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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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waren. Er hasste Macreebys Kinnbart und seinen dicken Bauch, seine Tweedanzüge und den Singsang seines affektierten britischen Schauspielerakzents. Ganz besonders aber hasste er Macreebys seltsamen Geruch, der auf die Paste zurückzuführen war, mit der er sich einrieb. Macreeby nannte sie seine Flugpaste und sie bestand aus Mondlicht, Honig und Myrrhe. Was natürlich Unsinn war. Macreeby konnte nicht fliegen. Er behauptete das nur, um die Menschen glauben zu machen, dass er ein mächtiger Mann sei. Es war alles nur Teil seines großen Zauberergehabes. In Lima, kurz nach ihrer Ankunft, hatte ein Hotelmanager Macreeby für Dybbuks Vater gehalten und Dybbuk hätte den Mann am liebsten erwürgt.
    Während Macreebys gierige Augen über die Inschrift fuhren, murmelte er die spanischen Worte vor sich hin. »Wirklich faszinierend, muss ich sagen.« Mit vor Aufregung zuckenden Fingern zog er einen Schreibblock aus der Tasche und machte sich mit einem Bleistiftstummel Notizen. »Es sind Anweisungen, was als Nächstes zu tun ist, um das Ritual zu vollenden.«
    Dybbuk seufzte ungeduldig. »Und, was
müssen
wir tun? Wollen Sie es mir nun sagen, oder muss ich es aus Ihnen herausprügeln?«
    Macreeby machte ein erstauntes Gesicht. »Ich muss schon sagen. Es gibt wirklich keinen Grund für diese Ausdrucksweise «, sagte er. »Nicht, nachdem wir es gemeinsam bis hierher geschafft haben. Ich dachte, du und ich wären Freunde.«
    »Das sind wir auch«, sagte Dybbuk. »Tut mir leid. Es ist die Müdigkeit, nehme ich an. Vielleicht auch die Höhe. Es geht mir bestimmt besser, wenn ich erst meine Dschinnkraft wiederhabe.« Er lächelte dem Älteren aufmunternd zu. »Das gilt wohl für uns beide.«
    Macreeby grinste zurück. »Ganz recht. Nun, dann lass uns anfangen. Wo ist mein Rucksack?«
    »Draußen«, sagte Dybbuk. »Ich gehe und hole ihn.«
    »Danke. Das ist nett von dir.«
    Während Dybbuk hinausging, stieg Macreeby die Stufen hinauf, schaute in das goldene Rohr hinab und schüttelte verwundert den Kopf. Er betrachtete es einen Augenblick lang, packte dann die Röhre und verschob den oberen Teil so, wie es die Anweisungen auf der Rückseite der Tür besagten. »Wirklich eigenartig«, murmelte er.
    Dybbuk kam mit dem Rucksack zurück.
    »Nun dann«, sagte Macreeby. »Wenn du so freundlich wärst, mir die Teile in der Reihenfolge zu reichen, in der ich darum bitte.«
    Dybbuk öffnete den Rucksack und legte die Teile auf dem Boden der Schutzkuppel aus.
    »Die Tränen der Sonne«, sagte Macreeby.
    Dybbuk reichte ihm zwei goldene Scheiben und Macreeby betrachtete sie sorgfältig. »Zunächst lassen wir die erste Scheibe in die goldene Röhre fallen«, sagte er. »Denn wie du siehst, ist diese Stange gar keine Stange, sondern ein Rohr. Und nach den Anweisungen müssen wir nun die erste Scheibe hineinfallen lassen.«
    Macreeby hielt die Scheibe über das Rohr und fügte sie passgenau in die Öffnung ein. Dann ließ er sie los. Einen Augenblick lang verharrte die Scheibe an Ort und Stelle, passte sich ein und rutschte dann mit einem hörbaren metallischen
Klong
glatt durch das Rohr hinab.
    »Sieh dir das an«, sagte Macreeby bewundernd. »Diese handwerkliche Präzision raubt einem fast den Atem, findest du nicht?«
    Dybbuk gab einen Laut wie ein Fagott von sich und verdrehte die Augen bis unter die langen Zottelhaare. »Wenn Sie meinen«, sagte er.
    »Ja, das meine ich«, erwiderte Macreeby. »Nun dann. Die zweite Scheibe kommt nach der ersten.« Er nahm die nächste Scheibe und ließ sie in die Röhre fallen. Wieder schien sie perfekt zu passen. »Wunderbar. Nun werden wir nicht mehr lange warten müssen. Du auf deine Dschinnkraft und ich auf die Gabe, Gold herzustellen.« Macreeby rieb sich glucksend die Hände. »Nun dann. Wenn du mir bitte diesen wunderschönen goldenen Stab reichen könntest.«
    Dybbuk hob den Stab auf. Er maß knapp vierzig Zentimeter und etwa fünf Zentimeter im Durchmesser. Obwohl er nichtallzu groß war, wog er mehr als fünf Pfund. Auf seinem oberen Ende saß ein rundlicher kleiner Inkagott, der eine Art halbkreisförmige Krone trug, wie eine frisch aufgegangene Sonne. Der Gott war ziemlich hässlich und o-beinig und seine Krone saß auf Ohren, die so groß waren wie die Kehllappen eines Truthahns. Sie war mit Steinen aus Jade und Lapislazuli besetzt. Der Stab selbst war vollkommen zylindrisch, als habe man ihn mit einer Maschine gefertigt, und als Dybbuk ihn hinüberreichte, bemerkte er, dass der Stab und die

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