Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Scheiben in etwa den gleichen Durchmesser hatten.
»Überprüfen wir kurz den Mechanismus, ja?«
»Den Mechanismus? Welchen Mechanismus?«
Macreeby nahm den Stab und drehte, nachdem er seinen Notizblock zurate gezogen hatte, den Körper des Gottes um neunzig Grad. Ein hörbares Klicken ertönte und der Stab darunter löste sich ab. »Diesen Mechanismus«, sagte Macreeby.
»Cool«, räumte Dybbuk ein. »Wofür soll das gut sein?«
»Nun«, sagte Macreeby, »Sinn der Sache ist, dass wir den goldenen Stab in die goldene Röhre stecken. Ich vermute, dass er ebenso gut hineinpassen wird wie die beiden goldenen Scheiben. Sobald wir bereit sind, drehen wir den Körper des Gottes, der Stab wird freigegeben und saust die Röhre hinab. Ich nehme an, dass die Röhre ebenso lang ist wie der Berg hoch, was bedeutet, dass der Stab, wenn er das Ende der Röhre erreicht und mit den beiden Scheiben kollidiert, die Geschwindigkeit einer abgeschossenen Gewehrkugel erreicht haben wird. Fast jedenfalls.«
»Und das war’s?«
»Ja. Jetzt müssen wir nur noch die dritte Scheibe unten am Stab befestigen.«
»Wie sollen wir das machen?«
»Ich kann wieder nur raten, aber ich vermute, dass die Scheibe magnetisch ist.«
»Aber Gold ist nicht magnetisch«, sagte Dybbuk.
»Nein, offensichtlich besteht der Stab nicht aus reinem Gold«, sagte Macreeby. »Gold ist kein Metall, das in der Magie von großem Nutzen ist. Außer als Endprodukt natürlich. Wir möchten Gold gern herstellen, es aber nicht für andere Zwecke verwenden. Wenn das hier echtes Gold wäre, würden wir es wohl kaum durch ein Rohr in die Eingeweide der Erde fallen lassen. Nein, ich vermute, dass der Stab aus Blei besteht. Blei ist für Alchemisten viel nützlicher.«
Dybbuk nickte. Für ihn hörte sich das alles sehr überzeugend an.
»Nun dann«, sagte Macreeby. »Gib mir bitte die letzte Scheibe. Die schwerste der drei.«
»Drei Scheiben?« Dybbuk runzelte die Stirn. »Aber es gibt nur zwei.«
»Nein, nein. Es sind drei.« Macreeby wartete, während Dybbuk anfing, im Rucksack nach der dritten Scheibe zu suchen. »Es waren von Anfang an drei Scheiben. Das weißt du doch sicher noch.« Macreeby hielt inne. »Hör mal, mach keine dummen Witze. Ein Scherz ist schön und gut, aber wir sind im Begriff, ein bedeutendes heiliges Ritual zu vollziehen. Ich weiß genau, dass Nimrods Neffe dir drei Scheiben gegeben hat.« Ungeduldig schnippte er mit den Fingern.
»Das ist kein Scherz«, sagte Dybbuk.
Auf seiner verzweifelten Suche nach der fehlenden Scheibe begann er den Inhalt des Rucksacks herauszuzerren und wild durch die Kuppel zu schleudern. Als der Rucksack endlich leer war, schäumte er vor Wut. »Sie ist nicht da.«
»Sie muss da sein«, sagte Macreeby und kam die Stufen herab.
»Sehen Sie doch selber nach.« Dybbuk wollte Macreeby den umgestülpten Rucksack über den Kopf ziehen.
Verärgert riss dieser ihm den Rucksack aus der Hand und durchsuchte sämtliche Taschen. »Sie ist nicht da«, sagte er.
»Hab ich doch gesagt«, erwiderte Dybbuk.
»Was machen wir jetzt? Wir können das Ritual nicht ohne die dritte Scheibe vollenden.«
Dybbuk überlegte.
»Brauchen wir die dritte Scheibe wirklich?«, fragte er. »Zwei sind doch schon unten. Was soll eine dritte da noch groß ausrichten? Vielleicht dient sie nur als Ersatz.«
»Rituale erfordern, dass man die festgelegte Ordnung zur Durchführung einer Zeremonie einhält«, sagte Macreeby steif. »Man kann sich nicht einfach die Teile herauspicken und vermischen, die einem passen, und die anderen weglassen. Die dritte Scheibe könnte durchaus das wertvollste von allen unseren Artefakten sein.«
Dybbuk wandte sich ab und starrte auf die Inschrift an der Tür, als hoffe er, dort einen Hinweis darauf zu finden, was als Nächstes zu tun war. »Was steht da eigentlich?«
»Es ist hauptsächlich eine Beschreibung dessen, was zu tunist«, sagte Macreeby. »Die zweite Scheibe folgt der ersten, wie man den Stab aus der Verankerung des kleinen Gottes löst. Den letzten Teil verstehe ich wirklich nicht:
Si el fulgor de mil soles fueron a reventar a la vez en el cielo, que seria come el esplendor de los poderosos una
… Grob übersetzt bedeutet das: ›Würde am Himmel plötzlich das Licht von tausend Sonnen aufflammen, so würde vielleicht dies dem Glanze des Herrlichen gleichkommen.‹«
»Was immer damit gemeint ist«, sagte Dybbuk. »Eine schöne Sonnenbräune wahrscheinlich.‹«
»Ich würde eher denken, dass
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