Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Wortes.«
Nimrod runzelte verwundert die Stirn. »Was soll das heißen?«
»Dass du sein Gesicht hättest sehen sollen, als ich ihm die Tränen der Sonne in die Hand gelegt habe. Es war wirklich komisch, aber diese goldenen Scheiben waren regelrecht heiß. Jedenfalls eine von ihnen.«
Es gab eine längere Pause, während Nimrod seinen Tee austrank. Und dann, als seien Johns Worte gerade erst zu ihm durchgedrungen, fragte er:
»Was hast du gerade gesagt, John? Über die Tränen der Sonne?«
»Eine von ihnen war heiß.«
»Heiß? Wie heiß?«
John zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Heiß eben. Nicht so glühend heiß, dass man sie fallen lassen würde. Aber zu heiß, um sie lange auf der Haut zu ertragen. Nicht so, als hätte sie im Feuer gelegen, aber vielleicht in der heißen Mittagssonne. Oder auf einer Heizung. Die Art von heiß.«
Nimrod sah zu dem dichten Blätterdach auf, durch das nur wenig Sonnenlicht drang, und dann zu Johns Rucksack hinüber. »Wie kann eine der Scheiben heiß sein?«, wunderte er sich laut. »Sie waren doch zusammen in deinem Rucksack.«
»Genau«, sagte John. »Darüber habe ich mich auch schon gewundert. Aber ich war in dem Moment wohl nicht ganz bei der Sache. Es ist mir gerade erst wieder eingefallen. Über die ganze Geschichte mit Macreeby und Buck und dem, was Dadpassiert ist, und mit dieser Hexe Zadie und allem habe ich es wohl vergessen.«
»Aber warum sollten sich die Tränen der Sonne in deinem Rucksack erwärmen?« Nimrod stand auf und ging hinüber, um in Johns Rucksack zu schauen. »Warum? Schließlich haben sie nicht in der Sonne gelegen. Oder in der Nähe des Feuers.«
Groanin nahm den Kessel vom Feuer und goss wieder kochendes Wasser in die Kanne. »Mehr Tee, Sir?«
»Nein, danke, im Augenblick nicht, Groanin.«
Nimrod hob die Klappe des Rucksacks an und begann Johns Besitztümer auf den Waldboden zu werfen, als suche er dringend nach einer Antwort.
»He, tu dir keinen Zwang an«, sagte John. »Das ist ja nur mein persönlicher Kram, weißt du? Nichts Wichtiges. Also bedien dich.«
Nimrod achtete gar nicht auf ihn. Inzwischen hatten sich alle um Johns Rucksack versammelt und fragten sich, was Nimrod wohl finden könnte, das erklären würde, warum die Tränen der Sonne heiß geworden waren.
»Dadrinnen könnten vielleicht irgendwelche Privatsachen von mir sein«, sagte John.
»Was denn?«, fragte Philippa.
»Wenn ich dir das sagen würde, wären sie nicht mehr privat, oder?«, sagte John mit bezwingender Logik.
»Zadie ist diejenige, die ein Doppelleben führt, John, nicht du«, sagte Philippa. »Kannst du glauben, wie scheinheilig diese kleine Hexe war?«
»Ich glaube, das fällt mir deutlich leichter als dir«, gab Johnzu. »Was ich nicht begreifen kann, ist, dass Buck in sie verliebt ist.« Er zuckte die Achseln. »Oder sie in ihn. Eigentlich ist Buck doch eher einer von der raueren Sorte.«
»Allerdings«, murmelte Groanin. »Das ist er wirklich.«
»Ich wusste nicht mal, dass er und Zadie befreundet sind«, sagte Philippa.
»Nicht mal das kann ich verstehen. Ich hätte angenommen, dass Zadie ihm viel zu sehr auf die Nerven geht.«
»Ist das nicht immer so?«, sagte Groanin. »Nichts verblüfft einen mehr als die Partnerwahl des besten Freundes. Richtig, Sir?«
»Muss ich euch daran erinnern, dass Zadie hypnotisiert wurde?«, sagte Nimrod.
»Das hast du gerade«, sagte Philippa. »Tut mir leid.«
»Hmm«, brummte Nimrod und warf etwas in die Luft, um es gleich darauf mit der Hand wieder aufzufangen. Es war der gelbe Stein, den Philippa aus den unterirdischen Gängen mitgebracht hatte. »Das habe ich mir gedacht. Das hier ist der Übeltäter. Die Uranprobe. Sie ist immer noch warm. Hier. Fühlt mal.«
Er warf Philippa den Stein zu, die ihn zu Boden fallen ließ, ohne auch nur den Versuch zu machen, ihn zu fangen. »Danke, nein«, sagte sie. »Wenn er wirklich heiß ist, kann der Grund dafür nicht gesund sein.«
Muddy hingegen hob den Stein auf und sah ihn sich genauer an. Er war es gewohnt, mit gefährlichen Dingen umzugehen. Mit Gewehren und Zigaretten zum Beispiel. Und hin und wieder einem Krokodil.
John schüttelte den Kopf. »Ich wusste doch, dass der Stein gefährlich ist.« Er begann die Sachen wieder in den Rucksack zu stopfen, die Nimrod auf den Boden geworfen hatte. »He, er hat doch nicht etwa meine Unterhosen verseucht, oder?«
»Da würde ich mir keine Sorgen machen, Bruderherz«, beruhigte ihn Philippa. »Auf diesem Planeten
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