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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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vorbei.
    »Gute Idee«, sagte Macreeby und rannte hinterher. Was Dybbuk für einen Mann, den er für einen ausgemachten Feigling hielt, ungewöhnlich mutig fand. Er kam zu dem Schluss, dass Macreeby tatsächlich immer noch unter den Folgen der Gehirnerschütterung leiden musste.
    Doch nicht alle Pflanzen hatten einen Giftpfeil auf den Tapir abgeschossen, und als Macreeby den Pfad entlanglief, spuckten ihm zwei Pflanzen ihre tödliche Fressvorrichtung hinterher. Ein Pfeil ging gänzlich daneben. Der andere traf Macreebys Rucksack. Es war ein Glück für ihn, dass dieser so groß war. Ohne etwas zu bemerken, rannte der Magus weiter. Jedenfalls, bis die gesamte Länge des Pflanzenfadens erreicht war und Macreeby mitsamt seinem Rucksack zum Halten brachte. Dabei erwiesen sich Pfeil und Faden als so stark, dass Macreeby umgeworfen wurde.
    Beim Aufprall auf den harten Boden rutschten ihm das Essgeschirr, sein Besteck und die Tasse aus dem schlecht zugeschnürtenRucksack. Macreeby lag einen Augenblick lang da und fuchtelte mit Armen und Beinen wie ein großer schwarzer Käfer, der sich bemüht, auf die Beine zu kommen.
    »Hilfe«, rief Macreeby. »Diese schrecklichen Dinger haben mich am Haken.«
    Dybbuk gab einen Laut wie ein Fagott von sich und verdrehte die Augen bis unter die langen Zottelhaare. Trotzdem blieb ihm nichts anderes übrig, als umzukehren und Macreeby zu helfen. Dieser hatte Manco Cápacs goldenen Stab und einige der anderen Inka-Artefakte im Rucksack, die sie für das
Kutumunkichu -Ritual
benötigten. Ohne sie wäre die Reise nach Paititi reine Zeitverschwendung gewesen.
    Als er bei Macreeby ankam, drehte Dybbuk ihn auf den Bauch und durchschnitt mit der Machete den Faden der Vampirpflanze. Dieser entließ eine beeindruckende Menge übel riechender roter Flüssigkeit auf den gelben Steinweg und schnellte dann zurück zu seinem Besitzer wie das Tentakel eines verletzten Kraken. Noch überraschender aber war das laute Zischen, das die Pflanze von sich gab, wie eine in die Enge getriebene Kakerlake.
    Macreeby rappelte sich auf und schüttelte sich vor Ekel. »Pfui«, sagte er. »Scheußlich, scheußlich, scheußlich. Hast du das gesehen? Dieses hässliche Kraut hätte mich fast erwischt.«
    Er betrachtete seinen Rucksack und zog angewidert die Nase kraus, als er den schleimigen Pfeil aus dem Stoff zog. Er war etwa fünfzehn Zentimeter lang und hatte Widerhaken so spitz wie Kaktusstacheln. Macreeby warf ihn fort und sammelte dann die Dinge ein, die ihm aus dem Rucksack gerutscht waren.
    »Vielen Dank, Dybbuk«, sagte er und vergaß für einen Augenblick völlig, wie empfindlich Dybbuk in Bezug auf seinen seltsamen Namen war.
    »Buck«, sagte Dybbuk. »Nur Buck, okay?«
     
    Nicht mehr als eine Stunde von den Vampirpflanzen entfernt lag die verlorene Stadt Paititi auf einem Bergkamm, der wie eine Krone mitten aus dem wolkenverhangenen Tal aufragte. Nicht mal ein Dschinn hätte sich einen magischeren Platz dafür ausdenken können, dachte Dybbuk. Ein schmales Felsband führte hinauf zum Gipfel und zu den Bauwerken, die, obwohl sie unverkennbar aus der Inkazeit stammten, in viel besserem Zustand waren als Machu Picchu oder auch das Auge des Waldes. Zwar waren sie verwittert und vom Alter glatt geschliffen, doch war keiner der mächtigen und mit größter Präzision platzierten Steinblöcke so überwachsen wie andere Inkaruinen. Die mehr oder weniger quadratischen Gebäude selbst waren kaum mehr als leere Hüllen, ohne Fenster und Türen und ohne erkennbaren Zweck, abgesehen davon, dass eines von ihnen voller Waffen und Rüstungen aus der Inkazeit war. Ganz anders verhielt es sich mit dem zentralen Bauwerk. Es hatte die Form einer kleinen Kuppel und fiel vor allem durch seine schwere goldene Eingangstür auf.
    »Ein Palast?«, wunderte sich Macreeby.
    »Könnte sein«, meinte Dybbuk.
    »Sieh dir nur die Tür an, Buck«, sagte Macreeby atemlos. »Sie ist sogar noch größer als die im Portal und aus purem Gold. Sie muss unbezahlbar sein.«
    Dybbuk zuckte die Achseln. Gold interessierte ihn nicht besonders. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er es sich mit einem einzigen Wort herbeiwünschen konnte, und er hatte nie ganz verstanden, warum die Irdischen so fasziniert davon waren. Letzten Endes war es einfach nur Metall. Von leuchtenderer Farbe als Eisen oder Bronze, aber trotzdem nichts anderes als Metall. Was ihn, Dybbuk, interessierte, war Macht. Dschinnkraft. Vor allem jetzt, wo er keine mehr besaß.
    Viel

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