Die Kinder des Ketzers
standen die Bauern mit langen, säbelscharfen Sensen und mähten Schritt um Schritt Garben von hellem Korn. Es war sehr heiß.
Sie setzten sich auf eine steinerne Bank, die irgendjemand vor Jahren am Waldesrand aufgebaut hatte. «Und? Hat alles geklappt?», fragte Cristino.
Victor griff in sein Wams und reichte ihr einen ledernen Umschlag. «Verwahre ihn gut», sagte er. «Das ist eine Menge Geld.»
«Danke», sagte Cristino.
Victor starrte nachdenklich in das dürre Gras zu seinen Füßen.
«Wirst du es deiner Familie sagen?», fragte er leise.
«Ich kann nicht», sagte Cristino. «Frederi würde es vielleicht verstehen. Aber wenn Mutter auch nur ein Wort davon erfährt, sperrt sie mich in mein Zimmer ein, bis ich mit dem Siest vor dem Traualtar stehe!» Sie sah zum Haus hinauf. «Da ist noch etwas, worum ich dich bitten möchte, Victor», sagte sie leise.
«Ja?» Er lächelte sie an. «Schieß los!»
«Diese Frau, die mir bei unserem alten Haus begegnet ist. Kümmere dich um sie, bitte, nimm sie in Stellung oder irgendetwas. Und sag ihr, was aus Louise und Agnes geworden ist… sag ihr einfach, dass es uns gut geht und dass wir glücklich sind, in Ordnung?»
«Ja. Mache ich. Kein Problem.» Sein Blick hob sich, er sah mit gerunzelter Stirn zum Haus hinüber, wo Jacque und Bardou Heu von einem Karren in die Scheune schaufelten. «Du solltest nicht 1079
mehr zu lange warten mit der Sache», meinte er nachdenklich.
«Noch ist das Wetter schön. Aber in ein paar Wochen…» Er hob die Schultern.
«Ich warte nur noch, bis Fabiou aus Ais zurück ist», sagte Cristino.
Victor nickte. Er lächelte. «Viel Glück, Agnes», sagte er.
***
«Ich hab’s mir überlegt. Ich glaube, ich werde doch nicht Poet», sagte Fabiou.
Es war der Abend nach ihrer Rückkehr aus Ais, und die Familie saß im letzten Sonnenlicht des Tages im Castelblanc’schen Salon. Madaleno war mit einer Stickerei beschäftigt, Cristino studierte einen Brief des Cavalié de Siest, den ihre Mutter ihr gegeben hatte und dessen Inhalt etwa so originell war wie Sand in der Wüste. Maria Anno übte sich im Kurvenlaufen um den Tisch, an dem der Cavalié mit verzweifeltem Blick sein Rechnungsbuch studierte – für den Cavalié waren Geldgeschäfte ein rotes Tuch, wäre er auch nur ein bisschen wohlhabender gewesen, er hätte sofort einen Buchhalter eingestellt. Fabious Bemerkung riss ihn aus seiner Verzweiflung, er hob den Kopf und starrte seinen Stiefsohn an.
«Ach. Wirklich?», fragte er hoffnungsvoll.
«Ich bin einfach nicht begabt dafür», sagte Fabiou. «Ich habe noch nicht ein vernünftiges Gedicht geschrieben, und aus meiner Ballade ist auch nichts geworden. Ich denke, meine Stärken liegen einfach woanders.»
Der Blick des Cavaliés war alarmiert. «Was hast du dann vor?», fragte er misstrauisch.
«Oh… zuallererst muss ich mich mal um meine Barounie kümmern», meinte Fabiou. «Ich dachte, ich reite in den nächsten Tagen mal nach Bèufort und unterhalte mich mit dem Verwalter. Schließlich bin ich jetzt fast sechzehn. Da wird es doch Zeit, dass ich mich um mein Erbe kümmere, oder? Das Haus hat schließlich lange genug leer gestanden. Und später… na ja, ich habe mir gedacht, dass ich vielleicht Rechtslehre studieren sollte. Wie mein Vater. Und wie Loís jetzt.» Er lachte.
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Die Dame Castelblanc schrie auf, zum Teil, weil sie sich vor Entsetzen in den Finger gestochen hatte. «Du wirst aber doch nicht etwa auch… wie dein Vater…», stammelte sie atemlos, während sie nach ihrem Taschentüchlein fingerte, um es auf ihren blutenden Finger zu pressen.
«Was? Protestanten verteidigen? Oh, nur wenn sie es nötig haben», meinte Fabiou lächelnd. Ich hab’s geahnt, sagte der Blick des Cavaliés. «Hast du eine Ahnung, worauf du dich da einlässt?», grummelte er. «Pontevès wird immer mächtiger in Ais. Ich weiß nicht, auf was wir da zusteuern, aber ich bezweifle, dass es wesentlich harmloser sein wird als 1545. Und den Ärger, den du ihm gemacht hast, wird er so schnell nicht vergessen.»
«Ärger?», fragte Fabiou erstaunt.
«Oh, in den letzten Tagen hat es im Parlament einiges an Unruhe gegeben. Ursache war wohl ein gewisses Flugblatt, das seit einiger Zeit kursiert. Ein Baroun de Jansoun, der wohl Anwärter auf den Konsulposten war, ist überraschend nicht gewählt worden. Und dem Sazo de Goult haben offensichtlich einige Edlen nahegelegt, aus dem Parlament auszuscheiden. Und wenn man Philomenus Glauben schenken
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