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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Ausstellungsstück in dem runden Ladenfenster darstellte.
    »Und ich sage dir, wir werden schon erwartet«, meinte John. »Sogar von einem mächtigen Dschinn.«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte Philippa.
    »Ganz einfach. Die Straße hier ist die einzige ohne Schnee.«
    »Du hast Recht«, sagte sie erstaunt. »An beiden Straßenenden liegt Schnee, aber hier nicht.«
    »Klar habe ich Recht«, sagte John. »Merkst du’s nicht auch an der Luft? Sie ist richtig warm. Hier ist es bestimmt um etliche Grad wärmer als in der Parallelstraße. Wie in einem Mikroklima, verstehst du? Um so was zu bewirken, braucht man starke Kräfte. Irgendwer – vielleicht Nimrod oder Mr   Rakshasas – wollte all den wärmeliebenden Dschinn wenigstens in dieser Straße ein angenehmes Klima bieten.«
    Aber Philippa hörte kaum zu. »Es ist ein Rätsel«, verkündete sie und zeigte auf die Karte in dem komischen kleinen runden Fenster. »Ich glaube, wenn wir die Lösung finden, kommen wir rein. Pass auf: ›Der Beginn von Ewigkeit. Das Ende von Seele und Weite. Der Beginn des Endes. Und das Ende aller Wege.‹«
    John zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Du nicht, aber ich«, sagte Philippa triumphierend. »Es ist ein Buchstabe:
E
ist der Beginn von Ewigkeit, das Ende vonSeele und Weite, der Beginn jedes Endes und das Ende aller Wege.«
    »Und was bringt uns das?«
    »Den Zutritt«, sagte Philippa und drückte auf das
e
in dem Wort
West
, das auf der Messingtafel eingraviert war.
    Augenblicklich erwies sich das Mauerstück mit dem Fenster als eine Tür, die an verborgenen Angeln hing. Sie schwang auf – und gab nicht etwa den Zugang zu einem dunklen gespenstischen Ort frei, sondern zu einem hellen großzügigen Gewölbe, von dem eine Wendeltreppe nach oben führte. Von der oberen Etage war deutlich zu hören, dass eine Feier im Gange war.
    »Reife Leistung, Schwesterherz.« John trat schnell in das Gewölbe ein. »Komm, bevor die Tür wieder zufällt.«
    Kaum war Philippa ihrem Bruder in das Gewölbe und die Wendeltreppe hinauf gefolgt, schlug unten die geheime Tür mit einem Rumpeln zu. Am oberen Ende der Treppe kamen sie in einen großen Raum mit fantastischer Aussicht. Es war aber nicht eine Aussicht auf die 57 th Street, wie sie es erwartet hatten, sondern eine auf Meer und Sonnenstrand. Aus einem Pulk von Leuten hatte sich ein großer Mann in einem leuchtend roten Anzug gelöst, der nun mit breitem Lächeln und ausgebreiteten Armen auf sie zukam. Es war ihr Onkel Nimrod.
    »Da sind sie ja«, sagte er und umarmte die Zwillinge liebevoll. »Wir haben uns schon gefragt, wo ihr bleibt.«
    »Wir hatten ein kleines Problem mit dem Rätsel an der Tür«, erklärte Philippa.
    »Tatsächlich? Ihr überrascht mich. Es ist ja nichts Kompliziertes.Nur ein kleiner Scherz von dem großen englischen Schriftsteller Jonathan Swift. Um Gesindel fern zu halten.«
    Dicht hinter Nimrod folgte ein alter Mann mit einem weißen Bart, weißem Turban und weißem Anzug. Voll Freude drückte er die Kinder an sich. »Eines ist gewiss, eine Feier ist erst dann eine Feier, wenn Überraschungsgäste kommen«, sagte er. Der alte Dschinn sah aus wie ein indischer Maharadscha. Weil er aber viele Jahre in einer Flasche in Irland gefangen gewesen war und sein Englisch aus dem irischen Fernsehen gelernt hatte, sprach er Englisch wie ein Ire.
    »Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Buch!«, sagten die Zwillinge.
    »Herzlichen Glückwunsch, ja!«, schloss sich Nimrod an. »Ihr Buch ist vermutlich das bedeutendste seit König Salomons
Grimoire

    Mr   Rakshasas lächelte vage. »Nett, dass Sie das sagen«, meinte er. »Aber in Wahrheit ist mein Buch nicht mehr als die Schnalle an einem alten Schuh.«
    »Was ist ein Grimoire?«, fragte John.
    »Das Handbuch eines Magiers, das sämtliche Formeln enthält, mit denen man einen Dschinn binden kann«, erklärte Nimrod. »Das früheste und bedeutendste Beispiel eines solchen Handbuchs ist das Testament des Salomon. Deshalb kam ich auf den Vergleich mit Mr   Rakshasas’ Buch – seinem Bagdad-Regel-Kompendium
.
«
    »Schluss damit«, sagte Mr   Rakshasas bescheiden. »Schöne Worte machen die härteste Rübe nicht weich.«
    »Aber auch den zartesten Kohl nicht hart«, entgegnete Nimrod. »Mr   Rakshasas hat sein Leben lang an diesem Buchgearbeitet«, erklärte er den Zwillingen. »Ihr müsst wissen, die Regeln von Bagdad sind im Lauf der Jahre ausgeufert und unüberschaubar geworden, sie enthalten inzwischen viele

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