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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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würde aber kaum möglich sein, wenn er in einem Wirbelsturm daherkäme, denn dann würde er eine Erklärung liefern müssen. Und dass seine Mutter den Wirbelsturm für weiter nichts als eine ungewöhnliche Ausprägung der New Yorker Kaltwetterfront halten würde, das schien ihm eher unwahrscheinlich. Aber bevor er Mr   Vodyannoy stoppen konnte, begann die Luft um seine Füße herum mit enormer Geschwindigkeit zu kreiseln, schneller und schneller, bis ihn schließlich ein kleiner, perfekt geformter Tornado sanft vom Teppich emporhob. John kämpfte um sein Gleichgewicht und ruderte mit den Armen wie ein Clown auf einem Hochseil.
    »Versuch doch nicht, stehen zu bleiben, Junge!«, schrie Mr   Vodyannoy und öffnete das Fenster seiner Wohnung im siebten Stock. »Setz dich, bevor du hinfällst. Meine Güte, mankönnte glauben, du bist noch nie in einem Wirbelsturm gereist.«
    »Bin ich auch nicht!«, rief John und setzte sich schnell hin. Aber es war zu spät. Der Wirbelsturm, der nicht größer war als ein Sessel – und genauso bequem   –, trug ihn bereits zum Dakotagebäude hinaus und über den Park hinweg. John schloss die Augen. Für ein paar Augenblicke verdrängte er die absehbaren Konsequenzen dieser Fortbewegungsart und versuchte, die Reise zu genießen.
    Nach wenigen Minuten senkte sich der Wirbelwind vor dem Eingang seines Elternhauses, und zwar ausgerechnet, als Mrs   Trump die Haustür öffnete und Salz auf die Treppe streuen wollte. Sie schrie auf, konnte John aber nicht sehen. Der Sturm, der inzwischen eine Menge Schnee mit sich trug, kam in die Diele gefegt wie ein Mini-Tornado, riss Mrs   Trump den Boden unter den Füßen weg, raste durch das Treppenhaus sieben Stockwerke hinauf bis in Johns Zimmer und setzte ihn behutsam auf seinem Ledersessel ab.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte John das sehr angenehm gefunden – aber zufällig war Mrs   Gaunt im Zimmer. Sie hatte gerade einen Anruf der empörten Mrs   Sacstroker erhalten. Die hatte die Zwillinge beschuldigt, sie hätten auf Dybbuks Drängen hin einen Wasser-Elementon auf Nadia losgelassen. Natürlich war Mrs   Gaunt alles andere als erfreut, als sie nun ihren Sohn nach Hause kommen sah, denn die Art,
wie
er kam, bestätigte nur, dass er ohne vorherige Absprache mit ihr seine Dschinnkräfte eingesetzt hatte.
    »Ich hoffe, Mrs   Trump hat nicht gesehen, dass du per Wirbelsturm nach Hause kommst, John«, sagte Mrs   Gaunt spitz.
    »Äh   … nein«, sagte er. »Glaub ich wenigstens nicht. Der Sturm hat sie umgeworfen und sie konnte vor lauter Schnee nicht aus den Augen schauen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Mit verlegenem Gesicht erschien Philippa in der Tür.
    »Wenn ihr nun schon beide hier seid«, sagte ihre Mutter, »könnt ihr mir vielleicht mal erklären, was das zu bedeuten hat? Ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung getroffen – eine Vereinbarung, die ihr freiwillig eingegangen seid   –, dass keiner von euch beiden seine Kräfte anwendet, ohne vorher mit mir zu sprechen. Und nun kommt John in einem Wirbelsturm nach Hause, und zwar wenige Minuten nachdem ich mit einer höchst ärgerlichen Jenny Sacstroker telefoniert habe. Jemand muss einen Wasser-Elementon auf die neue Frau von Jennys Exmann losgelassen haben. Seit zwölf Stunden regnet es in ihrer neuen Wohnung. Jawohl, es regnet! Sintflutartig. Jenny meint, dass Dybbuk euch dazu angestiftet hat.«
    »Das stimmt nicht«, sagte John. »Wir haben nichts damit zu tun.«
    »Dybbuk war es jedenfalls nicht, das weiß sie genau. Bevor sie die Fessel löst, mit der sie ihn gebunden hat, kann er sich mit Hilfe seiner Dschinnkräfte nicht mal die Schnürsenkel zubinden. Vorausgesetzt, es interessiert ihn überhaupt, ob seine Schnürsenkel zu sind oder nicht. Aber der Junge geht mich nichts an. Wie auch immer, ich glaube langsam, ich hätte Nimrod bitten sollen, euch beiden eine Fessel zu verpassen.«
    »Wir haben nichts damit zu tun. Ehrlich nicht«, beharrte John.
    »Ich soll dir glauben, John, und doch kommst du per Wirbelsturm zur Haustür herein.«
    Da erzählte John seiner Mutter von Mrs   Trumps Wohnung im Dakotagebäude und wie sie unter Miss Pickings gelitten habe, wie er die faule Reinemachefrau ›überzeugt‹ hätte zu gehen und wie er dann Mr   Vodyannoy kennen gelernt habe. Der sei sehr freundlich zu ihm gewesen und habe ihn per Wirbelsturm nach Hause geschickt, bevor John etwas hätte einwenden können. »Siehst du, ich habe meine Dschinnkräfte gar nicht

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