Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
den heißen Wind aus der ägyptischen Wüste im Gesicht spürte. Getrübt wurde dieses gute Gefühl nur von seiner Sorge um Philippa, und diese Sorge war durch Nimrods ausweichende Erklärungen zum Ischtar-Fest und zu Ayeshas Reise nach Babylon kaum geringer geworden.
    Soviel sich John erinnern konnte, war Babylon die Metropole des antiken Mesopotamien gewesen und vor mehr als zweitausend Jahren von den Persern zerstört worden. Erahnte, dass weder Ayesha noch Philippa leicht zu finden sein würden.
     
    Das Kafur-Haus war ein heruntergekommener, von Efeu überwucherter Wohnblock im westlichen Teil von Kairo, das auf einer Insel im Nil lag. Es war ein Haus, an dessen finsterem Eingang die Menschen schnell vorübergingen, und kaum einer hätte gewagt, sich dem bedrohlich wirkenden Torhüter zu nähern, der davor saß. Er trug eine lange Dschellaba und einen Turban, war unrasiert, fast zahnlos und verströmte einen beißenden Geruch nach Katzen. Als er Nimrod erkannte, der mit John auf den Eingang zukam, ließ er ein meckerndes Lachen hören.
    »Mr   Nimrod, wie schön«, sagte er im Londoner Cockneyakzent. »Was führt Sie hierher, Sir?« Der Mann entblößte die gelben Stummel seiner restlichen Zähne zu einem abstoßenden Grinsen. »Aber ich weiß es ja längst.«
    »Hallo, Ronnie«, sagte Nimrod. »John, das ist Ronnie Plankton, der Verwalter der Dschinn-Zufluchtsstätte. Ronnie, das ist mein Neffe John Gaunt.«
    »Freut mich, Sir«, sagte John.
    »Meinerseits, Sohn, ganz meinerseits.«
    »Sie sind wohl Engländer?«, sagte John.
    »Genau. Aus London. West Ham, genauer gesagt. Bin schon seit dreißig Jahren hier. Eine kleine Jugendsünde, die schnellen Klimawechsel nötig machte.«
    »Ist er da, Ronnie?«, fragte Nimrod.
    »Izaak Balayaga? Gestern gekommen, Sir. Und in was für einem Zustand! Er hat gesagt, Sie würden wohl hier auftauchen und nach ihm fragen. Ich soll Ihnen ruhig sagen, dass erhier ist. Vierter Stock, Zimmer 28.   Passen Sie auf die Ratten auf, ja? Ich meine damit nicht Dschinn und nicht Irdische, sondern richtige Ratten mit Schwänzen. Die kommen vom Fluss her, wollen uns großen Ratten bisschen Gesellschaft leisten.« Ronnie lachte. »Ich denke, Sie kennen sich hier aus, Sir. Aber vielleicht erklären Sie Ihrem jungen Neffen das Nötigste.«
    Nimrod bückte sich, um sich die Schuhe auszuziehen, und bedeutete John, es ihm nachzutun. Dann schrieb er sein Fokuswort auf einen Zettel, steckte ihn in die eine Schuhspitze und reichte Ronnie beide Schuhe. John tat das Gleiche, wenn auch widerstrebend. »Ist das nicht riskant?«, fragte er seinen Onkel leise.
    »Man kann Ronnie einiges nachsagen«, meinte Nimrod. »Aber nicht, dass er ein Dieb ist.«
    »Danke, Sir«, sagte Ronnie. »Eine große Ehre, wenn man das von einem Dschinn Ihrer Herkunft zu hören kriegt.« An John gewandt fügte er hinzu: »Ich bin seit dreißig Jahren der Wächter dieses Hauses und keinem sind je die Schuhe abhanden gekommen. Oder sein Fokuswort. Mach dir also keine Sorgen, mein Sohn.«
    »Das Fokuswort in den Schuh zu stecken ist ein Zeichen des Vertrauens«, sagte Nimrod. »Würdest du so dumm sein und dich über die Regeln des Hauses hinwegsetzen, wäre Ronnie gezwungen, deinen Schuh zu verbrennen.«
    »Richtig«, sagte Ronnie. »Und weil es dein persönlicher Schuh ist und dein persönliches Fokuswort, würden deine Füße ewiges Feuer fangen. Was nicht angenehm ist. Nicht mal für dich und mich, die wir schon aus Feuer bestehen.«
    John folgte Nimrod in einen übel riechenden, mit Graffitibemalten Eingangsflur. Jedes Graffito war eine magische Formel oder ein Binde-Spruch. Manche waren englisch, die meisten aber lateinisch geschrieben oder in ägyptischen Hieroglyphen dargestellt. Sie sollten verhindern, erklärte Nimrod, dass innerhalb dieses Gebäudes Geist über Materie wirksam wurde. »Es ist wichtig, dass du das verstehst«, sagte er, während sie die Treppen hinaufstiegen, von denen wiederum jede mit Formeln bekritzelt war. »Egal, was uns Izaak erzählen wird, egal, wie böse wir ihm sein mögen – in diesem Haus darf keine Dschinnkraft angewendet werden. Das würde bei all den Beschwörungsformeln hier ganz schrecklich schief gehen.«
    »Aber warum sollte jemand freiwillig hier leben wollen?«, fragte John. »Wer Schutz braucht, könnte sich doch mit ein bisschen Dschinnkraft ganz gut helfen.«
    »Ich fürchte, du verstehst nicht ganz«, sagte Nimrod. »Die Anwendung von Dschinnkräften ist nicht nur Besuchern

Weitere Kostenlose Bücher