Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
gepackt und setzte sich neben Faustinas reglosen Körper auf den Liegestuhl. »In Rücken? In Schulter? Sagen Sie mir, wo, bitte.«
Nimrod schlug mit einem Ruck das Tuch zurück, das Faustina bedeckte. »In den Po«, sagte er. »Das hat mir jedenfalls Mr Rakshasas gesagt.«
»Also wirklich«, sagte Groanin und hielt sich die Augen zu. »Ich weiß gar nicht, wo ich hinsehen soll.« Er packte Finlay am Arm und schubste ihn von der Terrasse in die Suite zurück, wo sie dem Geschehen nicht mehr folgen konnten.
»In den Po?«, wiederholte Signor Medici.
»Sie wissen schon«, sagte Philippa. »Ins Hinterteil.«
»Ah.« Signor Medici lächelte und sagte etwas auf Italienisch, was, wie Philippa annahm, das italienische Wort für »Hinterteil« war. Er tippte die Biene, die er immer noch mit der Pinzette gepackt hielt, zweimal mit dem Brustkorb auf, um sie so wütend zu machen, dass sie zustach. Sie erledigte ihre Aufgabe promt und kurz darauf bildete sich ein münzgroßer, leuchtend roter Fleck auf Faustinas Hinterteil.
»Autsch«, sagte Philippa und biss sich auf die Lippe.
Faustina zuckte sichtbar zusammen, wie Philippa fand, verharrte dann aber regungslos.
»Einmal ist keinmal«, sagte Nimrod. »Signor Medici, eine Zugabe bitte.«
Der Italiener nickte und holte eine weitere Biene aus dem Fliegenkästchen für Angler, das er in seiner Jackentasche aus Padua mitgebracht hatte. Während er mit der Pinzette zugange war, hatte Philippa es sich genauer angesehen. Jede Biene befand sich in einem mit einem Glasdeckel verschlossenen separaten Fach, das auch ein paar Tropfen Honig enthielt, von denen sich die Biene ernähren konnte. Wie eine kleine Gefangene.
Der zweite Stich bewirkte ein deutlich stärkeres Zucken in Faustinas Allerwertestem, so als habe jemand einen Stromstoß durch ihre Beinmuskeln geschickt. Wie ein Frosch in einem Bioexperiment in der Schule, fand Philippa, die diesen Teil des Biologieunterrichts schon immer gehasst hatte.
»Autsch«, sagte sie wieder, diesmal lauter.
»Holen Sie noch eine aus ihrer Ka-biene«, sagte Nimrod, »dann müssten wir es geschafft haben.«
»Ich weiß nicht, wie du darüber noch Witze machen kannst, Onkel Nimrod«, sagte Philippa. »Es tut sicher sehr weh.«
»Okai«, sagte Signor Medici. »Jetzt ’ole iche Spezialbiene. Isse Dickschädel, sehr aggressiv und ’at schlechte mentale Einstellung. Isse nicht freundlich wie die anderen und will keinen Honig machen. Will gar nichts machen. Deshalb ’abe iche sie in Isolatione. Iche nenne sie Silvio.«
Er holte aus einem besonderen Kästchen eine Biene heraus, die deutlich größer war als die anderen beiden und deren Summen sich anhörte wie eine kleine Kettensäge.
Philippa betrachtete die Biene und krümmte sich förmlich, als Signor Medici sie auf Faustinas nackten Hintern setzte und dann kurz auftippte. Die Biene summte aufgebracht, senkte den Unterleib, stemmte sich mit den Hinterbeinen gegen das Fleisch und rammte dann mit aller Kraft ihren Stachel in das Hinterteil des Mädchens, in das sie obendrein eine extragroße Portion Bienengift absonderte.
»Aauuuuuuuu!«
Faustina stieß einen lauten Schrei aus und fasste sich mit beiden Händen an den Po, wobei sie Signor Medici die Pinzette aus der Hand schlug. Aus der Gewalt ihres Besitzers befreit, ließ sich Silvio, die Biene, kurz auf Faustinas nacktem Hintern nieder und stach noch einmal zu. Und noch einmal.
»Aauuuuuuuu!«
Faustina sprang vom Liegestuhl, erklomm die hohe Balustrade, und als sie sah, dass die Biene ein viertes Mal auf sie losgehen wollte, sprang sie seitlich von der Hotelbrüstung und tauchte mit einem eleganten Satz in die Fluten des Canal Grande.
Nimrod und Philippa liefen zur Brüstung und sahen gerade noch, wie Faustina wiederauftauchte und ans Ufer schwamm. Eine kleine Gruppe Neugieriger versammelte sich. Und Philippa hatte den Eindruck, dass sie recht schnell größer wurde. Sie schnappte sich einen Bademantel, rannte zur Tür hinaus und nach unten, um Faustina weitere Peinlichkeiten zu ersparen. Nimrod lachte aus vollem Halse.
»Das nenne ich ein Resultat, Signor Medici«, sagte er. »Der Auftrag wäre erledigt. Gut gemacht, mein Herr. Wirklich gut gemacht.«
Signor Medici sah sich achselzuckend um. »Iche ’abe meine beste Biene verloren«, sagte er unglücklich.
Nimrod gab ihm eine weitere Handvoll Banknoten. »Hier«, sagte er. »Kaufen Sie sich einen ganzen Korb voll.«
Stich wie eine Biene
Faustina kehrte mit Philippa ins
Weitere Kostenlose Bücher