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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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interessanter als die Tatsache, dass die Tür aus purem Gold bestand, war eine eingravierte Abbildung darauf, die einen großen Pilz darzustellen schien.
    »Pilzanbeter?«, wunderte sich Dybbuk und lachte.
    »Sehr wahrscheinlich«, stimmte Macreeby ihm zu.
    »Ich habe eigentlich nur Spaß gemacht«, sagte Dybbuk.
    »Ich aber nicht. Bestimmte Arten von Pilzen waren den Inka heilig. Ganz besonders ihren heiligen Männern. Sie nannten sie
Teonanactl
oder ›Das Fleisch der Götter‹. Die Azteken hielten diese Pilze sogar für göttlich.«
    »Ich hasse Pilze.« Dybbuk schnaubte verächtlich. »Mir ist völlig unklar, wie jemand auf die Idee kommen konnte, einen Pilz essen zu wollen.«
    »Die Inkapriester glaubten, durch das Essen von Pilzen Visionen auslösen zu können. Aber mir ist nicht klar, was Pilze mit dem
Kutumunkichu- Ritual
zu tun haben sollen.«
    »Vielleicht finden wir es drinnen heraus«, sagte Dybbuk und drückte die schwere goldene Tür auf.
    »Sieh nur, wie schwer sie ist«, sagte Macreeby. »Und wie exakt sie in den Türrahmen passt. Diese Inka waren wirklichbeeindruckende Baumeister, wenn man recht darüber nachdenkt.«
    Selbst Dybbuk musste zugeben, dass Macreeby recht hatte. Die Kuppel war vollkommen sphärisch, rund wie eine Luftblase, und zwischen zehn und zwölf Meter hoch. Die riesigen glatten Steinquader fügten sich in höchster Präzision aneinander. Die Atmosphäre im Innern war kühl, fast steril. Eine Reihe von Steinstufen führte zu einem kreisrunden weißen Felsblock hinauf, aus dessen Mitte eine hohe Stange aufragte, die ebenfalls aus Gold war.
    »Es scheint fast, als sei die Kuppel als eine Art Schutzhülle gebaut worden, die etwas umschließt«, stellte Macreeby fest, als er die Stufen hinaufstieg. »Komm und sieh dir das an.«
    Dybbuk kam die Stufen herauf, stellte sich neben Macreeby und sah, dass die goldene Stange mehr als hundert Meter weit in die Dunkelheit hinabreichte. »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Macreeby.
    »Und was machen wir jetzt?«
    Macreeby zuckte die Achseln. »Nach der alten Chronik des Inkapriesters Ti Cosi müssten wir den letzten Teil des
Kutumunkichu -Rituals
hier drinnen finden.«
    »Könnte es das da sein?«, sagte Dybbuk und wies auf eine Inschrift auf der Rückseite der Tür, durch die sie die Kuppel über dem Felsblock betreten hatten.
    »Ja, das muss es sein.«
    Sie gingen hin, um sich die Inschrift anzusehen.
    »Merkwürdig«, sagte Macreeby.
    »Was ist merkwürdig?«
    »Die Worte dieser Inschrift«, sagte Macreeby. »Sie sind auf Spanisch geschrieben.«
    »Was ist daran so merkwürdig?«, fragte Dybbuk. »In diesem Land sprechen alle Spanisch.«
    »Aber nicht in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts«, sagte Macreeby. »Das hier ist schließlich ein Inkatempel. Und die sprachen Quechua. Außerdem haben die Inka nie etwas aufgeschrieben. Schon gar nicht auf Spanisch. Sie hassten die Spanier. Die Spanier haben ihnen ihr Gold weggenommen und ihre Könige getötet.«
    »Sie vergessen die Chronik von Ti Cosi«, sagte Dybbuk. »Sie ist auch in Spanisch geschrieben.«
    »Sie wurde einem spanischen Priester diktiert«, erklärte Macreeby. »Womöglich ist sie sogar in Quechua diktiert und vom Priester übersetzt worden.«
    Dybbuk zuckte wieder mit den Achseln. »Wo liegt dann das Problem? Sie können doch Spanisch. Also lesen Sie vor.«
    »Kommt dir denn nichts von dem, was ich gerade gesagt habe, merkwürdig vor?«
    »Wenn Sie mir die Inschrift vorlesen würden, könnte ich das vielleicht selbst entscheiden«, sagte Dybbuk und bedachte Macreeby mit einem sarkastischen Lächeln.
    »Geduld, Junge«, sagte Macreeby. »Dazu komme ich noch.«
    Dybbuk biss sich auf die Unterlippe. Er hasste es, wenn man ihn wie einen dummen Jungen behandelte, der in einem teuren Hotel Koffer schleppte. Und er hasste es, sich von einem Irdischen sagen lassen zu müssen, er solle Geduld haben.
Er. Dybbuk, der Dschinn. Sohn von Iblis, dem Ifrit.
Es war einGrund mehr für ihn, Virgil Macreeby nicht zu mögen. Denn inzwischen hegte Dybbuk gegen Macreeby eine fast ebenso große Abneigung wie gegen dessen giftige Lieblingsspinne, die der englische Magus in seiner Hemdentasche mit sich trug. Dybbuk hasste seine Fingernägel, die so lang und spitz waren wie Schwerter und die Macreeby unentwegt mit einer Sandblattfeile bearbeitete. Er hasste es, dass Macreeby ihn an dessen Sohn Finlay erinnerte, den er noch nie richtig hatte leiden können, selbst als sie Freunde gewesen

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