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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Satelliten erschlagen worden.
    Bei seiner Arbeit im Souvenirladen von Pompeji wurde Silvio derzeit aus sicherem Abstand von einer Schar Wissenschaftler der Universität Princeton beobachtet, die sich mit Globalem Bewusstsein befassten und festzustellen versuchten, ob die Auswirkungen zufälliger oder sogenannter tragischer Unglücksfälle wissenschaftlich messbar sind.
    Natürlich waren die Leute aus Princeton nicht die Einzigen, die Silvio Prezzolini beobachteten: Auch Philippa schaute ihn sich an, um zu sehen, was für ein Mensch er war. Genauso wie sie es auf der »Kids mit Courage«-Preisverleihung gemacht hatte. Schließlich bedeutete die Tatsache, dass jemand in seinem Leben jede Menge Pech gehabt hat, nicht automatisch, dass es sich von vornherein um einen guten Menschen handelt. Auch schlechten Menschen widerfährt Schlechtes.
    Zu Philippas großer Erleichterung fand sie in Silvio Prezzolini einen kleinen, hinkenden Mann mit schütterem Haar und einem strahlenden Lächeln, der freundlich zu Tieren und Kindern war. Je genauer sie ihn unter die Lupe nahm, desto mehr kam sie zu der Ansicht, dass niemand drei Wünsche mehr verdiente als Silvio Prezzolini. Philippa wusste, dass er gut Englisch sprach, daher war ihr einziges Problem – und das jedes Dschinn, der einem Irdischen drei Wünsche gewähren will – die Frage, wie sie denarmen Mann dazu bringen konnte, ihr Glauben zu schenken, ohne ihn zu Tode zu ängstigen und ohne dass er einen wichtigen Wunsch verschleuderte.
    Eine sorgfältige Beobachtung Silvios ergab, dass er seinen Arbeitstag im Souvenirladen damit begann, sämtliche Waren sorgfältig abzustauben. Das meiste davon war Plastikschund, doch es gab auch einige ziemlich hübsche Reproduktionen römischer Überfanggläser mit Szenen aus Pompeji, die Silvio besonders aufmerksam behandelte und sorgfältig polierte.
    Dies brachte Philippa auf eine Idee, wie sie sich Silvio Prezzolini als Dschinn zu erkennen geben könnte, der bereit war, ihm drei Wünsche zu gewähren. Sie kam zu dem Schluss, dass die herkömmliche, altmodische Herangehensweise in diesem Fall vielleicht die beste war. Und so transsubstantierte sie eines Morgens, ehe Silvio in den Laden kam, in einer dicken Rauchwolke und versteckte sich in einer der römischen Vasen.
    Sobald Silvio anfing, die Vase zu polieren, in der Philippa steckte, nahm sie wieder ihre menschliche Gestalt an, als wäre sie gerade den Seiten von
Tausendundeiner Nacht
entsprungen. Bis sie jedoch alle ihre in Rauch aufgelösten Atome wieder beisammenhatte und in der Lage war, ihn anzusprechen, hatte Silvio die Vase bereits fallen gelassen und die Flucht ergriffen, sodass Philippa ihm hinterherlaufen musste.
    »Das kam in
Tausendundeiner Nacht
aber nicht vor«, schnaufte sie, während sie ihm über das Forum nachrannte. »Wer hat je davon gehört, dass ein Dschinn jemandem nachlaufen muss, um ihm drei Wünsche zu gewähren?«
    Allerdings war Silvio nicht besonders fit, sodass Philippa ihn kurz darauf einholte, als er sich im Garten der Flüchtlinge verstecken wollte. Dieser wurde so genannt, weil dort die Gipsabdrückevon dreizehn Toten zu finden sind, die den vergeblichen Versuch unternommen hatten, sich vor der Asche des Vesuvs in Sicherheit zu bringen.
    »Wer bist du?«, quietschte Silvio, in eine Ecke gekauert. »Was willst du von mir?«
    »Warum rennen Sie denn weg?«, fragte Philippa atemlos. »Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.«
    Als Silvio sie sprechen hörte, schien er sich ein wenig zu beruhigen. »Dann kommst du also nicht aus dem Vulkan«, stellte er fest, stand auf und klopfte sich den pompejischen Staub aus den Kleidern.
    »Nein«, sagte Philippa. »Wie kommen Sie denn auf
die
Idee?«
    »Einfach deshalb, weil du aus einer dicken grauen Rauchwolke erschienen bist«, erwiderte Silvio. »Damit musst du hier in der Gegend vorsichtig sein. Die Leute könnten dich für einen lokalen Vulkanausbruch halten. Oder glauben, dass du etwas mit Vulcanus, dem römischen Gott des Feuers und der Vulkane, zu tun hast.«
    »Nein, ich habe weder mit ihm noch mit Vulkanen etwas zu tun«, sagte Philippa. »Ich bin ein Dschinn. Ein Flaschengeist, könnte man sagen. Und ich bin gekommen, um Ihnen drei Wünsche zu erfüllen.«
    »So wie im Märchen, meinst du?«
    »Wenn Sie so wollen«, erwiderte Philippa.
    Silvio musterte das Mädchen, das vor ihm stand, skeptisch. Er schätzte sie auf etwa vierzehn Jahre. Sie war nicht sehr groß, hatte rötlich blondes Haar und trug eine Brille,

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