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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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ägyptische Himmelsgöttin war.
    Layla verfolgte mit einem Auge den Film, blätterte in einem Hochglanzmagazin und irgendwo in ihrem Hinterkopf befand sich die
Idée fixe
. Weder sie noch sonst jemand wäre auf den Gedanken gekommen, den Luftraum um die Insel Kilauea zu meiden. Es gab keinerlei Berichte über neuere vulkanische Aktivitäten; was bedeutete, dass den Vulkanologen, die am Kraterrand des größten Vulkans der Erde beschäftigt waren, die Überraschung ihres Lebens bevorstand.
    Wie sich herausstellen würde, sollte es die letzte Überraschung ihres Lebens sein.
    Im Innern des riesigen Kilauea-Kraters trat der sogenannteDampfkochtopfeffekt ein. Dabei erreichte der angestaute Druck Explosionsstärke und entlud sich mit spektakulärer Wirkung. Die erste Explosion katapultierte gut vier Millionen Kubikmeter Asche und Gestein kilometerweit in die Luft, gefolgt von einer brennenden Wolke superheißen Gases, das Vulkanologen als pyroklastischen Strom bezeichnen.
    Nun sind Dschinn aus Feuer gemacht und überaus hitzeresistent. Aber Hitze ist nicht gleich Hitze und die Temperatur eines pyroklastischen Stroms kann mehr als achthundert Grad Celsius erreichen. Außerdem beschreiben die Begriffe »Wolke« und »Strom« nicht annähernd die Geschwindigkeit, mit der das superheiße Gas eines pyroklastischen Stroms hinaufschießt. Sie erreicht nicht selten zweihundertundvierzig Stundenkilometer. Dieser pyroklastische Strom verbrannte Layla Gaunts Körper. Verwandelte ihn buchstäblich in Asche (oder Staub).
    Niemand, außer einem Dschinn, hätte das überlebt. Auch nicht die armen Vulkanologen. Und in gewisser Weise galt es auch für Layla Gaunt, denn der Körper, der ihrem Mann und ihren Kindern so vertraut war, war nun komplett verschwunden und hatte sich in null Komma nichts in ein fliegendes Ascheflöckchen verwandelt. Aber irgendwie überlebte ihr Geist. In dem Moment, als der Vulkan ausbrach, übernahm ihre
Idée fixe
die Funktion eines Schleudersitzes in einem Düsenjet und schoss ihren Geist hinauf in die relative Sicherheit der ozeanischen Stratosphäre. Eine Sekunde später, und ihr Geist wäre, genau wie ihr Körper, atomisiert worden. Das ist für einen pyroklastischen Strom kein Problem.
    Es dauerte mehr als eine Stunde, ehe sich die körperlose Layla zusammengereimt hatte, was mit ihr geschehen war, undsich – beziehungsweise das, was von ihr übrig war – in einer Art gespenstischem Nebel gesammelt hatte. In dieser Höhe hätte Layla schnell in den Weltraum davondriften und für immer verloren gehen können. Eine Gefahr, die in körperlosem Zustand immer besteht, besonders, wenn er unerwartet eintritt. Daher war es vielleicht ein Glück, dass weniger als zwölf Stunden nach der Explosion ein Vogel in die kleine Wolke geriet, aus der Layla nun bestand, und ihr die Möglichkeit gab, von seinem dreizehn Kilo schweren Körper Besitz zu ergreifen. Es war kein gewöhnlicher Vogel, sondern ein Albatros. Und unter den Vögeln gilt der Albatros – für den die Meeresbrise erfunden worden sein muss – als eine Art Star. Noch dazu war dies kein gewöhnlicher Albatros, sondern ein Wanderalbatros, der über die größte Flügelspannweite im Tierreich verfügt – mehr als drei Meter von Flügelspitze zu Flügelspitze. Er war zu den vor der Westküste Südamerikas gelegenen Galapagosinseln unterwegs gewesen, ehe er Layla begegnete. Ein bevorzugtes Aufenthaltsgebiet dieser majestätischen Vögel.
    Layla war froh und dankbar und versuchte die Dinge von der positiven Seite zu sehen. In Gestalt eines Albatrosses nach New York zurückzukehren und ihre Familie wiederzusehen, war nicht unbedingt das, was sie sich vorgestellt hatte, aber wenigstens war sie nicht tot. Jedenfalls nicht ganz. Ihr Geist war immer noch lebendig, und obwohl die Regeln von Bagdad ziemlich streng waren, was die Inbesitznahme menschlicher Körper ohne ausdrückliche Erlaubnis anging, hatte sie immer noch die Möglichkeit, in ihrem Heim in New York die Gestalt eines Haustieres anzunehmen – Hund oder Katze zum Beispiel. Sie musste nur hinkommen. Ein Grund mehr, froh darüber zusein, dass sie im Körper eines Wanderalbatrosses steckte. Diese Vögel sind die besten Langstreckenflieger auf dem Planeten. Wenn Albatrosse Flugmeilen sammeln könnten, würden sie jede Fluggesellschaft ruinieren.
    Fast augenblicklich stellte Layla fest, dass sie nicht einmal mit den Flügeln schlagen oder diese ausstrecken musste. An ihren Schultern befanden sich zwei

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