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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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aus einem seltsamen, fast durchscheinend wirkenden grünen Stein erbaut war. Das Seltsamste an der Pyramide war jedoch die Erkenntnis, dass sie die Quelle des ohrenbetäubenden Lärms war, der die Höhle erfüllte. Es klang, als müssten sich Millionen von Kindern darin befinden, hineingestopft wie Sardinen in eine Dose. Wieder packte John das Grauen, als er hinter der Pyramidenwand eine erstickte Stimme vernahm; und es war kein Chinesisch, das er da hörte.
    »Helft mir!«, sagte die Stimme, die einem amerikanischen Mädchen zu gehören schien. »Helft mir bitte. Ich will nach Hause. Bitte, lasst mich frei. Ich will hier weg. Irgendwas ist passiert, als ich zu Hause fernsah! Helft mir bitte!«
    Sosehr er es auch versuchte, es gelang John nicht, die superglatten Wände der Pyramide zu durchdringen und dem Wunsch der Stimme nachzukommen. Aus was das Gebäudeauch bestehen mochte, es war für Geister undurchdringlich. John schwebte zur Spitze der Pyramide hinauf und sah, dass sie aus Diamanten zu bestehen und die steinerne Höhlendecke gerade eben zu berühren schien.
    Neugierig besah er sich den Kontaktpunkt ein wenig genauer und stellte fest, dass sich tatsächlich nur ein haarkleiner Spalt dazwischen befand.
    Versuchsweise machte er seinen Geisterfinger ganz dünn und schob ihn in den Spalt. Das war keine gute Idee. Ein gewaltiger elektrischer Funke sprang aus der Diamantspitze und traf John, sodass er durch die Luft geschleudert wurde und wie eine tote Fliege auf die Oberfläche des Silbersees hinabstürzte. Es dauerte mehrere Minuten, ehe er wieder zu sich kam. Zunächst glaubte er, der Stromschlag habe ihm die Sinne verwirrt. Denn plötzlich sah er Groanin vor sich, der nur wenige Meter von ihm entfernt stand und von einer Schar Kriegerteufel umringt war. Sie verharrten völlig regungslos, fast schlafend, wie die Krieger in der Grube. Doch es war klar, dass jeder Versuch, aus ihrer Mitte zu entkommen, sie augenblicklich aufwecken würde.
    Groanin sagte kein Wort. Er bewegte sich nicht. Seine Augen waren offen, doch sie schienen nichts zu sehen. Von Nimrod gab es keine Spur. Minutenlang fragte sich John, ob Groanin etwas zugestoßen war, bis ihm schließlich einfiel, dass er das am besten herausfand, indem er in den Körper des Butlers schlüpfte und seine Gedanken las. Genauso wie er es auch bei Finlay getan hatte.
    Vorsichtig schlüpfte John zwischen den Beinen eines Kriegerteufels hindurch und drang in Groanins Körper ein.
    »Gott sei Dank, die Kavallerie ist da«, dachte Groanin. »Ich stehe hier schon werweißwielange rum. Sobald ich mich bewege, macht mir einer dieser blöden Staubfänger die Hölle heiß. Hast du das goldene Dingsda mitgebracht, das uns aus diesem Höllenloch rausschaffen kann?«
    »Philippa ist noch nicht damit aufgetaucht«, gestand John.
    »Na, wunderbar«, stöhnte Groanin. »Du bist mir eine schöne Kavallerie. Eine schöne Kavallerie bist du.«
    Die Gedanken des Butlers über das, was ihm und Nimrod zugestoßen war, erwiesen sich als schwer fassbar und John kam zu dem Schluss, dass es nötig sein würde, Groanin genaue Fragen zu stellen, statt einfach nur seine Erinnerungen zu durchsuchen. Es war nämlich schlicht und einfach so, dass Groanins Verstand derzeit alles andere als geordnet war. In seinem Kopf ging es drunter und drüber und ein paar chaotische Sekunden lang musste sich John Gedanken hingeben, die sich um nichts anderes drehten als um die »verfluchten Chinesen« und die grauenhafte Vorstellung, Hundefleisch oder noch Schlimmeres zu essen; von einem Tornado verfolgt und von einer Biene gestochen zu werden; mit Sam, dem Engel, zu catchen; um Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett, um London, den Fußballclub Manchester City, die Erinnerung daran, von einem weißen Tiger den Arm abgebissen zu bekommen, und den Wunsch nach einer anständigen Tasse Tee und einer aktuellen englischen Tageszeitung. Alles, nur nicht das, was John wissen wollte.
    Nach und nach drang John zu den frischeren Erinnerungen des Butlers vor und begann zu verstehen, was ihm und Nimrod widerfahren war, nachdem sie durch die Sesam-öffne-dich-Türgetreten waren, und wie es dazu kam, dass in Groanins Kopf ein solches Durcheinander herrschte. Dabei fand er Folgendes heraus:
     
    Groanin folgte Nimrod zum Ende des Tunnels. »Was hat eine Pyramide hier unten verloren?«, murmelte er. »Wir sind weit weg von Ägypten. Weit weg, sage ich.«
    »Pyramidengräber spielten in vielen verschiedenen Kulturen eine Rolle«,

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