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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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sich eine untertassenförmige Aushöhlung. Endlich hatten sie genug Gänsedreck weggeschabt, um einen kleinen Steinquader freizulegen, der wie ein Stöpsel in dem kleinen Becken saß.
    Marco nahm die Schaufel und lockerte den Quader, dann hob er ihn heraus. Darunter befand sich ein tiefes Loch. Der Gedanke, die Hand in das Loch zu stecken, war Philippa alles andere als angenehm. Trotzdem holte sie tief Luft, fasste bis zum Ellbogen hinein, tastete einen Moment herum und zog dann einen rechteckigen Gegenstand heraus, der in Öltuch und Leder eingewickelt war. Er war schwer und sah aus, als habe er mindestens hundert Jahre dort gelegen.
    »Ja!«, rief sie mit tiefer Befriedigung. »Ja, ja, ja! Wir haben sie gefunden. Ich weiß es!«
    »Die Größe stimmt auf jeden Fall«, bestätigte Marco.
    Sie zogen sich in den Schutz der Höhle zurück, wo sie das Päckchen auswickelten und einen Gegenstand von der Größe einer Tafel Schokolade freilegten, der mit chinesischen Schriftzeichen bedeckt war. Im kalten, grellen schottischen Morgenlicht leuchtete er so gleißend, als sei er geradewegs vom Himmel gefallen. Es war die goldene Tafel.
    »Nach so vielen Jahrhunderten«, keuchte Marco, »hätte ich nicht gedacht, dass ich sie noch einmal wiedersehe.« Er hatte wirklich Tränen in den Augen. »Und das habe ich dir zu verdanken.« Doch er fasste die Tafel nicht an.
    »Bitte«, sagte Philippa und wischte sich die Hände ab. »Nehmen Sie sie ruhig.«
    »Ich fürchte, das hat mich schon immer nervös gemacht«, gestand ihr Marco. »Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum ich sie überhaupt verloren habe. Die Verantwortung für eine solche Macht war mir einfach zu groß. Nein, nimm du sie.«
    Philippa, die an solche Verantwortung eher gewöhnt war, hob die Tafel auf und wog sie in der Hand. Sie war sehr schwer. Und das lag nicht nur an ihrem Gewicht. Irgendetwas hatte die Tafel an sich – eine Art Elektrizität   –, die Philippa das Gefühl gab, wieder übernatürliche Kräfte zu haben. Ähnlich der Dschinnkraft.
    »Jetzt, wo wir sie gefunden haben«, sagte sie, »sollten wir besser darüber nachdenken, wie wir auf dem schnellsten Weg nach China kommen.«
    »Das ist eine Reise, die ich bereits gemacht habe«, sagte Marco. »Aber jetzt, wo du die goldene Tafel hast, wird es ganz einfach sein.«
    »Wie mächtig ist dieses Ding denn?«, fragte Philippa.
    »Grenzenlos«, sagte Marco. »Was immer du befiehlst, wird geschehen. Wem du Befehle erteilst, der hat keine Wahl, als dir zu gehorchen. So ist es um die goldene Tafel bestellt. Und so war es schon immer.«
    Marco seufzte und ging zum Ufer hinunter, wo er tief durchatmend aufs Meer hinausschaute. Philippa fand, dass der alte Mann traurig aussah.
    »Va bene«
, sagte er. »Es war schön, nach all den Jahren wieder in der Welt der Lebenden zu sein. Es hat mir gefallen. Wirklich. Auch wenn es nicht immer den Anschein hatte, Philippa. Aber meine Arbeit hier ist nun getan. Die Nachricht ist überbrachtund die goldene Tafel befindet sich in deinem Besitz. Daher ist es an der Zeit, dich zu verlassen.«
    Marco Polo mochte ein schrecklicher Reisegefährte gewesen sein, doch die Aussicht, allein nach China reisen zu müssen, erschien Philippa plötzlich noch viel schrecklicher. »Gehen Sie nicht«, sagte sie. »Nicht jetzt. Ich dachte, eine Reise nach China würde Ihnen gefallen.«
    »Das war einmal«, sagte Marco. »Aber jetzt nicht mehr. Außerdem könnte ich einen zehnstündigen Flug nach China nicht ertragen. Ich verstehe nicht, wie es überhaupt jemand aushält. Jedenfalls habe ich getan, was ich dem Großen Khan versprochen habe. Jetzt will ich einfach nur ausruhen. Ich hoffe, es gefällt dir in China ebenso gut wie mir.« Er bückte sich und küsste Philippa nach südländischer Art auf beide Wangen:
»Arrivederci, cara mia.«
    »Aber was soll ich Doktor Yes und den Mönchen erzählen?«, wollte Philippa wissen. »Sie werden sich fragen, was mit Ihnen geschehen ist.«
    »Nein«, erwiderte Marco. »Nicht, wenn du es nicht willst. Du wirst feststellen, dass die Menschen alles tun, was du willst, Philippa. Solange du die goldene Tafel in der Hand hältst. Viel Glück, mein Kind. Du bist ein bemerkenswertes Mädchen. Viel Glück und Gottes Segen.«
    »Aber was wird mit Ihnen?«, fragte sie besorgt.
    »Was soll mit mir werden, was nicht bereits geschehen ist?«, sagte Marco gelassen. Er setzte sich in den Sand, legte sich zurück und sah zur Sonne hinauf, als sei es ein heißer

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