Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
jedenfalls nicht.«
»Nicht?« Groanin lachte. »Es ist ebenfalls Tradition, falls dudas vergessen haben solltest, dass Dschinnfrischlinge wie du normalerweise kompletten Murks machen, wenn sie jemandem drei Wünsche gewähren. Und dass sie meist keine Ahnung haben, was am Ende dabei herauskommt. Genau deshalb will ich dich nicht mal in der Nähe von Bumby haben, junger Mann. Schon gar nicht, wenn ich dort Urlaub mache.«
»Schon gut, schon gut.« John lachte. »Ich habe doch nur Spaß gemacht.«
»Kann sein«, sagte Groanin. »Aber du weißt, was der alte Mr Rakshasas immer gesagt hat: Ein Wunsch ist wie ein Fisch. Hat man ihn erst gebraten und gegessen, kann man ihn schlecht wieder ins Wasser werfen.«
»Ja, das weiß ich«, sagte John. »Ich habe nicht vor, irgendwas von dem zu vergessen, was er gesagt hat, okay?« Er runzelte die Stirn. »Ich wünschte nur, ich wüsste, was ihm zugestoßen ist.«
Es herrschte einen Moment lang Stille, während alle Mr Rakshasas gedachten, der im Metropolitan Museum in New York wohl unwiderruflich von einem chinesischen Terrakottakrieger absorbiert worden war.
»Groanin hat ganz recht«, sagte Nimrod und kehrte zum eigentlichen Thema zurück. »Es geht nämlich nicht nur darum, dass der Empfänger die drei Wünsche verdient haben muss. Ihr müsst euch auch für das rechtfertigen, was sie mit ihren drei Wünschen anfangen. Und ich glaube, ihr wisst, dass das eine ganz andere Geschichte sein kann. Menschen sind unberechenbar. Und gierig.«
Groanin schaffte es, ein Rülpsen zu unterdrücken. »Das können Sie laut sagen«, bestätigte er, winkte den Ober herbei und bestellte sich einen zweiten Nachtisch.
»Wenn es um drei Wünsche geht, kann selbst im ehrlichstenund aufrechtesten Menschen die Gier erwachen«, fügte Nimrod hinzu.
»Jawohl. Und nicht jeder wünscht sich den Weltfrieden«, sagte Groanin. »Nein, das macht wirklich nicht jeder. Selbst wenn das in Ihrer Macht läge.«
»Was bedauerlicherweise nicht der Fall ist«, sagte Nimrod.
»Wie sollen wir herausfinden, ob jemand wirklich drei Wünsche verdient hat?«, fragte John.
»Durch Nachforschungen«, erwiderte Nimrod. »Lest Bücher und die Zeitung. Stellt fest, was in der Welt vor sich geht.«
John stöhnte. »Ich hätte mir denken können, dass es was mit Lesen zu tun hat.«
»Jedenfalls spart es Zeit, wenn man Dinge selbst herausfindet«, meinte Nimrod.
»So ist es«, stimmte Groanin ihm zu.
»Vielleicht gehe ich nach Kanada«, meinte John. »Ich wette, dort gibt es jede Menge Leute, die drei Wünsche brauchen können.« Er grinste. »Das kann man ja nachvollziehen, oder?«
»Erzähle mir nichts davon«, insistierte Nimrod. »Selbst deine Eltern sollen es nicht wissen. Es ist ein Geheimnis, schon vergessen?«
»Er hat keine Ahnung, wie man Geheimnisse für sich behält«, sagte Philippa.
»Das sagst ausgerechnet du«, beschwerte sich John. »Du bist die größte Klatschtante, die ich kenne.«
Als er sah, dass Groanin eine Zeitung in der Tasche hatte, bat John ihn, sie kurz ausleihen zu dürfen, und Groanin stimmte geistesabwesend zu. Es war eine englische Tageszeitung namens
Yorkshire Post
, und zu Johns Überraschung stand auf der Titelseite ein Bericht, in dem Bumby als die glückloseste Stadt derWelt bezeichnet wurde und sämtliche Gründe dafür aufgezählt wurden.
»Ich glaube, ich könnte es deutlich schlechter treffen, als nach Bumby zu gehen, wissen Sie«, sagte John. »Hier in Ihrer Zeitung steht eine Geschichte, Groanin, die mir den Eindruck macht, als wäre Bumby der perfekte Ort, um jemandem drei Wünsche zu gewähren.«
»Ach?«, sagte Nimrod. »Darf ich bitte mal sehen, John?«
Groanin verzog das Gesicht. »Du hältst dich von Bumby fern, das sage ich dir. Ich will nicht, dass du mir mit deiner Dschinnkraft den Urlaub vermurkst.«
»Ich würde schon nichts vermurksen, wie Sie das nennen«, beharrte John. »Ich will doch nur hinfahren, um zu helfen.«
»Warum fährst du nicht nach Miami zu dieser ›Kids mit Courage‹-Preisverleihung für junge Leute, die sich selbstlos oder besonders geistesgegenwärtig gezeigt haben?«, schlug Groanin vor. »Womöglich hast du viel gemeinsam mit diesen jungen Sowiesos, die sich so gern einmischen. Ich wette, da findest du jemanden, der drei Wünsche verdient hat. Oder noch besser, fahr nach Italien und versuch diesem Kerl zu helfen, den sie für den größten Unglücksraben der Welt halten. Warum hilfst du dem nicht?«
»Wo in Italien?«,
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