Die Kinder Paxias
ihr, ihr Anliegen vorzutragen. Bitte schenkt ihr Gehör.“
Als Gareth mit einem Nicken seine Bereitwilligkeit demonstrierte, trat Saya rasch vor. Sie wartete eine weitere Vorstellung Arns nicht ab, wusste sie doch genau, wer ihr Gegenüber sein musste – ein Tribut, den sie ihrer Ungeduld zahlte.
„Ich grüße Euch, Gareth. Ihr entsprecht genau den Vorstellungen, die ich mir anhand der wenigen Geschichten, Sagen und Berichte über Euch gemacht habe.“
„Ich grüße Euch ebenfalls, Saya. Ihr seid eine faszinierende Erscheinung. Leider bin ich nicht bewandert genug in den Sagen Paxias, um behaupten zu können, dass mir die Sternwächter ein Begriff wären. Ihr habt sicher eine lange Reise hinter Euch, bis Ihr nun diesen isolierten Ort erreicht habt. Wie kann ich Euch helfen?“
Saya ließ sich nicht von Gareth ruhiger Freundlichkeit täuschen. Sie erkannte die Wachsamkeit hinter der Fassade.
Der Elf war muskulös genug, um die Anspannung seines Körpers zu verraten, sie sah die pressenden Bewegungen seines Kiefers, die Arme, die er wie in Abwehr vor seinem Oberkörper verschränkte.
Die Gründe für seine Reaktion waren vielfältig.
Die Ungewöhnlichkeit ihrer physischen Attribute, ausgeprägter Beschützerinstinkt seiner Gemahlin gegenüber und das Erkennen einer eventuellen Bedrohung in ihr.
Maya und Cedric hatten bereits dieses Thema erläutert: Eine Reizüberflutung von Eindrücken über die Neuankömmlinge und ihrer Motive, nach so vielen Jahren der Isolation.
Was immer es war, oder alles zusammen, Saya traute sich nicht zu, eine endgültige Einschätzung vorzunehmen. Die Tatsache führte zu großer Unsicherheit in ihrer Wortwahl. Erstmals wünschte Saya sich mehr diplomatisches Geschick.
Und wenn auch nur für einen einleitenden Satz.
Leider behielt ihre sprachliche Fähigkeit, alle Informationen auf den Kern zusammenzuschrumpfen und mit einem Minimum an Wörtern vorzutragen die Oberhand.
„Arn hat richtig gesprochen. Ich verfolge einen Auftrag, der sein Ziel in einem Gespräch mit Eurer Gemahlin finden wird. Bitte führt mich zu ihr.“
Allerdings führte ihre erklärungslose Forderung nicht gleichzeitig zu einer Reduzierung ihrer Erwartung an seine Kooperationsbereitschaft. Und so – das Ende ihrer monatelangen Bestrebungen endlich greifbar – kämpfte Saya gegen die innere Ungeduld, als Gareth, statt einer antwortenden Reaktion, schweigend vortrat.
Irritiert beobachtete sie, wie der Elf in Cecils persönlichen Bereich drang und diesen eindringlich musterte.
Cecil gab den Blick mit der entwaffnenden Offenheit zurück, der zwar seine Herzenswärme verriet, aber seiner Redebereitschaft über sich selbst Lügen strafte. Die Ermangelung eben dieser, hatten Saya und Kaeli bereits erfahren müssen.
Ob Gareth mit seinen Erkenntnissen zufrieden war, konnte die Gelehrte nicht ergründen. Ein schneller Blick zu Arn verriet, dass dieser ebenso ratlos blieb wie sie.
Kaeli wandte er sich als nächstes zu, doch nur sehr kurz. Ihr schenkte er ein überraschend weiches Lächeln, welches mit demselben Wimpernschlag verschwand, dem er sich ihr widmete.
Tiefgrüne Augen hefteten sich fest in ihre.
Saya spürte die Wärme seinen Körpers, den Hauch seines Atems, so direkt war er vor ihr – über ihr. Sie wich ihm nicht aus, ihr Blick hielt seinem stand, auch als die Wärme in Hitze umzuschlagen drohte, die langsam in ihrem Kopf begann und an der Haut ihres Körpers entlangkroch.
Er berührte sie nicht, doch seine Aura vermischte sich mit ihrer, schien sie verschlingen zu wollen. Ihr Instinkt schrie nach Abwehr, ihre Muskeln schmerzten vor Spannung, signalisierten Fluchtbereitschaft.
Gareth war ein mächtiger Elf, er ließ sie die Energie seines Geistes spüren, versuchte ihren zu überwältigen.
Saya verharrte regungslos. Ihre Disziplin beim Training ihrer Körperbeherrschung zahlte sich aus. Keinem einzigen Muskel gestattete sie das leiseste Zucken. Sie war sich ihrer eigenen Kraft bewusst, kannte ihre Stärken und Schwächen gut genug, um keiner von ihnen nachzugeben.
Denn ihr Verstand nahm eine Tatsache wahr, für die ihre Instinkte blind schienen.
Es gab nichts – absolut nichts Drohendes an Gareth, weder in seiner Haltung, noch in seiner Miene, noch in seinem Blick. Alles an ihm strahlte Analyse aus, nicht Gewalt oder Aggression.
Ein Windzug brachte den Ärmel seines Hemdes kühl an ihren Arm, und Saya dämmerte, dass er ihr seine Hand bot. Ohne den Kontakt abzubrechen, ergriff sie
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