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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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konnte.
    Sie trat von dem alten Stich zurück und sah sich in der kalten, verlassenen Eingangshalle um. Zu beiden Seiten führte eine wacklige alte Treppe in noch tiefere Dunkelheit hinauf. Mehrere Wiener Stühle standen gestapelt vor einer kahlen, feuchten Wand, und in einem leeren offenen Kamin lag ein großer Hund und schlief. Nun sind Hunde berühmt für ihren sechsten Sinn. Auch wenn sie nicht in die unsichtbare Welt hineinsehen können, spüren sie doch mitunter, wenn sie gestört wird, daher zog Layla es vor, die Treppe hinaufzusteigen, die am weitesten von dem Hund entfernt lag, um oben jedoch festzustellen, dass diese vor einer Ziegelsteinmauer endete.
    Sie kehrte wieder in die Eingangshalle zurück und hielt neben dem Hund an, weil ihr eingefallen war, dass sie sich seinen Körper für eine Weile zunutze machen könnte. Sie schlüpfte in ihn hinein und schaffte es sogar, ein, zwei steife Schritte zu machen, ehe ihr klar wurde, dass der Hund ausgestopft war undnur deshalb so lebendig gewirkt hatte, weil man ihn ausgezeichnet präpariert hatte. Zweifellos war er einmal das Lieblingstier seiner Besitzer gewesen.
    Sie ließ den ausgestopften Hundekörper neben dem Kamin zurück und begann die zweite Treppe hinaufzusteigen. Doch schon nach wenigen Stufen hörte sie hinter sich ein Geräusch. Als sie sich umsah, entdeckte sie in der dicken Staubschicht auf dem Boden mehrere Dutzend Fußabdrücke. Einen winzigen Moment lang hielt Layla sie für ihre eigenen Abdrücke. Dann schaute sie hinter die Tür und bemerkte, dass der seltsame Mann, der auf dem unheimlichen Kupferstich auf allen vieren gekrochen war, nicht mehr auf seinem Platz war. Er war fort. Aber wohin? Konnten das seine Fußabdrücke sein? Nervös sah Layla sich um.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Ein kalter Luftstrom fuhr durch den Schornstein in den Kamin und ließ es in der Eingangshalle so kalt werden wie in einer Kühltruhe. Die plötzliche Temperaturveränderung führte dazu, dass Layla ein wenig sichtbarer und damit leichter angreifbar wurde. Mehr brauchte die seltsame menschliche Spinne aus dem Kupferstich nicht. Das garstige Ding ließ sich von der Decke geradewegs auf Laylas ektoplasmische Hülle fallen und gab mit seinen grässlichen Mundwerkzeugen – die Kreatur hatte keine Nase, sondern nur festes Gewebe um eine Mundöffnung, durch die es wie durch einen Strohhalm nun ihren Geist einzusaugen begann – ein scheußliches, schlürfendes Geräusch von sich. Wie ein nasser Staubsauger.
    Plötzlich wurde Layla klar, mit welcher Umsicht Macreebydiesen Ort gegen einen Dschinn wie sie abgesichert hatte: Die Kreatur auf dem Kupferstich war ein
Exorbere
, eine besondere Art von Elementon, den die alten Druiden einst für Exorzismen verwendet hatten, bei denen es Geister und andere unsichtbare Dinge in seine Eingeweide saugte. Etwas ähnlich Schreckliches war dem armen Mr   Rakshasas widerfahren, der spurlos verschwunden war, seit ihn ein Terrakottakrieger im Tempel von Dendur im New Yorker Metropolitan Museum absorbiert hatte.
    Layla spürte, wie sich ein kleiner Teil ihres unsichtbaren Selbsts löste und im
Exorbere
verschwand. Und dann ein weiterer. Sie wurde ganz allmählich ins Nichts gesaugt.

D ie T ränen der S onne

    »Was, glaubst du, wird passieren?«, fragte Philippa ihren Onkel. »Wenn sie das Ritual vollenden, von dem du gesprochen hast? Das Kutumundingsda.«
    Es war inzwischen fast eine Stunde her, seit Dybbuk, Zadie und Virgil Macreeby durch die Tür des Inkaportals geschritten waren. Und Nimrods Gruppe überlegte immer noch, was sie als Nächstes tun sollte. Groanin hatte noch etwas Tee gekocht, wie er es immer tat, wenn niemandem sonst etwas einfiel. So machten es die Engländer nun mal: Wenn man nicht mehr weiterweiß, setzt man sich hin, trinkt eine Tasse Tee und denkt gründlich darüber nach, was man als Nächstes tun soll. Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass Großbritannien einmal das größte Reich war, das die Welt je gesehen hat. John und Philippa mochten Tee nicht besonders und keiner von ihnen wollte die Welt beherrschen – sie wollten nur, dass ihr Vater sicher nach Hause zurückkehrte und sie ihre Südamerika-Expedition erfolgreich zu Ende brachten. Also tranken sie lieber Limonade.
    »Das
Kutumunkichu -Ritual
? Ich habe wirklich keine Ahnung«, sagte Nimrod. »Nichts Gutes jedenfalls, fürchte ich. Dybbuk spielt mit dem Feuer.«
    »Das kannst du laut sagen«, sagte John. »Im wahrsten Sinne des

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