, Quandong-Früchte, Akazienblätter, australische Aprikosen und die Früchte des Johannisbrotbaums, aus denen die Hauptnahrung der wilden australischen Kamele bestand, wie jeder weiß. Er zuckte vor Schmerz zusammen und schrie auf, als ihm ein anderes Kamel in die Hinterbacken biss, und als er sich rasch umdrehte, stand er plötzlich einem wesentlich größeren Kamelhengst gegenüber, der vor Wut bereits Schaum vor dem Maul hatte und ihn auf höchst unangenehme Weise anspuckte.
Um einem Kampf aus dem Weg zu gehen, wich John noch weiter zurück und suchte nach einem Platz, an dem das Kamel, das seinen Geist beherbergte, ruhig und ungestört stehen konnte, während er die untersten Schubladen seines Unterbewusstseins durchwühlte. Als er einen kleinen Eukalyptusbaum entdeckte, galoppierte er hinüber und belegte das kleine Fleckchen Schatten. Um dem Tier den Platz noch ein wenig schmackhafter zu machen, fing er an, Blätter zu fressen – nicht die des Eukalyptusbaums, die für Wiederkäuer wie Kamele giftig sind, sondern von einem Akazienstrauch. Zu Johns Überraschung schmeckten ihm die Blüten besser als die Blätter. Er hatte noch nie eine Blüte gegessen, aber diese hier war so köstlich, dass er Mühe hatte, sich loszureißen und dem Kamel die Kontrolle über sein Bewusstsein und seinen Appetit wieder zu überlassen, während er durch das Gedächtnis des Tiers spazierte.
Es war viel unkomplizierter, ein Kamel zu sein, dachte Philippa, als ein Dschinn mit einer Riesenverantwortung für die eigene Macht, für Wünsche und die Rettung der Welt. Es war viel einfacher, zwei Zehen am Fuß zu haben als fünf. Alles war einfacher,fand sie. Für ein Kamel bestand ein großer Teil des Lebens darin, nach Futter zu suchen und auf der Suche nach dem nächsten Wasserloch durch die Gegend zu wandern. Und natürlich war die Tatsache, einen Höcker zu haben, mit keinerlei Scham verbunden, sondern eine reine Wohltat. Es tat gut zu wissen, dass er genug Fettreserven enthielt, sodass der restliche Körper keine isolierende Fettschicht brauchte, was ein Leben in diesem heißen Klima überhaupt ermöglichte. Da sie sich noch gut daran erinnerte, wie es gewesen war, ein Kamel zu sein, überließ sie sich dem Tier, genau wie beim ersten Mal. Kurz nachdem sie und John entdeckt hatten, dass sie Dschinn waren, hatten sie mit Nimrod und Mr Rakshasas Kairo besucht und in einem kleinen Parfümladen in der Nähe von Gizeh Mr Huamai
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